Blick ins Innere: Jauch öffnet sich für Studenten

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Lautes Johlen, stürmischer Applaus im Hörsaal. Ein Popstar? Nicht ganz. TV-Quotengarant Günther Jauch steht Frankfurter Studenten Rede und Antwort. Ergebnis: Er hat keinen Kleidergeschmack, besitzt noch seinen Brustbeutel und wundert sich über manche Quiz-Kandidaten.

Günther Jauch äußert sich für gewöhnlich zu allen möglichen Themen – nur nicht zu Günther Jauch persönlich. Neugierigen Fragen entgeht der Moderator meistens professionell. Allerdings nicht immer: Dann öffnet er seine Festung einen Spalt breit und gewährt einen kurzen Einblick in sein Privatleben. So präsentierte er am Dienstagabend vor rund 1 500 Studenten im überfüllten Audimax der Frankfurter Universität nicht nur seinen Brustbeutel und seinen fast 40 Jahre alten Moped-Führerschein. Er erzählte auch einen schmutzigen Witz, sprach über Vorbilder, seine kunterbunte Garderobe vergangener Tage – und er verriet Tricks für einen erfolgreichen Auftritt beim RTL-Quotenhit „Wer wird Millionär?“. 
 
„Fast durchweg freundlich“ sind die eingereichten Fragen, die der „Zeit“-Chefredakteur und Moderator der Veranstaltung, Giovanni di Lorenzo, dem 54-jährigen Quiz-Zampano stellen darf. Fast durchweg. Ein Student will es aber ganz genau wissen: „War es eigentlich Ihr Berufsziel, in einem primitiven Sender Fragen vom Zettel abzulesen oder machen Sie das nur wegen des Geldes?“ Jauch, Gast der „Zeit Campus Talk“-Fragestunde, zuckt kurz zusammen, geht aber nicht auf die pampige Frage ein. Er holt lieber verbal aus und gewährt einen großzügigen Blick hinter die Kulissen seiner populären Quizshow.
 
Wie wird man denn Kandidat für die Millionenfrage? „Das ist gar nicht so schwer“, meinte Jauch, immerhin bekanntester deutscher TV-Geldbote. „Sie müssen eigentlich nur eine SMS oder eine Postkarte schreiben und ein bisschen Glück bei der Auswahl haben“. Außerdem könne sich jeder bewerben, es gebe kein richtiges Casting.
 
„Anders ist das eine oder andere, was da aufläuft, auch gar nicht zu erklären“. Einmal in Fahrt, verrät der Moderator sogar, dass ihm manch ein Kandidat so gar nicht in den Kram passt: „Es gibt auch wirklich langweilige Kandidaten. Diejenigen, die ewig zögern und zaudern und viel zu lange für eine Antwort benötigen“. Außerdem sei es alles andere als „erotisch“, wenn der eine oder andere mit seinem gewonnenen Geld lediglich sein Einfamilienhaus abzahlen wolle. „Ich sinke dann immer ein bisschen in mich zusammen“.

Er sei immer wieder fasziniert, welche Kandidaten seine Redaktion ihm da auf den Stuhl setze. „Bei dem einen oder anderen Kandidaten möchte ich nicht laut loslachen, sondern laut schreien“, sagt Jauch. „Meine Schwiegermutter hat mal gesagt, das ist ja Gottes großer Zoo, der da aufläuft. Und genau so ist es“.
 
Seine schwerste Stunde in der langen TV-Karriere? „Als wir bei ‚Stern TV‘ in den 90er Jahren auf mehrere gefälschte Beiträge des Journalisten Michael Born reingefallen sind und ich um den Ruf des Magazins fürchten musste“.
 
Hatte er eine wilde Zeit in den 60er Jahren? „Mein Foto mit dunkler Matte im Führerschein reichte aus, um bei meinen Tanten die Besorgnis auszulösen, was aus dem Jungen bloß werden soll“, erzählt Jauch, kramt einen alten Brustbeutel aus der Hosentasche und zeigt den staunenden Studenten seinen fledderigen Mopedführerschein, den er als 16-Jähriger bekam. Außerdem habe damals eine Drohung bei seinen Eltern ausgereicht: „Ich habe meinen Eltern mal gesagt, ich möchte nach Hause kommen, wann ich will“. Keine gute Idee sei das als 16-Jähriger gewesen. Allerdings habe er Mutter und Vater als Volljähriger vor die Wahl gestellt: Entweder kann ich jetzt machen, was ich will, oder ich überlege mir, dass ich vielleicht doch kein Abitur mache. Ab dem Moment war ich relativ frei“.
 
Ein Wort noch zur knallbunten Garderobe in den frühen TV-Jahren? Natürlich, gerne: „Jahrelang habe ich die Anzüge, Hemden und Krawatten selbst gekauft“, bekennt Jauch. „Ich habe da aber eine absolute Nichtbegabung, es war furchtbar“. Die Rettung: ein Besuch in der Umkleide von Harald Schmidt. „Da hingen damals 150 Anzüge, 150 Hemden und 150 Krawatten nebeneinander. Und da habe ich das erste Mal begriffen, dass es Sender gibt, die die Garderobe bezahlen“. Auf seine entsprechende Forderung hätten die RTL-Kollegen geradezu erleichtert reagiert: „Die waren selbst schon besorgt wegen meines Outfits und haben gleich zugesagt“.
 
Während der Veranstaltung verkündete der TV-Moderator auch noch, dass er zukünftig keine Werbung mehr machen will, da er darauf „keine Lust mehr“ habe (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [Martin Oversohl]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: Blick ins Innere: Jauch öffnet sich für Studenten Mich würde nur interessieren in welchem Frankfurt er war? In Frankfurt Oder gibt es auch eine Uni und auch ein Audimax. Cu Tramp
  2. AW: Blick ins Innere: Jauch öffnet sich für Studenten Die Uni Frankfurt gibt es nur einmal... Und zwar in Frankfurt am Main...
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