1000. „Tatort“: Darsteller Milberg wurde mit Waffe bedroht

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Bild: Destina - Fotolia.com
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In der 1000. Folge des „Tatort“ ermitteln Maria Furtwängler und Axel Milberg gemeinsam, im Interview erklären die Schauspieler, welche Erinnerungen sie an die erste Episode der ARD-Krimireihe haben.

Als „Tatort“-Kommissare Lindholm aus Hannover und Borowski aus Kiel ermitteln sie im 1000. Film der ARD-Kultreihe erstmals gemeinsam. Die Jubiläums-Episode heißt wie die allererste von 1970 – „Taxi nach Leipzig“. Im Auto erleben Maria Furtwängler und Axel Milberg am Sonntag ab 20.15 Uhr einen Höllentrip. Privat treffen beide längst oft zusammen. „Maria und ich kennen uns seit Mitte der achtziger Jahre“, erzählt Milberg (60) im Interview der beiden in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Ich hatte eine Episoden-Hauptrolle in der Serie ‚Eine glückliche Familie‘, worin sie die Tochter Katja spielte.“ Und seit Anfang der Neunziger ist Furtwängler (50) die beste Freundin von Milbergs Frau Judith, einer Designerin.
 
Erinnern Sie sich, wann Sie die legendäre Folge eins erstmals gesehen haben? Und spielt die „Tatort“-Tradition für Sie beide überhaupt eine Rolle – oder ist Ihr Zugang ganz heutig?

Maria Furtwängler: Das Tolle am „Tatort“ ist für mich die Mischung aus Tradition und Aufbruch. Es gibt kein Format, dass experimentierfreudiger wäre. Ich hab’ den ersten „Tatort“ irgendwann mal gesehen, aber mehr als eine einzelne Folge bewundere ich das Gesamtkunstwerk „Tatort“. Deswegen bin ich, als ich damals vom NDR angesprochen wurde, schier in Ohnmacht gefallen vor Glück. Ich hatte dann so meine Gedanken, wie die Ermittlerin zu sein hätte. Das Spannende bei dieser Reihe ist, wie sie sich der Zeit anpasst. So war ich etwa irgendwann der Meinung, Charlotte braucht ein Kind – einfach, weil das unsere Wirklichkeit von berufstätigen Alleinerziehenden spiegelt.
 
Axel Milberg: Ich erinnere mich gar nicht an die Folge Nummer eins. Bei der Erstausstrahlung war ich wohl erst vierzehn Jahre alt. Durchaus erinnere ich mich aber an Kommissar Trimmel, den ja Walter Richter spielte. Trimmel, Kressin alias Sieghardt Rupp, Klaus Schwarzkopf als Finke, der damals bei uns in Kiel ermittelte – ich dachte damals, den „Tatort“ gebe es überhaupt nur in Schleswig-Holstein. Und an Hans-Jörg Felmy als Haferkamp. Schimanski kam mir erst zu laut, krachig und wuschelig daher, da fühlte ich mich bedrängt – bis ich auch ihn schätzen lernte. Ich sehe keine direkte Ähnlichkeit zu diesen Ermittlern, zu lange her.
 
Was den aktuellen Film betrifft: Können Sie sich vorstellen, persönlich so mutig wie Ihre Rollenfiguren zu reagieren, wenn ein Mörder sie in sein Taxi sperren würde? Lindholm wächst am Ende über eigene Ängste hinaus – und Borowski plant kühl, was er tun kann.
 
Furtwängler: Ja, ich könnte mir zumindest vorstellen, dass es in mir ähnliche anfängliche Panik auslösen würde und auf dieser Vorstellung konnte ich für meine Darstellung aufbauen. Ich glaube, dass uns nichts verzweifelter und wütender macht als Hilflosigkeit. Lindholm ist hier ja ganz ohne ihren Polizeiapparat, der sie sonst schützt.
 
Milberg: Ich war mal in einer ähnlichen Situation und habe mich der durch Flucht entzogen. Das war Instinkt. Ich spürte, ich muss hier weg, ich darf an dem Ort nicht bleiben, ich muss Öffentlichkeit herstellen. Der Gegner war bewaffnet. Nachts auf dem Lande, in der finstersten Dunkelheit. Das zeigt mir, dass ich nicht in Passivität verharre. Ich würde wohl immer fiebrig und flackernd überlegen, was zu tun ist. Und ich hätte auch keine Scheu, einen Entführer, der mich vielleicht umbringen will, entsprechend auszuschalten.
 
Sie, Frau Furtwängler und Ihre Frau Judith, Herr Milberg, sind seit 20 Jahren eng befreundet. Ist im Rahmen dessen vielleicht die Idee aufgekommen, dass Sie mal gemeinsam im „Tatort“ ermitteln?
 
Furtwängler: Judith und ich? (lacht) Nein, im Ernst, derlei Entscheidungen lasse ich sehr gern die Redaktion treffen.
 
Milberg: Nein, überhaupt nicht. Es hatte allerdings schon früher von Seiten der Sender vier oder fünf Ideen gegeben, was wir zusammen hätten spielen können. Was mit „Tatort“ gar nichts zu tun hatte, wir waren damals noch keine Ermittler.
 
Kürzlich geisterte durch die Medien eine Liste der Gagen der „Tatort“-Ermittler, die von Ihnen, Frau Furtwängler, mit 220.000 Euro pro Film angeführt wird. Sie, Herr Milberg, sollen auf dem dritten Platz 115.000 Euro bekommen. Mögen Sie die Summen bestätigen – und warum eigentlich wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so ein Geheimnis um Schauspieler-Honorare gemacht?
 
Furtwängler: Es gibt einige Dinge, über die ich grundsätzlich nicht spreche. Da gehört Gage dazu. Ich meine aber, dass Journalisten, die über Geld schreiben, sorgfältig recherchieren sollten. Und hier muss ich ganz klar sagen: Das haben die überhaupt nicht gemacht – weit davon entfernt. Im Übrigen gibt es bei uns im Lande die Tradition, dass Schauspieler über ihre Gagen nicht sprechen.
 
Milberg: Was die Summe betrifft – schön wär’s. Wie immer schlecht recherchiert. Warum sonst dieses Geheimnis gemacht wird, weiß ich auch nicht, es verhandeln ja immer unsere Agenturen mit den Sendern. Und solange ich nicht amerikanischer Präsident werden will, der seine Einkünfte offen legen muss, ist mir das auch egal.
 
ZUR PERSON: Maria Furtwängler wurde am 13. September 1966 in eine Künstlerdynastie geboren. Sie studierte Humanmedizin, ihre erste große Fernsehrolle erhielt sie ab 1984 neben Maria Schell und Siegfried Rauch in der ARD-Serie „Eine glückliche Familie“. Furtwängler ist mit dem Münchner Verleger Hubert Burda verheiratet, hat zwei Kinder und engagiert sich sozial – etwa als Präsidentin des Kuratoriums von „German Doctors“. Axel Milberg, am 1. August 1956 in Kiel geboren, war von 1981 bis 1998 Mitglied der Münchner Kammerspiele. Der Vater von drei Kindern ist mit der Designerin Judith Milberg verheiratet und lebt in München. [Ulrike Cordes/kw]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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