120-Millionen-Euro-Sonde soll in den Atlantik stürzen

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Südamerika soll neuesten Berechnungen zufolge die Region sein, über der die tonnenschwere Raumsonde „Phobos-Grunt“ in die Atmosphäre eintritt. Unklar ist noch, ob die Trümmer bewohntes Gebiet treffen könnten.

Die Raumsonde „Phobos-Grunt“ wird russischen Experten zufolge vermutlich über Argentinien in die Erdatmosphäre eintreten. Die dabei nicht verglühenden Teile könnten nach jüngsten Berechnungen am Sonntag nach 17.00 Uhr MEZ in den Atlantik stürzen, teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos am Freitag nach Angaben der  Agentur Interfax mit. Eine Gefahr für bewohnte Gebiete sei nicht völlig auszuschließen, sagte der Moskauer Raumfahrt-Experte Alexander Ilin. Details seien aber erst kurz vor dem Absturz berechenbar.
 
Die Giftstoffe im Tank sowie das radioaktive Kobalt an Bord verglühten wohl, sagte Ilin. „Die rund 13,5 Tonnen schwere Raumsonde wird von der Hitze förmlich zerrissen.“ Rund zwei Tonnen der Raumsonde seien aus Metall, davon könnten voraussichtlich 200 Kilogramm als Trümmer zur Erde fallen.

Der am „Phobos-Grunt“-Projekt beteiligte Forscher Wladimir Sytschjow sagte, an Bord des 120 Millionen Euro teuren Flugkörpers befänden sich auch Mikroorganismen und Fruchtfliegen. „Sie befinden sich in hermetisch abgeschlossenen Titankapseln und stellen keine Bedrohung für die Bevölkerung dar – falls sie den Absturz überhaupt überstehen“, wurde der Wissenschaftler vom Institut für Biomedizinische Probleme (IMBP) zitiert.

Schwere Vorwürfe gegen Roskosmos erhob der Flugpionier Wladimir Bugrow. „Wenn einigen Ingenieuren vor dem Start von „Phobos-Grunt“ tatsächlich klar war, dass die Mission nur 50 Prozent Erfolgschancen hat – warum haben sie dann ihre nötige Unterschrift geleistet?“, sagte der 78-Jährige der Zeitung „Rossijskaja Gaseta“.
 
Bugrow sprach von der „schwersten Pannenserie in der russischen Raumfahrt seit 50 Jahren“. Zuletzt seien 1962 fünf Raketenstarts gescheitert. Russland benötige dringend ein Raumfahrtprogramm mit klarer Perspektive, forderte Bugrow. Diese könne nur heißen: Mars-Expedition. Im vergangenen Jahr waren bei fünf russischen Pannen Trägerraketen abgestürzt und teure Satelliten verlorengegangen.
 
Die am 9. November 2011 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartete „Phobos-Grunt“ sollte bis 2014 im All bleiben und den Marsmond Phobos erforschen. Wegen einer technischen Panne blieb die Raumsonde aber in der Erdumlaufbahn stecken. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren wollte die Raumfahrtnation Russland nach Rückschlägen wieder international Eindruck machen.
 
Die Flugleitzentrale bei Moskau kündigte unterdessen an, dass die Internationale Raumstation ISS erneut ein Ausweichmanöver fahren müsse. Am Freitagabend werde die Flugbahn der ISS leicht verändert, um Trümmern des  US-Kommunikationssatelliten Iridium-33 auszuweichen. Der US-Apparat war 2009 in einem spektakulären „Weltraum-Crash“ mit einem ausgedienten russischen Militär-Sputnik kollidiert. [dpa/sv]

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