Bedeutungsverlust für Medientreffpunkt Mitteldeutschland

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Beim diesjährigen Medientreffpunkt Mitteldeutschland diskutieren wieder 200 Experten aus Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf rund 40 Panels. Die Debatten vom 4. bis 6. Mai in der Leipziger Media City stehen in diesem Jahr unter dem Leitthema „Neue Balance“. Aber wen interessiert das überhaupt?

Eröffnet werden soll der Fachkongress in diesem Jahr vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. In der anschließenden Diskussionsrunde soll er zusammen mit dem MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller, Frank Richter von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung das Thema „Die Glaubwürdigkeit von Politik und Medien – Gesellschaft aus der Balance?“ diskutieren. Die öffentliche Resonanz hält sich bis dato in Grenzen, die eingeladenen Medienunternehmen schicken zum Teil die dritte Garde ihrer Mitarbeiterschaft, um auch bei einer Medienveranstaltung dabei zu sein, welche in der Medienwelt Deutschlands schon gar nicht mehr von Relevanz geprägt ist. Dabei hätte die so genannte Region Mitteldeutschland so viel an interessanten Startups und innovativen Medienunternehmen zu bieten, die man hier jedoch weitgehend vergebens sucht.
 
Stattdessen bietet man neben den Diskutanten-Importen aus Unterföhring, Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Mainz nur ein selbstgefälliges Stelldichein von MDR und mitteldeutscher Politik, wobei es immer schwerer wird einen Unterschied zwischen beidem, also zwischen politischem Willen und öffentlich-rechtlichem Rundfunk, vor Ort herauszufinden.

Es wird deutlich, dass sich der Medientreffpunkt Mitteldeutschland weiter im Abbau befindet, denn auch in den Medien selbst findet dieser kaum noch statt. Das Manangement gilt schon seit Jahren als nicht mehr wahrnehmbar. Während die Medientage München zum unbestrittenen Leitkongress wurden und man beim Medienforum NRW zu alter Stärke zurückgefunden hat, ist der Medientreffpunkt Mitteldeutschland inzwischen leider weitgehend bedeutungslos geworden.
 
Doch mit diesem Problem steht die Region Mitteldeutschland nicht allein da. Schon 2014 wurden die Mediatage Nord ausgesetzt, ein Datum für 2015 wurde auf deren Webseite gar nicht mehr angekündigt. Auch in Berlin suchte man nach den schlappen Veranstaltungen im Anschluss an die jährliche IFA nach Innovation und glaubt, diese in einem neuen Namen, Media Convention, gefunden zu haben. Ein langfristiger Erfolg oder Misserfolg bleibt abzuwarten, denn nicht der neue Name wird entscheidend sein, sondern das Konzept.
 
Ein Insider aus der Region Mitteldeutschland sagt es im Gespräch frei heraus in aller Deutlichkeit: „Es sind doch alles Veranstaltungen für die Provinzpolitik und -medien, damit sie mal ‚frei‘ haben für ein paar Tage – so zur Selbstbeweihräucherung und Wichtigtuerei.“
 
So würden wohl auch viele Bürger in der Region Mitteldeutschland das Possenspiel der Medienpolitik zur „Neuen Balance“ nicht mehr ernst nehmen, sofern sie überhaupt davon jemals erfahren würden. Zugegeben: Eine Medienveranstaltung muss immer auch politisch sein, das versteht sich von selbst und ist in allen Regionen Deutschlands obligatorisch. Ob jede dieser großen Medienveranstaltungen in Deutschland überhaupt noch Relevanz hat – und wenn ja, für wen überhaupt – muss stetig hinterfragt werden dürfen. [th]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

4 Kommentare im Forum

  1. AW: Bedeutungsverlust für Medientreffpunkt Mitteldeutschland Ja bloss bei den 2 Messen hat man gewusst um was es geht, jetzt wissen es die Veranstalter selbst nicht so Richtig , aber man hat sich getroffen .
  2. AW: Bedeutungsverlust für Medientreffpunkt Mitteldeutschland Die breite Öffentlichkeit hat von dieser Veranstaltung noch nie etwas gehört. "Neue Balance" hört sich eher nach Esoterik an, naja, vielleicht brauchen die das beim MDR, um besser im Büro zu entspannen. Das stelle ich mir so vor wie bei Beamten, mit viel Kaffee, Gebührengeldern im Rücken und medienpolitischen Frühstücksdirektoren, die das aktuell richtige Parteibuch der Region haben. Eine Balance der ganz besonderen Art.
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