Blu-ray der Woche: „Nova Zembla – Unbekanntes Land 3D“

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Bild: © Auerbach Verlag
Bild: © Auerbach Verlag
„Nova Zembla 3D“ ist Hollands erster komplett in 3D gedrehter Film. Das Kostümepos setzt trotz der modernen Technik eher auf die leisen Töne und nutzt 3D vielmehr, um die Zuschauer stärker in den Bann zu ziehen, statt sie lediglich zu überwältigen.

3D-Filme stehen heute oft unter dem kritischen Anspruch der Zuschauer, überwältigend wirken zu müssen. Aber es geht auch anders. Betrachtet man 3D-Filme als neues Medium, das den Zuschauer einfach stärker in den Bann ziehen soll, dann sind auch stillere Töne möglich. „Nova Zembla – Unbekanntes Land“ – Hollands erster komplett in 3D gedrehter Film – ist solch ein Drama, ein Kostümepos, das Sie an Bord der Entdeckerschiffe von Willem Barents (Derek De Lint) nimmt. Um eine neue Handelsroute zwischen Europa und Indien zu eröffnen, fährt dieser gen Nord-Osten, wo er sich den Widrigkeiten und der Kälte des Polarmeeres stellen muss.
 
Ein langer Überlebenskampf beginnt, der Barents und seine Männer auf eine tödliche Bewährungsprobe stellt. Um allerdings nicht ganz an das Diktum der historischen Fakten gekettet zu sein, wird die Geschichte aus der Perspektive des jungen Schreiberlings Gerrit De Veer (Robert De Hoog) erzählt. Dieser möchte seinem zukünftigen Schwiegervater Petrus Plancius (Jan Decleir) beweisen, dass er Manns genug ist, dessen Tochter Katherina (Doutzen Kroes) zu heiraten. Ähnlich dem Filmpublikum erlebt er Barents Entdeckung der russischen Doppelinsel „Nova Zembla“ als passiver Beobachter mit.
 
Die lange Nacht
 
Die Kehrseite der Medaille ist die Sackgasse, in die das Schiff manövriert wird und die mit ihren Widrigkeiten so einige Leben fordert. Ähnlich James Camerons „Titanic“ orientiert sich der Film an geschichtlichen Fakten und lebt von seinem Kostüm-Pomp sowie den historisch glaubhaften, bis ins kleinste Detail ausstaffierten Kulissen. Ebenso trägt der Kniff mit dem jüngeren Protagonisten dazu bei, dass eine romantische Rahmenhandlung eingeflochten werden konnte, die das Opfer-fordernde Desaster um einiges stärker dramatisiert.

Ein zweites „Titanic“ ist es aber trotzdem nicht: Zu klein und zu unterkühlt ist der Film inszeniert.
 
Zudem liegt der Fokus deutlich stärker auf dem Überlebensaspekt in der Monate währenden Polarnacht – die Spannung generiert sich also aus einem anderen Ursachenfeld.

Starke Optik
 
Die Aufnahmen glänzen dank modernster Red-Epic-Kamera-Technologie mit einer großartigen Schärfe. Haar- und Sandstrukturen sowie Holzmaserungen sind damit echte Mehrwerte fürs Auge und verlangen dem sehr gut eingestellten und angeglichenen Kontrast einiges ab. Durch die leichte Erhöhung desselben wirken die Konturen der Personen und Gegenstände schärfer, Kanten stechen deutlicher hervor. Die Farbtendenz ins Grünlich-Braune hindert die Hauttöne nicht daran, eine volle und natürliche Sättigung vorzuweisen. Geht es in die kälteren Regionen, schleicht sich logischerweise eine gewisse Monotonie (dunkle Außen- und Höhlenaufnahmen) ein, dennoch wirkt alles hochgradig homogen und passt eindeutig zur jeweiligen Stimmung.
 
Gute Audiowerte
 
Genauso detailreich zeigt sich auch der Ton, dessen zurückhaltender Einsatz auf den hinteren Kanälen daher ein wenig schade ist. Die Kneipenszene, aber auch die drückende Stimmung auf dem Schiff gewinnen durch die Detailfreude nämlich beträchtlich, das Klappern, Tuscheln und Klimpern müsste eben nur noch dreidimensionaler wirken. Visuell trägt der 3D-Faktor zur Nähe am Geschehen bei. Doch auch hier üben sich die Kameraaugen in Zurückhaltung, sodass es nur wenige Szenen gibt, in denen der Effekt auch tatsächlich wahrgenommen wird.
 
Andererseits könnte man natürlich argumentieren, dass der 3D-Effekt auch gar nicht als solcher bemerkt werden und das Gesehene als scheinbar real erachtet werden soll. Auf diese Weise könnte die Mattscheibe/Leinwand ausgeblendet werden, und die Illusion wäre perfekt. Die vor die Kamera geschobene Takelage oder auch der durch die Luft schwirrende Schnee bieten tolle Bezugspunkte für das räumliche Sehen und zeigen, dass Regisseur Reinout Oerlemans und seine Kameramänner gute Perspektiv-Arbeit geleistet haben. Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 6,5 von 10


 
TECHNIK: 7,5 von 10
 
BILDQUALITÄT: 9,5 von 10
 
TONQUALITÄT: 7 von 10
 
3D: 6 von 10
 
 
Kurzfazit: Käufer dieser Blu-ray erhalten ein großes 3D-Abenteuer über Entdecker und Pioniere, das einen langen Überlebenskampf zeichnet.
 
BONUSMATERIAL: 5 von 10

Infos zur Blu-ray


 
Genre: Historien-Drama | Originaltitel: Nova Zembla | Land/Jahr: NL/2011 | Vertrieb: Ascot Elite | Bild: MVC, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1 | Regie: Reinout Oerlemans | Darsteller: Robert De Hoog, Doutzen Kroes, Derek de Lint | Laufzeit: 109 min | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 12 Jahre | Start: 12. März 2013
 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. In der vergangenen Woche stand die Blu-ray „Findet Nemo 3D“ im Mittelpunkt.

 
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[Falko Theuner]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag

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