Bertelsmann-Chef Rabe will RTL-Abhängigkeit entfliehen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe setzt zum Generalumbau des größten europäischen Medienkonzerns an. So will sich der Konzern breiter aufstellen, um die Abhängigkeit von den Gewinnen der RTL Group einzuschränken.

Derzeit macht die Fernsehtochter RTL Group zwei Drittel der Ergebnisse von Bertelsmann aus. Um dieser Abhängigkeit zu entfliehen will der Konzern  in fünf Jahren „internationaler und in mehr Geschäftsfeldern“ aktiv sein. In den kommenden fünf Jahren könnten „statt unserer heute vier Divisionen fünf oder sechs stehen“, sagte Rabe dem Hamburger Nachrichten- Magazin „Der Spiegel“.
 
„Wir werden auf jeden Fall wieder breiter“, so Rabe. „Zehn, zwölf solcher Wachstumsplattformen definieren wir zur Zeit.“ So will der Konzern etwa in das Bildungsgeschäft nicht bloß in Europa und den USA einsteigen, sondern vor allem in Brasilien, Indien oder China. Bertelsmann suche nach Geschäftsmodellen, die „eine globale Dimension erreichen können und sollen“.

Das geplante Wachstum werde der noch immer hochverschuldete Konzern aber „sicherlich nicht mit neuen Schulden erkaufen“, sagte Rabe. „Bertelsmann stand noch nie für besondere Kapitalstärke, das war immer ein Engpass.“ Der Konzern mache aber „aus der Not eine Tugend“: „Ich halte es für zukunftsweisend, neue Geschäfte mit Partnern aufzubauen“, so Rabe.
 
Er wolle „ein Klima schaffen, dass die besten Unternehmer im Medienbereich wieder zu uns kommen, um hier ihre Ideen umzusetzen“. In der Führung des Konzerns rüttelt der neue Chef an der bei Bertelsmann bisher heiligen Dezentralität der Sparten: „Uns stehen im Moment globale Spieler wie Facebook gegenüber, die alles andere als dezentral aufgestellt sind.“ Auch für den verstorbenen Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn sei Dezentralität immer an Bedingungen geknüpft gewesen: „Die Ergebnisse mussten stimmen.“ Es stelle sich daher die Frage, „ob es in einigen Bereichen nicht besser wäre, stärker zusammenzuarbeiten“.
 
Bertelsmann ist der Mutterkonzern der RTL Group, des Zeitschriftenhauses Gruner + Jahr, des weltgrößten Buchverlags Random House und des Dienstleisters Arvato. [su]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: Bertelsmann-Chef Rabe will RTL-Abhängigkeit entfliehen das liest sich ja so als ob die bei bertelsmann langsam zweifel und kalte füße bekommen, wenn RTL in seinem ansehen, den quoten usew leidet. das scheinen die herrschaften bei bertelsmann wohl nicht gewohnt zu sein. schließlich scheinen die vermeintlichen "großen shows" als zugpferde langsam langweilig zu werden, auch wenn sie bisher immer noch quote versprechen, diese aber doch allmählich zurück geht. ich erkenne da eher eine reine vorsichtsmaßnahme, um sich nicht auf den löwenanteil von RTL zu verlassen.
  2. AW: Bertelsmann-Chef Rabe will RTL-Abhängigkeit entfliehen RTL's Zenit scheint wohl überschritten. Ist bestimmt eine reine Vorsichtsmaßnahme, um nicht sich so auf RTL zu versteifen, wie es bisher ja als eine Cash-Cow gesehen wurde.
  3. AW: Bertelsmann-Chef Rabe will RTL-Abhängigkeit entfliehen Naja, ob man davon sprechen kann, dass der Zenit überschritten ist, bezweifle ich. RTL geht es quotentechnisch und auch finanziell so gut, wie noch nie. Allerdings ist es natürlich nie verkehrt, sich breiter aufzustellen, denn wenn diese Billig-Doku-Fake-Reality-Schiene einmal nicht mehr läuft, dann sieht es für RTL wirklich düster aus, die haben ja schließlich nix anderes.
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