Anton Kathrein: „Möchte Schritt für Schritt meinen Weg gehen“

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Der Rosenheimer Hersteller von Antennen- und Empfangstechnik Kathrein wird mittlerweile in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt.DIGITAL FERNSEHEN Herausgeber Stefan Hofmeir traf in Rosenheim den jungen Geschäftsführer Anton Kathrein, Verkaufsleiter Alfons Haas sowie Produktmanager Michael Franz Auer und sprach mit Ihnen über die Zeit nach der Analogabschaltung, neue Techniken wie Sat-IP oder K-LAN und die Zukunft von DVB-T.

Herr Kathrein, wie ist Ihnen nach dem plötzlichen Tod Ihres Vaters die Einarbeitung in den letzten Monaten gelungen? Gab es Ziele, die Sie sich gesetzt haben?
 
Anton Kathrein: Ich höre den Leuten erst einmal zu. Ich komme ja doch recht neu in die ganze Sache rein und möchte dann Schritt für Schritt meinen Weg gehen. Ich habe nicht den Anspruch, jetzt am Anfang gleich zu wissen, wie das alles sein muss und das dann so zu machen. Das ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. An erster Stelle steht natürlich, die ganzen Bereiche, die ganzen Leute kennen zu lernen und auch zu verstehen, wieso bestimmte Dinge so sind, wie sie sind.
 
Alfons Haas: Das Entscheidende ist auch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem neuen Chef. Mich hat es sehr beeindruckt, dass bei der letzten Betriebsversammlung die Rosenheimer Stadthalle bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Mitarbeiter wollten wissen, wie spricht der neue Chef. Und zum Schluss gab es fast Standing Ovations. Das vermittelte ein unheimlich starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist das Entscheidende und zeichnet uns auch aus.

2012 stand im Zeichen der Analogabschaltung. Wie hat sich dieses Jahr der Sat-Markt eingependelt?
 
Haas: Das Hauptthema, die Analogabschaltung, war sehr erfolgreich, keine Frage. Für alle Hersteller, Großhandel sowie den Fachhandel. Alle hatten darauf gesetzt, dass es auch nach dem 2. Mai 2012 weiteren Umrüstbedarf gibt, wie es Astra prognostiziert hat. Doch die Nachfrage setzte nicht mehr ein und dementsprechend gibt es leider auch heute noch Überbestände bei Industrie und Großhandel. Wir werden deshalb auch feststellen müssen, dass sich die Preisspirale im Receiverbereich weiter nach unten bewegen wird. Allerdings ist der Preisverfall ein generelles Thema der Unterhaltungselektronik.
 
Sicher muss man das erste Halbjahr mal abwarten auf welcher Basis sich das Geschäft einpendelt. Wir sehen insgesamt gute Chancen aus der ‚Krise‘ gestärkt herauszugehen. Man wird sich neu positionieren und natürlich Optimierungen vornehmen. Wichtig ist es uns, unseren Kunden ein stabiler und berechenbarer Partner zu sein. Geschäft über Service und Dienstleistung, anstatt über Preisdumping zu betreiben, das sollte das Ziel des Fachhandels sein und dabei wollen wir ihn unterstützen. Die Gespräche mit unseren Geschäftspartnern bestätigen uns darin.

Welche Produkte laufen aktuell besonders gut?
 
Kathrein: Unser Unternehmen ist ja sehr breit aufgestellt. Im Sat-Bereich haben wir vom F-Connector-Stecker über die Dose zum Receiver wir alles. Vor ein paar Jahren waren es mal die Receiver, die sehr, sehr gut gelaufen sind und wir einen sehr großen Umsatz hatten. Momentan pendelt sich ein kontinuierliches Geschäft mehr in Richtung Spiegel und LNBs ein, Receiver laufen mehr im Hintergrund. Die Fernsehgerätehersteller bauen ja immer mehr Triple-Tuner in ihre Geräte ein. Hier blockieren uns diese Erstverkäufe momentan bei der Einstiegsklasse – keine Frage. Insgesamt sind wir mit dem ganzen Produktportfolio ganz gut dabei.
 
Wie ist der Sat-Bereich innerhalb der Kathrein-Gruppe aufgestellt?
 
Kathrein: Dies ist der zweitgrößte Bereich. Mobilfunk ist unser größter und auch erfolgreichste Bereich, auch weil wir hier weltweit aktiv sind. Der Sat-Bereich ist doch eher auf den deutschsprachigen Raum beschränkt.
 
Neben der klassischen Signalverteilung per Koaxialkabel zeichnet sich ein Trend ab die Programme auch optisch per Glasfaserleitung oder per IP-Signal zu verteilen. Welche Technik wird sich durchsetzen?
 
Haas: Wir sind überzeugt, dass sich beide Techniken durchsetzen werden. Die optische Verteilung hat momentan noch noch einen gewissen Vorsprung. Gerade bei der Nachrüstung von Altbauten spielen die kleinen optischen Kabel ihre Vorteile aus. Man kommt mit dem Kabel überall hin und hat auch keine Leitungsverluste mehr. Die Verteilung IP per Ethernet oder WLAN wird zukünftig, vor allem bei Neubauten, immer mehr Fuß fassen.
 
Astra forciert derzeit das Thema Sat-IP. Wie planen Sie das Thema in Ihr Portfolio zu integrieren?
 
Michael Franz Auer: Bei Sat-IP sind wir beim Konsortium als Supporter-Firma mit dabei. Unser Michael Heisenberg wird dazu auf der ANGA COM auch einen Vortrag halten über den Mehrwert von Sat-IP für Heimnetze und natürlich unsere dafür zugeschnittenen Produkte. Wir werden einen vollwertigen Sat-Receiver anbieten, der nicht nur Programme via Koaxleitung empfängt, sondern auch über das Netzwerk von einer SAT-IP Zentraleinheit holen kann.
 
Anders herum haben wir mit unserem K-LAN-System, das in der DIGITAL FERNSEHEN schon mal vorgestellt wurde, auch die Möglichkeit, IP-Signale über Koaxkabel zu verteilen. Das ist eine gute Alternative, wenn man Wohnungen mit schnellem Internet versorgen will ohne groß die Wände aufreißen zu müssen.
 
HD Plus will nun mit HD Plus Replay die kostenpflichtige Mediathek der Privatsender etablieren. Werden Sie HD Plus Replay in Ihre Geräte integrieren?
 
Auer: Wir werden HD Plus Replay in unseren bestehenden Smart-TV-Receiver UFS 925 und UFS 935 per Softwareupdate nachrüsten. HD Plus Replay ist ein Feature, das den Receiver zusätzlich aufwertet. Das hat kein Smart-TV-Fernseher, auch kein Samsung. Es ist somit eine Funktion mehr, um den Triple-Tuner-Fernsehern Paroli zu bieten – und es ist ein Argument mehr für den Receiverkauf.
 
Ein möglicher Wachstumsmarkt wäre ja DVB-T2, wenn es endlich auch mal in Deutschland ins Rollen käme…
 
Kathrein: Es ist eine grundsätzliche Frage, was denn hier mit dem Rundfunk passiert. Ich glaube, dass der terrestrische Rundfunk auf jeden Fall bestehen bleibt. Natürlich bin ich dafür, dass DVB-T2 in Deutschland sobald wie möglich an den Start gehen soll.
 
Erwarten Sie dann auch Aufträge für neue Sendeantennen?
 
Kathrein: Sämtliche Sendeantennen sind ja seit der DVB-T-Einführung bereits digital, mit DVB-T2 ändert sich ja lediglich der Übertragungsstandard. Mit DVB-T2 würde vor allem der Receivermarkt profitieren, da die aktuellen Triple-Tuner-Fernseher keinen T2-Tuner integriert haben.
 
Auf immer mehr Wohnwägen sieht man Kathrein-Antennen…
 
Kathrein: Die Campingantennen laufen sehr gut. Das ist ein wachsender Markt. Wir haben hier hervorragende Anlagen.
 
Auer: Beispielsweise die Antenne CAP 910 mit GPS-Sensor und automatischer Einstellung des LNBs. Das sind schon sehr feine Sachen. Da sind wir sicherlich von der Technologie und von der mechanischen Ausführung ganz vorn mit dabei und brauchen uns vor unseren Konkurrenten nicht zu verstecken.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[sh]

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