ARD-Vorsitzende geht in Friedensverhandlungen mit Verlegern

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Im Streit zwischen Verlegern und den öffentlich-rechtlichen Sendern um die Online-Aktivitäten geht Karola Wille auf Verleger zu. Hat sie eine Lösung parat?

Gemeinsam mit den Verlegern will die scheidende ARD-Vorsitzende und Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) gegen die Wirkmacht der Internetkonzerne antreten und sich nicht im Streit um Online-Inhalte mit den Print-Medien festfahren. Damit nimmt die Wille indirekt auch Bezug auf eine Maßnahme des Westdeutschen Rundfunks (WDR).

Dort verkündete letzte Woche Intendant Tom Buhrow, dass sein Sender im Internet ab sofort einen Schwerpunkt auf Video- sowie Audioformate und weniger auf Texte legen werde. Diese Idee wurde ARD-intern jedoch auch teilweise kritisiert. So sprach sich unter anderem der NDR dagegen aus.

Verleger kritisierten bundesweit mehrfach die öffentlich-rechtlichen Sender wegen ihres zu laschen Sendungsbezugs bei Online-Artikeln, und legten teilweise auch Klage vor Gericht dagegen ein. Nun geht die Noch-ARD-Chefin (Anm.: Der Vorsitz wechselt ab Januar 2018 von der MDR- zum BR-Intendanz) aber auf sie zu.

Bei einer medienpolitischen Rede in Berlin betonte Karola Wille „die teilweise dramatischen Umsatzrückgänge im Zeitungswesen bedeuten in der Tat eine Gefahr für den demokratischen Diskurs unseres Gemeinwesens.“

Während ihrer Rede räumte sie ein, dass der öffentlich rechtliche Rundfunk mit den Verlegern publizistisch und gesellschaftspolitisch in einer „Verantwortungsgemeinschaft“ sei. Man müsse gemeinsam Verantwortung übernehmen, sagte sie, machte aber auch deutlich: „Der Grund für die teilweise erdrutschartigen Veränderungen sind nicht wir“.

Wille sieht die Urachse für das Problem bei den Bürgern und ihrem Nutzungsverhalten, das sich geändert habe. Die Sender spüren: Die Menschen nutzen das Internet in immer größerem Ausmaß zur Rezeption von Medieninhalten. Außerdem haben in ihren Augen die sozialen Netzwerke das Werbeprinzip im negativen Sinne perfektioniert.

Anzeigen seien nicht mehr als solche zu erkennen, gibt sie zu bedenken: „Die globalen Plattformen haben mit ihrer unerbittlichen Netzwerklogik, die ohne publizistische Grundwerte Inhalte als Köder für Konsumenten auswerfen, eine bisher nie gekannte Wirkmacht erreicht. Hier aber müssen wir gemeinsam, Verleger, Publizisten und öffentlich-rechtliche Redaktionen eine Antwort finden. Wir brauchen eine strategische Partnerschaft“, analysiert Wille. „Wir sollten meines Erachtens die Verleger dort unterstützen, wo es um die wirtschaftlichen Grundlagen für Qualitätsjournalismus geht.“[PMa]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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