Blu-ray der Woche: „Kidnapped“ – Ein Entführungsdrama

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Bild: © Auerbach Verlag
Bild: © Auerbach Verlag
Seit Jahren vor der Kamera, versucht sich Hollywood-Star Ryan Phillippe („Eiskalte Engel) nun auch auf dem Regie-Stuhl und präsentiert als seinen Erstling ein Entführungs-Drama, das sehr authentisch aus der Perspektive eines Schauspielers erzählt wird. Bühne frei für das Alptraum-Szenario eines jeden Stars! „Kidnapped“ ist unsere Blu-ray der Woche.

Irgendwie gehört Ryan Phillippe zu diesen ewig jungen Hollywood-Darstellern, die sich äußerlich kaum zu verändern scheinen und selbst im Alter von 40 Jahren noch aussehen wie … sagen wir mal ein Dreißigjähriger, der wie 25 ausschaut. Ist äußerlich über Jahrzehnte kaum eine Veränderung wahrnehmbar, so hat sich Phillippe jedoch in seiner Profession als Schauspieler durchaus weiterentwickelt und betritt nun mit seinem Regie-Debut „Catch Hell“ (wie der vorliegende Film im Original heißt) für ihn bis dato unbekanntes Terrain. Als Genre wählte er ein Entführungsdrama und besetzte die Hauptrolle des Entführungsopfers mit sich selbst. Und da er hier einen Schauspieler mit angeknackster Karriere spielt, könnten böse Zungen glatt behaupten, er habe es sich insgesamt ziemlich einfach gemacht. Allerdings ist das Drama dafür ein bisschen zu gut durchdacht. 

Reagan Pearce (Ryan Phillippe) ist ein Schauspieler Anfang 40, dessen Erfolg in Hollywood verebbt ist. Aus diesem Grund schickt ihn sein Agent nach Shreveport, Louisiana, wo er bei einer kleinen Kinoproduktion die Hauptrolle spielen soll. Alles ist für ihn vorbereitet: Der Flug, der Transfer zum Hotel und auch die größte Suite, die das kleine Hotel im Nirgendwo zu bieten hat. Am nächsten Tag wird er allerdings von einem anderen Fahrer abgeholt, dessen Beifahrer sich als Produktionsassistenz ausgibt. Nichtsahnend steigt Reagan ein, beginnt mit den beiden eine sinnlose Konversation und betrachtet die Bäume, die am Auto vorbeiziehen und komischerweise immer mehr werden. Nach einer halben Stunde Autofahrt keimt in ihm ein leiser Verdacht und stellt die nicht ganz unberechtigte Frage: „Wo sind wir hier eigentlich?“ Die Antwort ist ein Schlag ins Gesicht mit anschließenden weiteren Schlägen bis zur Bewusstlosigkeit.

 

Die Tortur

Als er wieder erwacht, befindet er sich in einer typischen Hillbilly-Hütte, in der die beiden Entführer interessiert Reagans Handy und sein Laptop untersuchen. Der eine nennt sich Junior (Stephen Louis Grush) und scheint ein nicht allzu intelligenter, rechtsextremistischer Soziopath zu sein, dessen sexuelle Interessen bei Männern liegen. Er ist der Zugänglichere von beiden und gibt Reagan regelmäßig angebliche Schmerzmittel, die die ganze Tortur erträglicher machen sollen. Welche Tortur eigentlich? Hier sind wir beim zweiten Charakter der Entführer. Seine Brutalität rührt von einer inneren Wut her, die etwas mit seiner Frau zu tun hat.
 
Offenbar war sie einmal eine Assistentin Reagans und hatte eine vorübergehende Affäre mit ihm. Tim Remmit (Russ Russo) liegt nichts an dem Geld des Schauspielers. Er will Vergeltung und fordert diese mit seinem Bolzenschneider sowie mit seinem Alligatorenhammer. Neben der physischen Tortur setzt er zudem alles daran, den Ruf des Hollywood-Stars zu ruinieren. Deshalb also sind die Übeltäter so versessen auf die Inhalte des Handys und des Laptops. Schließlich gibt es kein besseres Instrument der Kompromittierung als das Internet, in das man prima peinliche Privat-Fotos sexueller Natur stellen kann. Reagan muss all dies über sich ergehen lassen und mit allen Mitteln versuchen, seinen Peinigern zu entkommen. Nach und nach kommt außerdem die Wahrheit hinter der Entführung zutage, die Phillippes Filmcharakter in ein gänzlich neues Licht tauchen.Alleinstellungsmerkmal

Angesichts der zahlreichen Entführungsdramen und -Thriller hat es sich Phillippe also nicht so einfach gemacht mit seiner Genrewahl. Aus dieser Masse herauszustechen ist eine immense Herausforderung. Und „Kidnapped“ schafft dies leider nicht ganz, da ihm das fehlende handwerkliche Geschick des Regisseurs anzusehen ist sowie das wirklich innovative Element fehlt. Nichtsdestotrotz kann sich insbesondere das Ende sehen lassen, das hier noch einige Fragen aufwirft und den Zuschauer mit einem seltsamen Beigeschmack aus der Handlung entlässt. Dies zeugt immerhin von einem guten Drehbuch, an dem die beiden Koautoren Joe Gossett und Ryan Phillippe sicherlich lange getüftelt haben. Und auch die Spannung lässt nichts zu wünschen übrig, da der dokumentarische Stil für den nötigen Realismus sorgt.
 
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass der Sound eine immense Rolle hierbei spielt. So lässt das absolut gelungene Sound-Design Hotelnachbarn authentisch aus den hinteren Lautsprechern erklingen, wenn Reagan aufgrund der hellhörigen Wände mal wieder nicht schlafen kann. Es lässt Umgebungs-Geräusche dermaßen echt und natürlich erklingen, dass man sich nicht ganz sicher sein kann, ob sie aus der realen Zuschauer-Umgebung stammen oder aus dem Film. Auch visuell bedient sich der Film bei den Dokutainment-Formaten aus dem Fernsehen, hat jedoch auch hier und da einige Nachzieheffekte sowie einen fehlerhaften Schnitt im ersten Filmdrittel. Die bewussten Jumpcuts hingegen funktionieren hervorragend, um das Tempo zu steigern. Die Farben sind ungesättigt und genretypisch wenig lebensbejahend. Die Schärfe ist gut, der Kontrast nur durchschnittlich. Alles in Allem heiligt der Zweck (Authentizität) an dieser Stelle aber die Mittel.
 
 
Das Entführungs-Drama „Kidnapped“ gibt es beim Onlinehändler Amazon derzeit für 14,99 Euro.Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 6 von 10


 
TECHNIK: 7 von 10
 
BILDQUALITÄT: 6,5 von 10
 
TONQUALITÄT: 7,5 von 10
 
Kurzfazit: Ryan Phillippes Regie-Erstling ist eiskalt, intensiv, beklemmend. Theoretisch kann hier einfach alles passieren … Und das tut es auch abstruserweise.
 
BONUSMATERIAL: 0,5 von 10


Infos zur Blu-ray


 

Genre: Thriller | Originaltitel: Catch Hell | Land/Jahr: US 2014 | Vertrieb: Tiberius Film | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1 | Regie: Ryan Philippe | Darsteller: Ryan Phillipe, Stephan Louis Crush, Russ Russo | Laufzeit: 97 min | Wendecover: k.A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 08. Januar 2015


 
 
 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. Zur Blu-ray-Vorstellung der vergangenen Woche „In Secret“ geht es hier.

 
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[Falko Theuner]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag

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