Auslaufmodell 3D

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3D – Braucht man das wirklich?

Was fällt Ihnen beim Anblick unseres Einstiegsbildes als Erstes auf? Richtig: Es fehlt die Farbe. Als Mitte der 1960er Jahre das Fernsehen von Schwarz-Weiß auf Farbe umgestellt wurde, stellten sich allerdings nicht wenige Zuschauer die Frage: Braucht man das wirklich? Ähnlich ergeht es nun dem 3D-Format, das bislang ein Nischendasein fristet.

Die Idee hinter 3D ist schlichtweg genial: Durch abgestimmte Bilder für das linke und rechte Auge erscheint die Mattscheibe des Fernsehers nicht länger als fl ache Ebene, vielmehr können Sie scheinbar in den Fernseher hineinschauen – vorausgesetzt, Ihre Augen arbeiten fehlerfrei. Im Kino feierte das 3D-Format mit der Veröffentlichung von James Camerons „Avatar“ im Jahr 2009 seinen Durchbruch, rennt diesem Erfolg seitdem aber hinterher.

3D: Nur eine Illusion

Auch wenn es oftmals den Anschein hat, dass 3D-Fernseher echte räumliche Bilder zeigen, so bleibt das aktuelle 3D-Verfahren eine Illusion, denn statt eines fl achen Bildes erblicken Sie schlichtweg zwei, passend zu jedem Auge aus einem dezent anderen Winkel. Somit unterscheidet sich auch die Bildsprache von 3D-Inhalten nicht maßgeblich von 2D-Filmen: Nach wie vor werden Fokuspunkte gesetzt, um Elemente innerhalb des virtuellen Blickfelds scharf und außerhalb des virtuellen Blickfelds unscharf erscheinen zu lassen.
 
Durch die Perspektive im Bild, das Überlappen von Objekten sowie den Schattenwurf und die Beleuchtung wird der 3D-Eindruck verstärkt. Farben und Kontrast helfen ebenso dabei, der Illusion der Räumlichkeit Nachdruck zu verleihen; so erscheinen z. B. Objekte im Vordergrund gesättigter als am Horizont. Kommt Bewegung ins Spiel, können wir besonders leicht unterschiedliche Ebenen ausmachen, denn während einer Kamerafahrt ziehen Objekte im Vordergrund schneller an uns vorbei als Objekte im Hintergrund.
 
Somit sind viele relevante 3D-Faktoren bereits in einem normalen 2D-Bild umsetzbar und haben sich im Bereich der Malerei schon vor Hunderten von Jahren etabliert, um Perspektive auf einer flachen Leinwand zu erzeugen. Es gibt auch nicht wenige Regisseure, die den Mehrwert des 3D-Kinos anzweifeln. Christopher Nolan, Macher von Blockbustern wie „Inception“ und „The Dark Knight Rises“, z. B. argumentiert, dass durch eine perspektivische Bildgestaltung sowie ein XXL-Bildformat nach IMAX-Standard bereits ein derart starkes Räumlichkeitsgefühl erzeugt wird, dass die doppelte Bilddarstellung nach 3D-Vorgaben nicht notwendig sei, ganz nach dem Motto: „3D ist eine Fehlbezeichnung.
 
Filme sind bereits in 3D.“ Andere Filmschaffende wie Wim Wenders oder Werner Herzog sehen in 3D dagegen die derzeit bestmögliche Chance, den Zuschauer live ins Geschehen zu versetzen und die künstlerische Barriere zwischen einer Kinovorstellung und einem „Dabei-Gefühl“ vollständig aufzubrechen. Noch einen Schritt weiter geht „Der Herr der Ringe“-Macher Peter Jackson, der den im Dezember erscheinenden Zweiteiler „Der Hobbit“ nicht nur in 3D in die Kinos bringt, sondern zusätzlich die Anzahl der Bilder von 24 auf 48 pro Sekunde erhöht, um Bildruckler während ausufernder Kameraschwenks zu vermeiden.
 
3D scheint in den Köpfen der Macher deshalb ein Motor zu sein, um die Zuschauer nicht länger nur einem Kunstwerk auszusetzen, sondern diese in das Werk zu entführen, ganz so, als wäre die Leinwand das Tor zu einer anderen Dimension – James Camerons Rekordfilm „Avatar“ lässt grüßen.

Der Mensch im Mittelpunkt

Um einen optimalen 3D-Effekt zu generieren, müssen die Filmschaffenden den durchschnittlichen Augenabstand beachten. Dieser beträgt in der Regel 6,5 Zentimeter, wobei der Abstand bei Kindern etwas geringer ausfällt als bei Erwachsenen. Dies ist auch ein Grund, weshalb sich die 3D-Wahrnehmung von Jüngeren und Älteren unterscheidet. Auf Basis dieses Werts werden die Kameras bzw. Objektive ausgerichtet.
 
Damit 3D-Aufnahmen trotz des genormten Objektivabstands später nicht unangenehm wirken, müssen die Kameras bei der Objektaufnahme die Konvergenzstellung der Augen nachahmen. Blicken wir auf ein Objekt in unmittelbarer Nähe, nehmen die Augen eine leichte Schielstellung ein, blicken wir Richtung Horizont, verlaufen die Sehachsen parallel zueinander.
 
Insbesondere bei 3D-Liveübertragungen kann dies zu Problemen
führen: Wandert z. B. ein Fußballspieler beim auszuführenden Eckstoß zur Seitenlinie und damit direkt in Richtung 3D-Kamera, müssen die Objektive eine Schielstellung einnehmen. Passiert dies nicht, werden Sie bei der anschließenden 3D-Betrachtung ein hohes Maß an Unwohlsein verspüren. Gleiches gilt für den am wenigsten genutzten 3D-Effekt, dem Heraustreten von Objekten aus dem Fernseher.

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