Blu-ray der Woche: „Street Fighter: Assassin’s Fist“

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Bild: © Auerbach Verlag
Bild: © Auerbach Verlag
Überraschung! Joey Ansahs neue „Street Fighter“-Serie dürfte den einen oder anderen Fan etwas unvorbereitet treffen. Aber nun ist sie da und musste sich als unsere Blu-ray der Woche zahlreichen Tests unterziehen.

Verschiedenste Filmemacher haben sich schon die Zähne an dem „Street Fighter“-Stoff ausgebissen und vergeblich versucht, aus dem bekannten Videospiel etwas Vorzeigbares für die große Kinoleinwand zu basteln. Und alle begingen den gleichen Fehler: Sie entfernten sich so weit vom Ursprung, dass weder Fan noch Neuling einen unmittelbaren Zusammenhang zur Videospiel-Reihe herstellen konnte. Mit Grauen erinnern wir uns an Steven De Souzas „Streetfighter – Die entscheidende Schlacht“ (1995), bei dem Jean Claude Van Damme als Guile die Hauptrolle übernahm, um den Möchtegern-Imperator Bison (Raul Julia) in die Schranken zu weisen. Weder die Story, noch Kämpfe, noch die Charakterdesigns konnten auch nur annähernd überzeugen. Zu allem Übel gab es dann auch noch ein nicht minder schlechtes Spiel zum Kinofilm zum Spiel – Ein Teufelskreis, den nur das Vergessen durchbrechen konnte.
 
Als Ersatz zog sich der Geneigte Videospieler in den 1990ern die VHS-Kassetten der animierten Serie „Street Fighter II: V“ rein bzw. schaute sie im damaligen Nachtprogramm von Vox an. Hier war die Story zwar auch nicht viel besser, aber die Charaktere ließen sich äußerlich als die entsprechenden Kult-Kämpfer identifizieren und die Atmosphäre der Serie fügte dem Franchise einen neuen, erwachseneren Unterton zu. Im animierten Kinofilm gab es zudem eine Duschszene mit Chun-Li, was ebenfalls zum Erfolg beigetragen haben könnte. Alternativ dazu gab es noch Paul W. S. Andersons „Mortal Combat“ (1995), der als Videospielverfilmung zumindest im Ansatz funktionierte.

Anfang der 2000er bewiesen gleich mehrere Videospiel-Verfilmungen, wieschwierig es ist, eine spannende Handlung mit dem Flair der berühmten“Beat Em Ups“ zu verknüpfen. Als Beispiele seien hier „Dead Or Alive“(2006), „King Of Fighters„, „Tekken (2010)“ und „Street Fighter – TheLegend Of Chun-Li“ (2009) genannt, die allesamt als B- oder C-Moviesdurchgehen. Ernstzunehmende Unterhaltung für die Spiele-Fans siehtdefinitiv anders aus. Und gerade das durchamerikanisierte „The Legend OfChun-Li“ hatte so rein gar nichts damit zu tun, was die Freundejapanischer Unterhaltungskultur erwartet hätten.

 

Das Serien-Konzept

Da es im Kino offensichtlich nicht funktionierte, musste ein neues Konzept her. Als der britische Action-Star Joey Ansah („Das Bourne Ultimatum“) 2010 den rund dreiminütigen Kurzfilm „Streetfighter Legacy“ unter anderem auf Youtube präsentierte, erhielt er von vielen Seiten Zuspruch. Genau das war die Essenz, aus der eine Verfilmung bestehen sollte. Statt eines Kinofilmes entschied sich Ansah für eine zwölfteilige Mini-Serie, bei der die Wurzeln Ryus und Kens im Mittelpunkt stehen sollten. Und das war vermutlich die beste aller Entscheidungen, denn bei einer Serie kann man mit einem relativ beschaulichen Cast und einer kleinen Handlung beginnen, um das Szenario dann bei Erfolg in der nächsten Staffel auszubauen. Der zweite Vorteil ist, dass man sich für jeden Charakter Zeit nehmen kann, um ihn einzuführen und sich dahingehend entwickeln zu lassen, dass die Zuschauer eine echte Verbindung zu ihm aufbauen können. Und das ist genau das, was er dann mit der hier vorliegenden Serie bezweckt hat.
 
Japan Mitte der 1980er: Ryu (Mike Moh) und Ken (erneut Christian Howard) gehen bereits seit über sieben Jahren gemeinsam in die Lehre des Martial-Arts Meisters Gouken (Akira Koieyama), der ihnen die geheime Kunst des Ansatsuken („Assassin’s Fist“) beibringt. Hier trainieren sie, ganz abgelegen von den Verlockungen der Zivilisation, ihre Kampfkunst und lernen, ihr Ch’i zu kanalisieren. Und das ist im Prinzip auch schon die grobe Handlung – Ryu und Ken kämpfen und lernen am Ende des Tages eine neue Weisheit, die sie auf ihrem Lebensweg begleiten soll. Ab und zu spielt Ken mit dem Gedanken, die Lehre abzubrechen und wieder nach Hause in die Staaten zu ziehen. Doch dann entdecken beide, dass in ihnen Kräfte schlummern, die sie nicht für möglich gehalten hätten und der Ehrgeiz auf die geheimnisvollen und gefährlichen Ultra-Techniken ist geweckt.
 
Glücklicherweise gibt es auch noch die Rückblenden, die näher auf die Vergangenheit der beiden eingehen. Einige Flashbacks zeigen zudem die Jugend Meister Goukens, seine tragische Liebesgeschichte sowie die Episode in seinem Leben, die ihn für immer zeichnete: Die Begegnung mit seinem Trainingspartner Goki, der später unter dem Namen Akuma (Joey Ansah) in die Geschichte der Street Fighter eingehen sollte. Auf Blu-ray wurde die Miniserie übrigens zu einem 146-Minütigen Film zusammengefasst.Die Kämpfer

Das Aussehen der einzelnen Figuren ist eins zu eins dem Videospiel-Original nachempfunden, was zwar bei einigen Figuren für witzige Perücken-Momente sorgt, aber dennoch genau den Wiedererkennungswert liefert, den die Fans bei früheren „Street Fighter“-Filmen vermissten. Am schlimmsten trifft es dabei Ken, dessen lange Mähne beim Laufen unwillkürlich hinter ihm her schlackert, wenn er wie ein verkleidetes Kind mit Ryu über die Wiese tollt. Während der Kampfsequenzen hingegen fällt dieses Manko hingegen gar nicht so sehr auf, selbst wenn Ken kaum etwas durch seinen „Busch“ erkennen dürfte. Genau genommen, erkennt man erst am Ende der Serie sein Gesicht so richtig, da ihm das Kunsthaar nun nicht mehr vor den Augen hängt.
 
Aber zurück zu den Kampfsequenzen: Diese sind astrein choreographiert. Alles ist exakt so wie in den Spielen und die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeigen ausschließlich flüssige Bewegungsabläufe, die tatsächlich sehr viel Spaß machen. Die fast videospielartigen Soundeffekte erscheinen zwar überborden, passen aber in das Bild dieser abstrusen Figuren, die sich fast ausschließlich über die Kampfkunst ausdrücken können.Technische Glanzleistung

Das Bild ist absolutes Referenzniveau, was an der eingesetzten Red-One-Kameratechnik liegt. So ist jedes einzelne Grashalm, jede Haar und jede Schweißperle zu erkennen. Der Postproduktion sei dank, wurde die Farbschwäche der Red gekonnt kaschiert, indem die Sättigung der Rot-Töne angehoben wurde. Ergo sticht einem Kens roter Trainings-Aufzug fast die Augen aus und bietet einen großartigen Farbkontrast vor den Wald- und Natur-Kulissen.
 
Entgegen der Erwartung befindet sich die deutsche Synchronfassung auf dem gängigen Hollywood-Niveau und überrascht mit einer sehr guten Übersetzung sowie den passenden Specherleistungen. Die Abmischung des Tons ist relativ frontlastig, Surround-Effekte sind nicht aktiv wahrnehmbar. Die Extras enthalten ein paar witzige Ausschnitte aus Kens analogem 4:3-Video- Tagebuch, ein Making-Of mit Mini-Episoden, entfernte Szenen sowie Outtakes.
 
Fans der populären Videospielreihe können sich „Street Fighter: Assassin’s Fist“ ab sofort beim Online-Händler Amazon auf Blu-ray zulegen. Neben der Standard-Ausführung, die der Händler für aktuell 12,90 Euro anbietet, gibt es zudem ein limitiertes Steelbook, das für derzeit 14,90 Euro zu haben ist.Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 6,5 von 10


 
TECHNIK: 7,5 von 10
 
BILDQUALITÄT: 10 von 10
 
TONQUALITÄT: 5 von 10
 
Kurzfazit: Fans der Spiele-Reihe bekommen endlich genau jene filmische Umsetzung, die sie immer wollten. Daraus könnte ein Kult-Phänomen erwachsen.
 
BONUSMATERIAL: 4,5 von 10


Infos zur Blu-ray


 

Genre: Action | Originaltitel: Street Fighter: Assassin’s Fist | Land/Jahr: GB/2014 | Vertrieb: Polyband | Bild: MPEG-4, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1| Regie: Joey Ansah | Darsteller: Christian Howard, Mike Moh, Joey Ansah | Laufzeit: 146 min | Wendecover: k. A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 29. August2014


 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. Zur Blu-ray-Vorstellung der vergangenen Woche „Only Lovers Left Alive“ geht es hier.

 
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[Falko Theuner]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag

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