Aufbau einer Multifeed-Anlage

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Mit Spezialantennen größere Senderauswahl

Per Multifeed-Empfang können mit einer feststehenden Schüssel gleichzeitig mehrere Satelliten empfangen werden. Dazu ist im Nahbereich des Brennpunkts der fest montierten Sat-Schüssel für jeden zusätzlichen Satelliten je ein weiterer LNB zu montieren.

Damit der Mehrsatellitenempfang überhaupt funktionieren kann, ist zumindest eine 90-cm-Antenne anzuraten. Denn die Signalverluste eines schielend empfangenen Satelliten sind umso größer, je weiter er von dem Satelliten entfernt ist, auf den der Spiegel ausgerichtet ist.

Welche Satelliten-Kombinationen sind überhaupt möglich?

Mit Standard-Sat-Schüsseln lassen sich nur nicht zu weit voneinander entfernte Orbitpositionen anpeilen. Wobei vier Satelliten, zum Beispiel 23,5 Grand Ost, 19,2 Grad Ost, 13 Grad Ost und 9 Grad Ost, keine große Herausforderung an eine solche Anlage darstellen.
 
Die Position eines Satelliten wird durch seine Lage im Osten, Süden oder Westen, man spricht auch vom Azimut und der Schräge (Elevation), also wie hoch er über dem Horizont steht, bestimmt.
 
Da sich die Elevationswerte bei südlichen Satelliten nur unwesentlich voneinander abweichen, sind hier mit üblichen Antennen relativ große Winkel zwischen den beiden äußeren Sat-Positionen möglich. Bei den südlich gelegenen Satelliten variieren die Elevationswerte nur wenige Grade. Ganz anders bei östlichen oder westlichen Orbitpositionen.
 
Astra auf 19,2° Ost und Türksat auf 42° Ost liegen rund 23° voneinander entfernt und sollten so durchaus mit einer simplen Multifeed-Lösung erreichbar sein. Da für Türksat die Antenne um rund 8° steiler stehen müsste als für den deutschen Astra, lässt sich hier mit Standard-Antennen nur noch eine kaum noch gut funktionierende Mehrfach-Feed-Lösung realisieren.

Mit Spezialantennen geht mehr

Verschiedene Hersteller bieten so genannte Multifocus-Antennen an, an denen bis zu 16 oder sogar mehr LNB eingebaut werden können. Solche Spiegel haben etwa die Form einer nach außen gewölbten Ellipse und sind mit einem ebenfalls gewölbten Subreflektor versehen. Durch diese konstruktive Maßnahme empfängt eine 90-cm-Multifocus-Antenne alle angepeilten Satelliten wie eine rund 90-cm-Schüssel. Wobei sie einen Orbit-Bereich von bis zu 60 Grad erreichen und Satelliten etwa zwischen 30 Grad Ost und 30 Grad West gleichzeitig empfangen.

Aufbau einer Multifeed-Anlage

Beim Multifeed-Empfang wird die Mitte der Schüssel auf denjenigen Satelliten ausgerichtet, der die schwächsten Signale ausstrahlt. Der zweite und weitere LNB sind so auszurichten, dass die Wellen der anderen Satelliten genau auf diese LNBs auftreffen.
 
Bei einer üblichen Satelliten-Antenne zeigt der LNB genau ins Zentrum der Schüssel. Bei Multifeedhalterungen werden LNBs nicht genau in die Mitte montiert. Im Fachjargon nennt man diese dann „schielende LNBs“.
 
Ungewohnte Montage schielender LNBs: Angenommen der im Brennpunkt montierte LNB zeigt auf Astra 19,2 Grad Ost. Ein weiterer LNB für Hot Bird 13 Grad Ost ist quasi östlich des Astra-LNB zu installieren. Schaut man von vorne in die Schüssel, befindet sich der Hot-Bird-LNB folglich rechts des im Brennpunkt montierten.
 
Alle in der Schüssel montierten LNB sind per DiSEqC-Schalter zusammenzuschalten. Bei vier LNB, respektive vier Satellitenpositionen, wird ein DiSEqC-1.0-Schalter mit vier Eingängen und einem Ausgang benötigt.
 
Von ihm ist das Antennenkabel zur Sat-Zf-Buchse des Receivers zu verlegen. Womit man alle angepeilten Satelliten bequem empfangen kann.

(Thomas Riegler)

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