Brillanter LED-Traum

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Toshiba 55ZL1

Toshibas Cevo-TV protzt mit Superlativen und kommt dem perfekten Fernseher auf LED-LCD-Basis wieder ein Stück näher. Wir zeigen Ihnen im exklusiven Vorabtest, ob der lange ersehnte Luxus-TV den immensen Erwartungen standhält.

Die 55 Zoll messende Bildfläche des 55ZL1 wird vollflächig von rund 3 000 LEDs hinterleuchtet, die wiederum in 512 dimmbare Zonen (Local Dimming) eingeteilt sind. Toshiba fertigt damit das derzeit komplexeste Direct-LED-LC-Display der Welt. Zudem generieren die Leuchtdioden eine immense Leuchtkraft – beste Voraussetzungen für neue Kontrastrekorde.
 
Der Hersteller hat uns exklusiv ein Vorserienmodell zur Verfügung gestellt und wir zeigen Ihnen, was das Gerät bereits jetzt leistet und wie sich der 55ZL1 gegen die Direct-LED-Konkurrenz schlägt. Leider können wir Ihnen noch keine finale Wertung präsentieren, da weder die Software noch die Bildverarbeitung im vollen Umfang einsetzbar waren.
 
Eine erste Einschätzung wollen wir Ihnen an dieser Stelle jedoch nicht vorenthalten und bereits in diesem frühen Stadium zeichnet sich ab, dass Toshibas 55ZL1 in puncto Wiedergabequalität neue Rekorde aufzustellen vermag.

Strahlender Koloss

Kaum zu glauben: Toshibas 55ZL1 überflügelt selbst den bisherigen Helligkeitsrekordhalter (Philips 9000er-Serie) je nach Bildinhalt um das Doppelte. Toshiba darf sich also zurecht das Prädikat „hellster Fernseher der Welt“ anheften. Selbst bei direktem Lichteinfall glänzt der Direct-LED-LCD mit brillanten Bildern.
 
Dadurch können sogar Filme, die von düsteren Bildkompositionen durchzogen sind (etwa der siebte Teil der „Harry Potter“-Serie), tagsüber und bei direktem Lichteinfall ohne Detailverlust genossen werden. Auch bei der Ansteuerung der Leuchtmittel hat Toshiba der Konkurrenz einiges voraus, denn die Direct-LED-Beleuchtung des 55ZL1 erzeugt selbst bei komplexen Helligkeitsabstufungen kein Flackern und bleibt artefaktfrei.
 
Auch die höhere LED- und Cluster-Anzahl macht sich im direkten Vergleich auf den ersten Blick bezahlt. Setzen konkurrierende Direct-LED-LCDs auf rund 1 800 LEDs, die in 224 Bereiche eingeteilt sind, bietet Toshibas Cevo-TV mehr als doppelt so viele Zonen; dementsprechend fällt die Ansteuerung wesentlich filigraner aus. In der Praxis neigen kontraststarke Muster weniger zur Aufhellung und feine Details, wie ein Sternenhimmel, erstrahlen auf dem 55ZL1 noch eine Spur plastischer.
 
Toshiba definiert an dieser Stelle Bestmarken, denn bei Bildhelligkeit und Kontrast setzt sich der 55ZL1 mit Abstand an die Spitze aller Flachbildfernseher. Verglichen mit einem normalen LED-LCD erstrahlt der 55ZL1 doppelt bis dreifach so hell, im Direktvergleich mit einem Plasma gar fünf- bis siebenmal heller. Im abgedunkelten Heimkino werden Sie bei maximaler Helligkeitseinstellung sprichwörtlich geblendet. Ein automatischer Lichtbegrenzer, der einzig vollflächige Weißinhalte automatisch in der Helligkeit reduziert, bot Toshibas Vorserienmuster nicht.
 
Verglichen mit Sonys aktueller HX905-Serie kann sich Toshibas 55ZL1 ebenfalls absetzen: Das Local Dimming arbeitet bei beiden Fernsehern gleichermaßen fehlerfrei, allerdings zeichnet der 55ZL1 feine Details deutlich brillanter und dunkle Muster satter. Wir sind schon gespannt, was Sonys diesjährige HX925-Serie dem Cevo-TV entgegensetzen kann. Das von Direct-LED-LCDs befürchtete Überstrahlen (Halo-Effekt) von hellen Elementen vor einem dunklen Hintergrund hält sich im Übrigen in Grenzen, verantwortlich ist dafür – neben der hohen Cluster-Anzahl – eine spezielle Diffusorfolie, die das Licht homogen verteilt und so für weichere Übergänge sorgt.
 
Anders als etwa beim LG 47LX9500 sind die einzelnen LED-Gruppen nicht erkennbar, allerdings sollten Sie für eine optimale Qualität mittig vor dem Fernseher sitzen.

Verschärft

Die Bildverarbeitung wird komplett von der sogenannten Cevo Enginge übernommen. Dabei handelt es sich um eine Multicore-Prozessorplattform, die dem Bildverbesserungsansatz Resolution+ die benötigte Rechenkraft zur Seite stellt. Das Verfahren führt auf Wunsch eine pixelbasierte Kontrastanhebung durch und arbeitet so feine Details effektiv heraus.
 
Auf diese Weise erstrahlen selbst Full-HD-Bilder mit 1 920 x 1 080 Bildpunkten subjektiv noch schärfer, ohne Bildfehler zu produzieren. In unserem Testgerät war der Ansatz jedoch noch nicht aktiviert. Auch die SD-Bildverarbeitung stand noch nicht zur Verfügung, was darauf schließen lässt, dass ein Teil der Bildverarbeitung erst über aktuellere Software freigeschaltet wird.
 
Die 400-Hertz-Zwischenbildberechnung (200 Bilder plus Scanning-Backlight) war indes schon zuschaltbar und überzeugte durch eine effektive Arbeitsweise. Selbst schnelle Bewegungen werden klar abgebildet, lediglich in den Randbereichen kommt es zu leichten Nachzieheffekten und eine Referenzwertung wird knapp verfehlt. Auf Wunsch können Sie auch eine Bewegungsglättung hinzuschalten. Leider neigt diese zur Artefaktbildung und ist in Ihrer Intensität nicht regelbar.

Naturgetreue Bilder

Toshibas 55ZL1 erfüllt nicht nur bei der Kontrast- und Schärfedarstellung Profiambitionen, auch die anderweitigen Bildparameter können überzeugen und das Bild siedelt sich in unmittelbarer Nähe zur HDTV-Norm an. Leider ist der Farbraum minimal erweitert bzw. verschoben und Sie können trotz manueller Farbanpassung kein perfektes Niveau erreichen.
 
Sämtliche Farbregler beeinflussen sowohl die Sättigung als auch die Helligkeit der Farben, sodass eine Angleichung eines Parameters immer eine Abweichung eines anderen erzeugt. Die Farbtemperatur lässt sich dagegen dank einer 10-Stufen-Kalibrierung nahezu perfekt anpassen und der Blaustich im Tiefschwarz ist aufgrund der dimmbaren LEDs nicht wahrnehmbar.
 
Auch die Schwächen bei der Ausleuchtung (Clouding) werden effektiv vom Dimming kaschiert. Aufgrund der regelbaren LEDs kommt es jedoch zu Schwankungen der Farbtemperatur, durch die hohe Leuchtkraft der kleinen Lämpchen ist dieser Umstand je nach Umgebungslicht aber keinesfalls störend. Die Durchzeichnung gelingt dem 55ZL1 fast vorbildlich und die LED-Beleuchtung meistert selbst schwierige Filmsequenzen wie in „Harry Potter 7.1“ mit Bravour.
 
Bei Abweichungen von der frontalen Sitzposition wirken dunkle Bildinhalte jedoch stark aufgehellt, die LED-Beleuchtung wird sichtbar und das Bild von einem auffälligen Blauschimmer durchzogen, sodass Sie immer zentral vor dem Fernseher sitzen sollten. Die Farben erstrahlen dagegen auch von der Seite angenehm satt. Über einen USB-Sensor kann Ihr Fachhändler eine automatische Kalibrierung aller Bildparameter ablaufen lassen. Aufgrund des fehlenden Sensors war es uns jedoch nicht möglich, die Güte des Vorgangs zu bewerten.

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