Alternative zum klassischen TV: Sportverbände senden selbst

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Im linearen Fernsehen wird viel Sport gezeigt, doch nicht immer findet sich ein TV-Sender, der die Rechte kauft. Der DOSB geht nun einen neuen Weg und bietet eigene Übertragungen an – und er ist nicht der einzige. Die Handball-WM könnte dabei für Verbände zur großen Chance auf dieser Ebene werden.

Die Handball-Weltmeisterschaft wäre ein echter Coup. Nur fünf Monate nach seinem Start würde Sportdeutschland.tv durch die WM-Übertragung der zweitwichtigsten Ballsportart einen gewaltigen Schub erhalten. Für den noch jungen Internet-Sender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wäre das „eine tolle Sache“, sagte Simon Franke, der Vermarktungs-Chef der DOSB New Media GmbH.
 
„Wir haben ein Angebot abgegeben und sind im täglichen Austausch“, sagte Franke zu den Verhandlungen über die Übertragungsrechte der bereits Mitte Januar beginnenden WM: „Handball ist sicher auch für uns sehr attraktiv.“ Der Vermarktungs-Chef hofft auf eine Einigung „möglichst vor Weihnachten.“

Durch die gescheiterten Verhandlungen von ARD und ZDF mit dem katarischen Rechteinhaber hat sich für die erst im August gestartete DOSB-Tochter eine ungeahnte Chance ergeben. „Für den Fall, dass es nicht in letzter Minute noch eine Einigung gibt, steht Sportdeutschland.tv bereit“, sagte Hans-Peter Krämer, DOSB-Vizepräsident für Finanzen. Nach seinen Worten könnte der DOSB „für deutlich unter 100 000 Euro“ die Übertragungsrechte erwerben. Das wäre dann ein Schnäppchen, denn der geschätzte Wert der TV-Rechte für den deutschen Markt ist deutlich mehr als zehnmal so hoch.
 
Sportdeutschland.tv ist allerdings trotz der missverständlichen Endung kein TV-Sender, sondern ein nur im Internet zu empfangender Anbieter. Gegründet hat ihn der DOSB, um jenen Sportarten eine Chance zu bieten, die im klassischen Fernsehen kaum oder gar nicht übertragen werden.
 
„Sportdeutschland.tv kann sicher nicht eine Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen ersetzen“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper: „Aber es ist ein Ausweg für die Fans, die die Spiele dann jedenfalls sehen könnten.“ Für Vesper wäre es der „Idealfall“ gewesen, wenn die Handball-WM von den öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt worden wäre.
 
Bisheriger Höhepunkt für den Online-Sportsender des DOSB waren die Übertragungen von der Volleyball-WM; auch für die Titelkämpfe im September in Polen war eine Übertragung im klassischen Fernsehen gescheitert. So schauten 190 000 Zuschauer das Spiel um den dritten Platz beim neuen Verbands-Sender.
 
Bei den Übertragungen aus Polen nutzte Sportdeutschland.tv das vom Weltverband angebotene Sendesignal. Eine eigene Kommentierung in deutscher Sprache gab es nicht. Bei der Handball-WM wäre das laut Franke aber anders. Auch die Entsendung eines eigenen Teams nach Katar wird erwogen.
 
Der Kauf von Rechten wie bei der Handball-WM soll die Ausnahme sein. Ziel der DOSB-Tochter ist es vor allem, „dem Sport eine Fläche zu geben“, wie Franke es ausdrückt. Die DOSB New Media GmbH bietet Vereinen und Verbänden dazu in erster Linie eine Plattform, über die sie die fertigen Signale ausstrahlen können. Mehr als 40 Sportarten laufen inzwischen über Sportdeutschland.tv, das in der Amtszeit von Thomas Bach als DOSB-Präsident initiiert wurde.
 
Noch weiter geht Bach nun beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Das IOC folgte am Montag seinem Vorschlag, einen eigenen TV-Sender zu installieren. Dieser soll in den ersten sieben Jahren 490 Millionen Euro kosten und zunächst als digitale Plattform arbeiten. Der IOC-Sender wird seinen Sitz in Madrid haben und soll vor allem die olympischen Sportarten zwischen den Spielen promoten. [Michael Rossmann/Sven Busch/fm]

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