Bremer „Tatort“-Ermittler auf Jagd in der virtuellen Realität

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Virtual Reality meets „Tatort“: In „Echolot“ ermitteln die Bremer Kommissare im Fall einer getöteten Start-Up-Geschäftsführerin nicht nur in der realen, sondern auch in der digitalen Welt.

Verlaufene Farben, Nullen und Einsen flackern weiß über eine dunkle Straße, dann eine Weißblende – eine Frau wird nach einem Autounfall tot aus ihrem Wagen geborgen. Die ersten Sequenzen des neuen Bremer „Tatorts“ mit dem Titel „Echolot“ symbolisieren die verschwimmenden Grenzen zwischen real und virtuell, die sich durch die ganze Folge ziehen. Sie wird am Sonntag, den 30. Oktober, um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
 
Als Vanessa Arnold (Adina Vetter), die Mitgründerin eines hippen Bremer Startups, bei einem Autounfall stirbt, vermuten „Tatort“-Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) Vorsatz: Am Tatort werden keine Bremsspuren gefunden. Mögliche Täter und Motive sind zahlreich – Arnold und ihre drei Geschäftspartner bereiteten den Launch eines digitalen Assistenten vor, der die jungen Unternehmer zu Ruhm und Erfolg führen könnte. Der Assistent heißt „Nessa“ – eine digitale Kopie von Vanessa Arnold.

So eigenständig und menschlich wirkt „Nessa“, dass selbst die Kommissare und die Angehörigen die Kopie zunächst mit der realen Version verwechseln. Als klar wird, dass Arnold ihr digitales Alter Ego und damit auch den Erfolg der Firma zerstören wollte, verschärft sich der Verdacht gegen ihre Mitstreiter Kai Simon (Lasse Myhr), Paul Beck (Christoph Schechinger) und ihren Mann und Geschäftspartner David Arnold (Matthias Lier). Eine Spurensuche im digitalen Raum beginnt, der die künstliche Intelligenz eines Computerprogramms mit dem Instinkt der Kommissare misst.
 
Den Regisseuren, Claudia Prietzel und Peter Henning, ist es mit „Echolot“ gelungen, Ängste und Hoffnungen verbunden mit digitaler Technik aufzugreifen. „Klingt irgendwie nach Sci-Fi“, sagt Stedefreund, als er die virtuelle Welt um „Nessa“ mit einer Virtual-Reality-Brille betritt.
 
Der „Tatort“ porträtiert digitale Welten auch als Barriere, die sich zwischen die Generationen schiebt. Besonders deutlich wird der Kontrast bei der Mutter der Toten, (Eleonore Weisgerber), die ihre Enkelin Lily (Emilia Pieske) betreut. Auf der einen Seite die greifbare Großmutter mit Baumhaus und Werkbank, auf der anderen das Kind, das mit Tablet im Arm einschläft – auf dem Bildschirm die perfekte Kopie ihrer toten Mutter.
 
Makabre Szenen von Überwachung und Kontrollverlust spielen in „Echolot“ mit Orwellschen Fantasien, die in Zeiten von VR-Brillen und digitalen Blutdruckmessern immer wahrscheinlicher wirken. Im Zuge der ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ eine erschreckend passende Folge.
 
Ende August hatten die Stuttgarter „Tatort“-Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) mit einen Fall zu tun, der an „Echolot“ erinnert: Genau wie in Bremen war eine junge Frau getötet worden. Sie hatte in einer Softwarefirma gearbeitet, die für ein Programm verantwortlich war, dessen künstliche Intelligenz sich schließlich nicht mehr kontrollieren ließ.

[Antonia Schaefer/buhl]

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12 Kommentare im Forum

  1. Man hätte auf einen innovativen und mutigen Tatort hoffen können. Leider war er weder das eine, noch das andere, sondern einfach nur vergeudete Zeit. Vielleicht liegt es daran, dass andere Science-Fiction besser können und sie im übrigen auch einfach nicht in einen Tatort gehört.
  2. Es dauert nicht mehr lange dann werden die Schauspieler komlett durch Virtuelle Figuren ersetzt . Und wir Zuschauer sitzen im Virtuellen Wohnzimmer vor dem Virtuellen TV . Was für ein Scheiß Zukunft !
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