ARD zeigt dreistündige Mankell-Verfilmung „Der Chinese“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Eine neue Henning-Mankell-Verfilmung soll der ARD ein Krimi-Highlight zum Jahresausklang bescheren. „Der Chinese“ nach dem gleichnamigen Roman des schwedischen Bestsellerautors läuft zur Hauptsendezeit – knapp drei Stunden am Stück.

Spannend, aber sperrig: Für Filmemacher seien sie das, die Bestseller des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell. „Wenn er die Romane schreibt, hat man nicht den Eindruck, dass er den Verfilmungsvertrag schon im Kopf hat, was bei vielen anderen Autoren der Fall ist“, meint Oliver Schündler, Produzent des jüngsten Mankell-Films „Der Chinese“, den die ARD an diesem Freitag (20.15 Uhr) zeigt. „Henning sagt das auch ganz klar: Ein Roman ist ein Roman, ein Film ist ein Film. Er hat auch schon Drehbücher abgelehnt, wo jemand sklavisch am Roman klebte“.
 
Zum Jahresende kommt nun das jüngste größere Werk des 63-Jährigen jenseits seiner Kommissar-Wallander-Reihe auf den Bildschirm: mehr als 600 Buchseiten, erzählt in 175 Filmminuten zur Hauptsendezeit am Abend vor Silvester. In dem 2008 erschienenen Roman rückt Mankell China in den Mittelpunkt seiner Geschichte, die zurückreicht bis zum Schicksal chinesischer Zwangsarbeiter beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert in Amerika. Es geht um Schuld und Sühne, Rache und Gerechtigkeit, Kapitalismus und Kolonisation.
 
Spannend und mitunter blutrünstig zieht der Film auch gleich zu Beginn seine Zuschauer sofort in das Grauen hinein: Ein winziger Ort in Schweden wird Schauplatz eines Massakers. Fast alle Bewohner fallen dem blutigen Verbrechen zum Opfer – auch die Eltern und Verwandten von Strafrichterin Brigitta Roslin (Suzanne von Borsody). Die resolute Richterin, deren Ehe mit Staffan – gespielt von Michael Nyqvist („Verblendung“, „Verdammnis“, „Vergebung“) – scheinbar am Ende ist, jagt fortan den Täter auf eigene Faust. Eigentlich ist damit Kommissarin Vivi Sundberg (Claudia Michelsen) beauftragt.
 
„Ich habe gedacht, Brigitta wäre gerne ein Sheriff im Wilden Westen gewesen“, erklärt Borsody ihre Herangehensweise. Zu Beginn der Geschichte sei ihre Brigitta frustriert über das Rechtssystem, doch die Hände seien ihr gebunden. „Ich glaube, ihr größter Wunsch wäre gewesen, da jemanden aufzuhängen, sage ich jetzt mal provokativ“, meint die 54-Jährige. „Deswegen: Man muss aufpassen, was man sich wünscht. Wenn man auf einmal in die Situation kommt, wo sich das erfüllt, verändert das natürlich Menschen“.

Bis nach China führt sie die Suche nach dem Massenmörder. Auf Dreharbeiten in China selbst verzichteten die Filmemacher indessen. „Es war vollkommen unmöglich, es geht einfach nicht“, berichtet Regisseur Peter Keglevic. „Es geht schon nicht, wenn man eine Geschichte hätte, in der man sagt, dass ein Chinese einen Europäer umgebracht hat“. Man bekomme keine Dreherlaubnis. „Und hier die Geschichte zu erzählen, dass ein Chinese 19 umgebracht hat, bei einem solchen Massaker, inklusive Korruption und Bestechlichkeit – das ist undenkbar“.
 
Es sei „riskant und gefährlich“ für Produzenten, nach China zu gehen. „Einen Tag vor Drehbeginn sagen die plötzlich alle Drehgenehmigungen ab – es gibt keine Zuverlässigkeit“, meinte Keglevic („Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker“). So wurde in Österreich, Schweden und Taiwan gedreht – nach dem Drehbuch des Vater-Tochter-Gespanns Fred und Léonie-Claire Breinersdorfer, das für dessen Entwicklung „knapp zwei Jahre, drei Exposés, vier szenische Treatments…“ brauchte.
 
Für Borsody und Michelsen war es die erste Zusammenarbeit, obwohl sie sich seit 20 Jahren kennen, eng befreundet sind und Borsody die Patentante von Michelsens Tochter ist. Für Nyqvist, ein Freund Mankells, lag wie schon bei anderen Verfilmungen des Autors in der Rolle ein besonderer Reiz: „Ich habe eine geradezu kindliche Freude daran, Henning zu überraschen. Schau, der Charakter, den Du erfunden hast, kann auch all dieses…“ Nyqvist spielte in der „Millennium“-Trilogie des Schweden Stieg Larsson den Journalisten Mikael Blomkvist.
 
Produzent des „Chinesen“ ist die Firma Yellow Bird Pictures, ein deutscher Ableger der schwedischen Yellow Bird, die unter anderem die Larsson-Trilogie und die Wallander-Reihe für die ARD umsetzte. Vieles von Mankell sei noch nicht verfilmt worden, erklären die Produzenten um Oliver Schündler, weil man Mankell beim Film noch nicht als Autor jenseits des Thrillers entdeckt habe. Dabei habe er große Familientragödien geschrieben, wie etwa die „Italienischen Schuhe“, die nun von Kenneth Branagh verfilmt werden. „Er ist ein unentdeckter Romancier jenseits des Krimis“. [Dorit Koch]

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15 Kommentare im Forum

  1. AW: ARD zeigt dreistündige Mankell-Verfilmung "Der Chinese" Ist der sehenswert? Würd ihn dann morgen aufnehmen...
  2. AW: ARD zeigt dreistündige Mankell-Verfilmung "Der Chinese" War mindestens eine Stunde zu lang, eher mehr. Ist zumindest mein Fazit, solltest dich aber nicht darauf verlassen, dass du es auch so siehst. Aber ich fand auch die Stieg Larsson Verfilmungen öde.
  3. AW: ARD zeigt dreistündige Mankell-Verfilmung "Der Chinese" Entgegen meiner Erwartung habe ich ihn bis zum Ende gesehen. Er lief etwas dröge an, nahm dann richtig Fahrt auf und letzten Endes fand ich ihn sehr interessant, besonders den Teil in China. Ich finde also, dass sich das Durchhalten lohnt, auch wenn nicht jeder gleich den Zusammenhang der 3 Erzählstränge kapiert.
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