Amazon wird den TV-Sektor nicht revolutionieren. Die neu vorgestellte Set-Top-Box mit dem Namen Fire TV verspricht dennoch ein beeindruckendes Stück Hardware zu werden. Sie vereint Streaming-Box und Spielekonsole. Apple muss sich warm anziehen.
Am Mittwoch ließ Amazon die Bombe platzen. Im Rahmen einer Präsentation stellte das als Online-Versandhändler bekannt gewordene Unternehmen seine lang erwartete Set-Top-Box vor. Sie hört auf den Namen Fire TV (erhätlich bei Amazon.com) und soll vor allem Apple TV Konkurrenz machen. Auch die Funktionsweise wird demzufolge ähnlich sein. So ist Fire TV als eine Art Streaming-Client für das TV-Gerät gedacht, der einen Zugang zu mehreren entsprechenden Diensten im Netz bietet.
Die technische Ausstattung wirkt allerdings zumindest auf dem Papier wesentlich eindrucksvoller als die der zwei Jahre alten Apple-Box. Angetrieben wird Fire TV von einem Quad-Core-Prozessor von Qualcomm. Außerdem verfügt die Set-Top-Box über eine eigene GPU, einen Arbeitsspeicher von 2 GByte und einen Flash-Speicher von 8 GByte . Das Abrufen von Online-Videos soll mit dieser Rechenpower blitzschnell von statten gehen. Zugang zum Netz findet Fire TV dabei entweder über eine Ethernet-Verbindung oder per WLAN.
Videoinhalte werden erwartungsgemäß mit einer Auflösung von maximal 1080p gestreamt und wiedergegeben. Beim Sound unterstützt Fire TV die 7.1-Wiedergabe. Die Tonausgabe erfolgt dabei entweder gemeinsam mit der Bildausgabe über HDMI oder über einen optischen Digitalausgang. Weiterhin ist ein USB-Anschluss verfügbar.
Gesteuert wird Fire TV zunächst einmal ganz klassisch über eine Fernbedienung. Diese unterscheidet sich jedoch von traditionellen TV-Fernbedienungen und bietet nur die nötigsten Tasten. Die Fernbedienung selbst interagiert via Bluetooth mit der Box selbst. Sie verfügt zudem über ein integriertes Mikrophon mit dem sich Sprachbefehle eingeben lassen. Natürlich wird auch eine Remote-App für Smartphones und Tablets verfügbar werden.
Beim Betriebssystem von Fire TV handelt es sich um eine modifizierte Version von Googles Android. In einem Menü lassen sich verschiedene Dienste auswählen, welche die Box unterstützen. Im Zentrum stehen dabei natürlich vor allem Video-on-Demand-Anbieter. Neben Amazon Prime Instant Video stehen dabei in den USA auch die Konkurrenten Netflix und Hulu zur Verfügung. Auch Vevo, Showtime Anytime und Pandora zählen zu den Content-Partnern von Amazon.
Doch nicht nur Filme und Video-Content soll es auf Fire TV geben. Auch Videospiele werden mit der Box wiedergegeben.Hier wird Content von den hauseigenen Amazon-Studios geliefert aber auch Sega, EA und Disney zählen zu den Entwicklern für die Set-Top-Box. Daneben sollen auch verschiedene mobile Games auf dem gerät laufen. Gesteuert werden die Spiele über einen separaten Game-Controller, der stark an das Bedienelement von Microsofts Xbox erinnert und der ebenfalls über Bluetooth mit dem Fire TV kommuniziert.
Das wohl größte Fragezeichen in Bezug auf Fire TV steht derzeit noch hinter dem Erscheinen in Deutschland und Europa. In den USA wird die Set-Top-Box ab sofort zum Kampfpreis von 99 US-Dollar angeboten. Zur Verfügbarkeit hierzulande gibt es bislang keine Angaben. Fraglich ist daher auch, welche Dienste Amazon hierzulande auf einer solchen Box anbieten könnte. Netflix und Hulu wären dafür (noch) kein Thema, Alternativen wie Watchever oder Videoload womöglich schon.
Insgesamt ist Fire TV sicher keine Revolution im TV-Bereich. Die TV-Box von Amazon scheint letztlich genau das zu sein, was man erwarten durfte. Tatsächlich scheint der Anbieter dabei vor allem das Konkurrenzprodukt Apple TV konsequent weitergedacht zu haben und bringt die eigene Lösung nun für den gleichen Preis auf den Markt. Doch auch die Konsolen-Hersteller Microsoft und Sony könnten Amazons neue Box kritisch beäugen, bieten sie doch selbst Hybriden aus Spielekonsole und TV-Box an.Welchen Eindruck Fire TV auch im Vergleich mit der Konkurrenz auf dem Markt machen wird, gilt es nun zu beobachten. [ps]
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