65 Jahre UKW: Von der Radio-Revolution zum Auslaufmodell

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Vor 65 Jahren läutete die Ultrakurzwelle eine regelrechte Revolution im Radio ein. Heute kämpft UKW immer heftiger mit der digitalen Konkurrenz und muss sich trotz technischer Weiternetwicklung eingestehen, dass ihre Tage wohl gezählt sind.

Der 28. Februar 1949 bedeutete eine Revolution für das Radio in Deutschland. Damals startete der erste UKW-Sender Deutschlands – und sogar Europas – in München. Der Bayerische Rundfunk schickte sein Programm als erster per Ultrakurzwelle zum Hörer – einen Tag später gab der Nordwestdeutsche Rundfunk den Startschuss für einen UKW-Sender in Hannover. Die Münchner schlugen den „Preußen“ damit ein Schnippchen, wie es in dem Buch „Der deutsche Rundfunk – Faszination einer technischen Entwicklung“ heißt. Eigentlich sollten beide Sender nach Absprache zwischen BR und Nordwestdeutschem Rundfunk zeitgleich starten – der BR hielt sich aber nicht daran und kann sich das Jubiläum darum heute allein auf die Fahnen schreiben.
 
Es folgten weitere Sender in Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Kassel, Nürnberg, Würzburg und Köln. Schon Ende April 1950 hatten nach Angaben der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GfU), die die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin ausrichtet, rund 40 Prozent der Rundfunk-Hörer die Möglichkeit, UKW-Sender zu empfangen.

Dabei war der Siegeszug der UKW eher aus der Not geboren. Die Grundlage für den Wiederaufbau des Rundfunks in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bildete der Kopenhagener Wellenplan von 1948. „Darin wurden Deutschland bisherige Senderrechte zum Großteil aberkannt“, sagt Jan Höltje vom historischen Archiv des Bayerischen Rundfunks.
 

„Für die vier Besatzungszonen waren nur acht Mittelwellen und keine Langwellen vorgesehen“, heißt es in dem Buch „Der deutsche Rundfunk – Faszination einer technischen Entwicklung“. Und bei der Verteilung der Mittelwellen bekamen die Deutschen dann auch noch ungünstige Frequenzen. Der deutsche Rundfunk brauchte also eine neue Sender-Infrastruktur.
 
Und die fand er mit Hilfe der Ultrakurzwellen, Wellen von einem bis zehn Metern. Schon Ende der 1920er Jahre war erstmals der Vorschlag aufgekommen, UKW für den Rundfunk zu nutzen, und der Rundfunkpionier Hans Bredow schlug die UKW-Nutzung 1930 in Wien auf einer deutsch-österreichischen Rundfunktagung auch konkret vor. Es sollte allerdings noch fast zwanzig Jahre dauern, bis der erste UKW-Sender in Deutschland startete. Zwischen 1950 und 1956 begannen die Rundfunkanstalten mit dem Aufbau weiterer UKW-Sender und schon am 20. Dezember 1953 konnte der hundertste Sender in Betrieb genommen werden.
 
Von einer „Welle der Freude“ war die Rede. Denn die UKW-Übertragung verwendet die sogenannte Frequenzmodulation (FM) und konnte Radiosignale mit weniger Störungen und besserem Frequenzgang verbreiten. „Der Vorteil war die höhere Tonqualität“, sagt Höltje vom BR. Und das weckte das Interesse der Hörer. Auf der ersten Funkausstellung nach dem Krieg, 1950 in Düsseldorf, gab es UKW-Geräte für 19,50 D-Mark zu kaufen.
 
Im August 1963 dann der nächste Qualitätssprung: Erstmals gab es in der Bundesrepublik Radiosendungen in Stereo mit zwei getrennten Tonkanälen. Offiziell eingeführt wurde der Stereoton beim UKW-Radio nach GfU-Angaben zur Funkausstellung 1963 in Berlin. Übertragen wurde damals ein Eröffnungskonzert aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks in Berlin.
 
Inzwischen ist der UKW-Bereich dank der großen Sendervielfalt ziemlich überfüllt. Zuletzt gab es ausgerechnet wegen eines neuen Senders der UKW-Pioniere vom Bayerischen Rundfunk Ärger. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) befürchtete eine Benachteiligung privater Hörfunksender, wenn der BR seine Jugendwelle „Puls“ auf UKW ausstrahlt. Das Gleichgewicht zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Radioprogrammen drohe aus dem Lot zu geraten.
 
Zum 65. Jahrestag des ersten UKW-Senderstarts aber ist die digitale Revolution Experten zufolge inzwischen drauf und dran, die Rundfunkrevolution von einst abzulösen. Das digitale – auch online zu hörende – Radio wird immer beliebter. Sender aus aller Welt zu empfangen, ist kein Problem mehr. Die GfU urteilt: „Trotz aller technischen Weiterentwicklung ist die analoge UKW-Übertragung ein Auslaufmodell.“[Britta Schultejans/fm]

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81 Kommentare im Forum

  1. AW: 65 Jahre UKW: Von der Radio-Revolution zum Auslaufmodell UKW ist (noch?) kein Auslaufmodell. Die großen Privatradioveranstalter bevorzugen diesen Verbreitungsweg weiterhin. Hält es ihnen doch lästige Konkurrenz vom Leib. Zudem gibt es noch kein Abschaltdatum. Von mir aus können DAB+ und UKW auf ewig parallel bestehen bleiben. Hauptsache ist, man schafft es endlich, überall in Deutschland terrestrische Vielfalt zu bieten.
  2. AW: 65 Jahre UKW: Von der Radio-Revolution zum Auslaufmodell Ich bin pro DAB+, obwohl ich im Norden Deutschlands in einer absoluten DAB-Wüste lebe, sprich in der Straße in der ich wohne, können genau 0 Programme empfangen werden. Allerdings sehe auch keinen Grund warum UKW das Zeitliche segnen sollte. Simulcast muss allerdings nicht sein.
  3. AW: 65 Jahre UKW: Von der Radio-Revolution zum Auslaufmodell Finde ich schon sehr gewagt, den Artikel. Bei einer Nutzung von sicher über 90% UKW-Geräten gegenüber vielleicht 7% Internetradios und 3% DAB von einem Aussterben zu reden...
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