Bodensee-„Tatort“ nimmt Reichen & Schönen ins Visier

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Als nach einer Partynacht der Millionenerbe Benjamin Wolters tot aufgefunden wird, müssen die Konstanzer „Tatort“-Kommissare unter den Reichen und Schönen der Stadt ermitteln. Mögliche Täter gibt es viele, doch erst als Perlmann undercover in diese Welt ohne Grenzen abtaucht, kommen Blum und ihr Kollege dem Mörder näher.

Das letzte Hemd hat keine Taschen: Benjamin Wolters, Millionenerbe und Playboy von Konstanz, wird tot in seiner Villa gefunden. Zwei Schüsse aus nächster Nähe, Einbruchsspuren gibt es nicht. Gleich mehrere Verdächtige kommen für die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) als Mörder in Betracht – sogar die Mitglieder seiner Clique, die das Opfer am Tag zuvor bei einer Sause um sich scharte. Die beiden Ermittler tauchen ab in ein Konstanz der Jungen, Reichen und Schönen. Das Erste zeigt „Todesspiel“ an diesem Sonntag (20.15 Uhr).
 
Eine mörderische Wut gegen Wolters könnten viele gehegt haben. Etwa Marcus Pracht, dem der Playboy eiskalt die Freundin ausgespannt hat. Blum beißt auf Granit. Wegen seiner Schweigepflicht als Anlageberater will Pracht nichts sagen. Auch Wolters Ex-Geliebte, Nadine Weiss, hätte allen Grund, das Opfer zu hassen. Ihr Gatte, Geschäftsführer einer Schweizer Schönheitsklinik, vernachlässigt sie. Kurz vor dem Mord serviert Wolters sie ab. Auch Daniel Gabler, dem der fragwürdige Ruhm als zweiter Sieger einer Castingshow gebührt, gerät ins Fadenkreuz der Kommissare. Einzig Alisa Adam, die aktuelle Geliebte des Opfers, hat für die Tatzeit scheinbar ein Alibi.
 
Der neue Bodensee-„Tatort“ nimmt eine Schicht der Gesellschaft ins Visier, die keine Werte mehr zu kennen scheint, der nichts mehr heilig ist. „Denn auch das ist Konstanz: eine Insel der Reichen und Schönen. Privilegiert und durchaus talentiert, steht für sie der schnelle Erfolg im Fokus, ohne Rücksicht auf andere und auf sich selbst“, heißt es beim zuständigen Sender SWR über die „Tatort“-Folge. „Dabei wird alles zum Spiel – zum Todesspiel.“

„Es gibt darunter auch dekadente Typen, die sich Freundschaften nur erkaufen können und ihrem trostlosen Leben mit makaberen Spielen einen ‚Kick‘ geben wollen“, sagt Autor Leo Ard. Die Landschaft am Bodensee scheint die innere Trostlosigkeit der oberflächlich-reichen Protagonisten widerzuspiegeln. Es ist neblig, regnet, stumpfes Licht, ein grauer Himmel.
 
Blums Ermittlungen geraten ins Stocken, weil diese illustre und mit allen Mitteln gewaschene Gesellschaft nicht mit ihr kooperieren will. Erst als Kollege Perlmann von seinem Urlaub zurückkehrt, kommt Licht ins Dunkel. Zufällig gerät er bei einem Flirt mit Nadine Weiss in die Szene und beginnt, verdeckt zu ermitteln. Für das Vertrauen der Clique muss er aber teuer zahlen – seinen Einstieg begießt er nämlich mit dem besten Champagner im Club. Wirklich ärgerlich, dass die 1000 Euro teure Flasche vorab hätte genehmigt werden müssen.
 
Der 27. Einsatz von Hauptkommissarin Klara Blum verarbeitet ein großes Stück Gesellschaftskritik zur besten Sendezeit. In einer Zeit, in der die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werde, sei es reizvoll, „einen Blick auf das Leben der Reichen und Schönen zu werfen, die es nicht nur auf Sylt, sondern auch am Bodensee gibt“, beschreibt Autor Leo Ard.
 
Früher sei niemand auf die Idee gekommen, einen Film zu schreiben, in dem Banker und Fondsmanager die Bösewichte seien. Doch heute – nach Bankenkrise und Verhaftungen von Managern – „darf man einigen dieser Branche durchaus kriminelle Energie unterstellen und sie als Bösewichter zeigen“.

[Jonas Schöll/fm]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: Bodensee-"Tatort" nimmt Reichen & Schönen ins Visier aber von spannung keine Spur, regelrecht zum einschlafen war er
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