Bundesliga: RTL will die „Sportschau“-Rechte

Die „Sportschau“ der ARD ist eine Institution, doch das könnte sich bald ändern. Denn genau dieses Bundesliga-Rechte-Paket will nun RTL haben. Und das ist nicht das Einzige. Die ARD macht das langsam nervös.

Für die meisten Fußball-Fans, die nicht über ein Sky-Abo verfügen, gibt es nur eine Adresse, wenn sie die aktuellen Bundesliga-Spiele verfolgen wollen: die „Sportschau“. Schon seit vielen Jahren ist die ARD-Sendung quasi eine Institution im deutschen Fußball-Fernsehen, doch aktuell steht ihre Zukunft so sehr auf der Kippe, wie lange nicht. Denn die ARD bekommt bei der Vergabe der TV-Rechte, die derzeit läuft, harte Konkurrenz.

Vor allem der Privatsender RTL könnte der „Sportschau“ gefährlich werden. Denn seitdem die Kölner die Qualifikations-Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Programm haben, haben sie in Sachen Fußball Blut geleckt. Galt die Investition von über 100 Millionen Euro 2013 noch als Wagnis von Seiten RTLs – immerhin betonte man immer wieder, dass man diese Kosten irgendwie refinanzieren müsse – ist mittlerweile klar, dass sich es sich für RTL gelohnt hat, so tief in die Tasche zu greifen.
 
Das hat nun auch RTL-Chefin Anke Schäferkordt am Donnerstag gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ noch einmal betont: „Die Übertragung der Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft war für uns eine richtige Investition“. Kein Wunder also, dass RTL diesen Status Quo auch in den kommenden Jahren halten will und entsprechend nachlegt. So soll der Kölner Sender schon jetzt den Zuschlag für ein erstes Rechte-Paket bekommen haben, dass die Spiele der National-Elf ab 2018 betrifft. Weitere sollen folgen.
 
Und auch die Bundesliga könnte schon bald wieder Teil des RTL-Programms werden. „Wir haben Interesse an attraktiven Sportrechten“, bekräftigte Schäferkordt nochmal gegenüber dem Blatt. Dabei schielen die Kölner vor allem auf die Zusammenfassungen am Samstagabend, also genau die Rechte, mit denen aktuell die „Sportschau“ bestritten wird. Zudem hat RTL auch Interesse an Live-Spielen.
 
Wie weit der Sender bereit ist zu gehen, hält RTL natürlich geheim. Immerhin läuft die Vergabe noch. Jeden Preis wolle man aber nicht zahlen, stellte die RTL-Chefin noch einmal klar. Ein Blick auf die jüngste Bilanz von RTL macht allerdings deutlich, dass der Sender die nötige Finanzkraft besitzt, um hier ein Zeichen zu setzen. Dass sich die Kölner hier weiter sehr zurückhaltend geben und immer wieder betonen, wie schwierig die Refinanzierung sei, ist also vermutlich mehr Taktik als echte Bedenken.
 
Und das weiß man auch bei der ARD. Der Sender macht sich keine Illusionen hinsichtlich der Frage, wie gefährlich RTL ihnen werden könnte. Man nehme RTL sehr Ernst, erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky bereits Ende April gegenüber der „Sport-Bild“. Immerhin kann der Privatsender bei den Finanzen deutlich flexibler sein als der öffentlich-rechtliche Sender. Die ARD hat ein festes Limit, RTL nicht.
 
Die Kölner könnten aber nicht die einzigen sein, die der „Sportschau“ ans Leder wollen. Auch Eurosport hat bereits bekundet, fünf Rechte-Pakete zu wollen. Welche das im Einzelnen sind, verriet der Sender allerdings nicht. Nach dem Olympia-Coup ist aber auf jeden Fall mit Eurosport zu rechnen. Zudem könnte auch Sport1 für eine Überraschung sorgen. Aktuell verwertet der Sender die Zusammenfassungen am Sonntagvormittag. Es wäre also auch denkbar, dass Sport1 hier Ambitionen hat, einen Tag nach vorn zu rutschen. [fs]