Beine in der „Tagesschau“: ARD will viel, hat aber keinen Mut

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Eine ganze Woche lang hat die ARD ihre große Neuerung bei der „Tagesschau“ angekündigt und inszeniert, doch die Auflösung des Rätsels war eine Enttäuschung. Wieso? Weil die ARD offenbar keinen Mut für Neues hat.

Seltsames ging letzte Woche im ARD-Programm vor sich: Ein Paar kopflose Beine tigerten durch verschiedene Sendungen, erst waren sie bei den „Tagesthemen“ zu Gast, dann im „Morgenmagazin“ und auch bei „Brisant“ bekamen sie ihren großen Auftritt. Was es damit auf sich hatte, wollte die ARD nicht verraten, es habe etwas mit den 20-Uhr-Nachrichten zu tun, die zu mehr Beinfreiheit kommen sollten. Die Vermutung lag nahe, dass Zuschauer die Moderatoren künftig im Ganzen zu sehen bekommen würden, losgelöst von ihrem Redner-Tisch und damit auch etwas lockerer als zuvor. Doch der ARD fehlte am Ende wieder der Mut.

Die Neuerung einführen durfte Jan Hofer, der am Sonntag die „Tagesschau“ präsentiere. Doch statt frei vor der Videowand zu stehen, versteckte sich Hofer ganz wie sonst hinter dem Tisch. Von Beinfreiheit war nichts zu sehen – und das fast die ganze Sendung. Erst kurz vor Schluss kam dann doch noch, worauf viele Neugierige gewartet haben: Beine!
 
Knapp 25 Sekunden durften die Zuschauer Hofers Unterkörper betrachten, als dieser nach dem Wetter als allerletzte Handlung noch die Inhalte der späteren „Tagesthemen“ verkündete. Auch hier allerdings wenig Überraschungen: Der Moderator trug die passende Hose zum Jackett, unglaublich aber wahr.
 
Eine Woche lang hat die ARD mit ihrer Beine-Kampagne für Schmunzeln und Lacher gesorgt, die Neugier und die Hoffnung geweckt, dass man die „Tagesschau“ tatsächlich etwas auffrischen wolle. Das Ergebnis war allerdings eine herbe Enttäuschung. Von rund 900 Sekunden Sendezeit (15 Minuten) wurden der groß angekündigten Beinfreiheit nur 25 gegeben – und das ganz am Ende, wo viele Zuschauer vielleicht schon fürs Abendprogramm auf einen anderen Sender gewechselt haben.
 
Und selbst das hätte man besser machen können: Wie viel frischer hätte es gewirkt, Jan Hofer vielleicht absichtlich eine Jeans tragen zu lassen, um eben genau zu zeigen, was man dem Zuschauer bisher vorenthalten hat. Es hätte zur Kampagne gepasst, der Beinfreiheit mit Witz und Charme zu huldigen. Immerhin hatten Moderatoren wie Judith Rakers im Vorfeld ja verkündet, dass die Zeiten von Fellstiefeln, Jeans und Hausschuhen nun vorbei seien.
 
Warum zeigt die ARD also zum Start nicht genau das? Weist in der Moderation nicht einfach direkt drauf hin, das heute mal etwas ganz anders ist? Es wäre so einfach gewesen, stattdessen eine langweilige, dunkle Anzughose. Zuschauern, die von der Beine-Aktion bisher nichts mitbekommen hatten, ist vermutlich nicht mal aufgefallen, dass am Sonntag irgendwas anders war. Immerhin waren es nur wenige Sekunden, ganz am Ende und Hofer nach wie vor ganz nah am Tisch, nur die Kamera aus einem anderen Winkel. 
 
Schade, liebe ARD. Damit habt ihr euch wahrlich keinen Orden verdient. Auch wenn einleuchtet, dass man ein Traditions-Format wie die „Tagesschau“ nicht von heut auf morgen umkrempeln kann ohne eventuell Zuschauer zu verprellen, sollten auf so große Ankündigungen, wie der Beine-Aktion, Taten folgen und keine halbherzigen Reinschummel-Versuche, die offenbar möglichst unentdeckt bleiben sollen, um sie bei Bedarf schnell wieder rückgängig machen zu können. Doch dafür braucht es Mut, den die ARD in dieser Frage offenbar nicht hat. [ein Kommentar von Frances Schlesier, Redakteurin]

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25 Kommentare im Forum

  1. AW: Beine in der "Tagesschau": ARD will viel, hat aber keinen Mut Nun ist`s aber gut, wie oft denn noch?
  2. Mir ist total egeal, ob man von Nachrichtensprechern Beine sehen kann oder nicht. Wofür dann zwei Artikel zu diesem Thema. Ich denke es geht anderen genau wie mir.
  3. AW: Beine in der "Tagesschau": ARD will viel, hat aber keinen Mut Jedenfalls eine sehr preiswerte PR-Aktion der ARD für die sensationelle Neuerung, nach den Abendnachrichten künftig für knapp 30 Sekunden die nächste Nachrichtensendung statt hinter dem Rednerpult jetzt davor anzukündigen.
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