50 MBit/s über Mobilfunk? Der Denkfehler der Regierung

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Bis 2018 soll jeder deutsche Haushalt mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 MBit/s im Internet surfen können. Versorgungslücken auf dem Land sollen dabei notfalls über den Mobilfunk geschlossen werden. Doch der Plan der Bundesregierung enthält eine Denkfehler, denn Breitband über LTE ist nicht das Gleiche wie Breitband über Festnetz.

Die Bundesregierung hat ihre Digitale Agenda 2014 – 2017 vorgestellt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Innenminister Thomas de Maizère und Infrastrukturminister Alexander Dobrindt bekräftigten bei der Pressekonferenz zur Präsentation am Mittwochvormittag nochmals das Ziel der Bunderegierung, wonach bis 2018 jedem deutschen Haushalt eine Breitbandverbindung mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 MBit/s zur Verfügung stehen soll.

Derzeit seien laut Sigmar Gabriel etwa 64 Prozent der Haushalte mit einem entsprechenden Anschluss ausgestattet. Ein Großteil der restlichen 46 Prozent können durch den Ausbau der Festnetze aufgerüstet werden. Jedoch sei es unrealistisch, dass wirklich jeder Haushalt eine entsprechende Festnetzverbindung erhalten wird. Einige Haushalte müssten daher via Mobilfunk mit Breitbandinternet versorgt werden.
 
Dieser Denkansatz ist grundsätzlich richtig, er verfehlt jedoch das Ziel ein Stück weit, denn wie Internetexperte Jörg Brunsmann im Anschluss an die Pressekonferenz beim Sender Phoenix zu bedenken gab, sind Breitband über das Festnetz und Breitband über LTE nicht das Gleiche. Denn während bei Festnetzverträgen Flatrate-Modelle vorherrschend sind, sind die Mobilfunkangebote bei einem ähnlichen Preis in der Regel an sehr begrenzte Datenvolumen gebunden. Wer also über LTE genau soviel surfen möchte wie über einen VDSL-Anschluss oder das TV-Kabel, ist gezwungen, zu seinem normalen Vertrag teueres Datenvolumen hinzu zu buchen.
 
Was Sigmar Gabriel und viele Andere offenbar nicht verstehen: Eine hohe Surfgeschwindigkeit ist praktisch wertlos, wenn der Nutzer sie nicht einsetzen kann, um datenintensive Dienste zu nutzen, weil eine Volumengrenze dies verhindert. Für Dienste mit geringem Datenaufkommen hingegen, braucht es auch keine Surfgeschwindigkeiten von 50 MBit/s oder mehr. Eine Breitbandversorgung über Mobilfunk wäre erst dann gleichwertig zu einer Versorgung über das Festnetz, wenn sie zu ähnlichen Preisen auch ähnliche Konditionen bietet. [ps]

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17 Kommentare im Forum

  1. AW: 50 MBit/s über Mobilfunk? Der Denkfehler der Regierung Die verstehen das schon - aber es ist günstiger sich dumm zu stellen.
  2. AW: 50 MBit/s über Mobilfunk? Der Denkfehler der Regierung dises problem könnte man ja noch lösen. Das gravierende Problem ist, dass LTE ein shared medium ist
  3. AW: 50 MBit/s über Mobilfunk? Der Denkfehler der Regierung Ne, bei Politikern und Internet braucht man keine Boshaftigkeit zu befürchten – die Inkompetenz reicht locker aus.
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