Blu-ray der Woche: „London Falling“ – Skrupellose Tötungsakte

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Bild: © Auerbach Verlag
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Die Tochter des britischen Premierministers wird entführt, es ist Weihnachten und die Terroristen verschanzen sich in einem sehr hohen Büro-Gebäude … Ist hier irgendwo ein John McClane in der Nähe? Nein? Dann muss wohl der weniger bekannte Christopher Lowe herhalten. Der neueste Thriller „London Falling“ von „The Hooligan Wars“-Regisseur Paul Tanter ist unsere Blu-ray der Woche.

Lowe (Tom Benedict Knight) ist als Mitglied eines Sondereinsatzkommandos gut trainiert und versteht sich darin, die Situation im Team oder auch allein unter Kontrolle zu bringen. Aber auch im Privatleben landet er mit Freundin Libby (Rebecca Ferdinando) einen absoluten Volltreffer, weshalb er ihr am Weihnachtsabend einen Heiratsantrag machen möchte. Doch wie es das Klischee verlangt, klingelt just in diesem Moment das Handy und sämtliche Polizisten am Tisch wissen: Es gibt Arbeit! 

Die „Arbeit“ nennt sich in diesem Fall Holt (Simon Phillips), ein skrupelloser, selbstverliebter Verbrecher, der mit einer Gruppe maskierter und bewaffneter Männer in eine Disko eindringt und sämtliche Jugendliche erschießen lässt. Einzig Alice (Christina Bellavia), dieTochter des Premierministers, und ein paar Ihrer Freunde lässt er am Leben. Nachdem der letzte Schuss gefallen ist, beginnt Holt mit einer qualvoll langen Rede, die für den Zuschauer fast noch schlimmer ist, als der schnelle und schockierende Tod der Teenager. Aber Holt ist nunmal ein Bösewicht, wie er im Buche steht, weshalb er seine Klappe einfach nicht halten kann und einen Haufen sinnloses Zeug plappert. Sein Plan, so wird hier deutlich, ist es allerdings, ein nahezu leeres Bürogebäude in der Nähe zu einer Festung umzufunktionieren, um aus dieser Position heraus ein horrendes Lösegeld von Alices Vater zu fordern. 

 

Zur falschen Zeit, …

… am falschen Ort: Bis auf einige hart arbeitende Angestellte, die solche Begriffe wie „Feiertag“ und „Freizeit“ für Fremdwörter halten, gibt es auch keine weiteren Probleme, sodass alsbald ein perfektes „Stirb Langsam“-Szenario mit „Tom Clancy“-artigen Charakteren hergestellt ist. Lowe und sein Team wissen noch nicht, mit was für einer fiesen und hinterhältigen Quasselstrippe sie sich anlegen, als sie das Hochhaus über das Parkdeck betreten. Ihr Auftrag ist die Rettung der Geiseln sowie die Liquidierung (was ein stilvolleres Wort für „Ermordung“ ist) sämtlicher Geiselnehmer. Neben diversen „Zwischengegnern“, die nicht alle zwingend männlichen Geschlechts sind, tut sich Holt als ernstzunehmender Gegner hervor, der genau weiß, welche Quälereien ihn noch böser erscheinen lassen. Hier wird keineswegs gezögert, sondern sofort geschossen, weshalb die FSK-18-Freigabe mehr als berechtigt ist. Erwarten Sie aber keinen Splatter. Der hohe Gewaltgrad resultiert lediglich aus den skrupellosen Tötungsakten. Unruhiger Stil

Da die Filmemacher neben vielen anderen Kult-Actionern offensichtlich auch „The Raid“ geschaut haben, kommen auch des Öfteren die Einstellungen mit den Stockwerk-Zahlen zum Tragen. Zudem scheint Regisseur Paul Tanter ein Fan von Flackerlichtern, ruckeligen Handkameras und mit Filtern verfremdeten Fading-übergängen zu sein, was eigentlich nicht so schlimm wäre, wenn diese Stilelemente nicht zu oft zum Einsatz kämen. Auf diese Weise kehrt jedoch in kaum einer Szene wirklich Ruhe, im Sinne von visueller übersicht, ein. Weniger wäre hier also bedeutend mehr gewesen.
 
Kommen wir zu den positiven Dingen: Hauptdarsteller Tom Benedict Knight und dessen markante Synchronstimme Oliver Stritzel (Idris Elba in „Luther“, Philip Seymour Hoffman in „Mission Impossible 3“) machen Lowe zum echten Actionhelden. Die Choreografie bei den spannenden Nahkämpfen und die Vorgehensweise vor und während der Schusswechsel wirken äußerst authentisch und alles andere als überborden. Dies passt sehr gut zu den Handkamera-Aufnahmen, die sehr nahe an den heiklen Situationen dran bleiben. Einzig das Auftreten einer sexy Killerin (Zara Phytian) scheint nicht von dieser Welt und eher dem letzten „Stirb Langsam“-Film entlehnt worden zu sein.
 
Die Blu-ray Qualität entspricht jener der meisten mit HD-Kamera gefilmten Low-Budget-Produktionen: Gute Schärfe kombiniert mit, matten Farben, einem geringen Kontrast und einem schwierigen Schwarzwert. Eine geringe Zeilenverschiebung ist ebenfalls an einigen Kanten zu beobachten. Einen echten Klangraum erzeugt die Tonspur hier zwar nicht, dafür wurde aber die Musik recht dreidimensional auf die Kanäle verteilt, weshalb sich zumindest hier ein akustischer und emotionslenkender Vorteil einstellt. Bonusmaterial gibt es nicht.
 
 
Den skrupellosen Thriller „London Falling“ gibt es beim Onlinehändler Amazon derzeit für 14,99 Euro.Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 5,5 von 10


 
TECHNIK: 6 von 10
 
BILDQUALITÄT: 6 von 10
 
TONQUALITÄT: 6 von 10
 
Kurzfazit: Dieser Fiesling legt sehr großen Wert auf absolute Böswilligkeit und ausufernde Reden. Bis der Typ zum Punkt kommt, hätte sich ein Adam-West-Batman schon längst befreit.
 
BONUSMATERIAL: 0,5 von 10


Infos zur Blu-ray


 

Genre: Thriller | Originaltitel: He Who Dares | Land/Jahr: US 2014 | Vertrieb: Tiberius Film | Bild: MPEG-4, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1 | Regie: Paul Tanter | Darsteller: Tom Benedict Knight, Simon Phillips, Christina Bellavia | Laufzeit: 82 min | Wendecover: k.A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 18 Jahre | Start: 07. Mai 2015


 
 
 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. Zur Blu-ray-Vorstellung der vergangenen Woche „Lov.Sex.Life“ geht es hier.

 
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[Falko Theuner]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag

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