Chaos-Tage beim MDR: Neuer Intendant vom Rundfunkrat abgelehnt

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Plötzlich ging alles ganz schnell: Der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“, Bernd Hilder, hat bei der Wahl zum neuen MDR-Intendanten keine Mehrheit im Rundfunkrat bekommen. Das teilte der Sender am Montag in Leipzig mit. Die ARD-Anstalt muss sich deshalb nach dem Rückzug von Udo Reiter weiter nach einem neuen Cheflenker umsehen.

Nach Angaben des Senders entfielen auf Hilder in der Sitzung am Montag nur zwölf Ja-Stimmen bei 41 anwesenden Rundfunkräten. 29 Mitglieder stimmten gegen ihn. Nun muss ein neuer Kandidat gesucht werden. Der langjährige Senderchef Udo Reiter (67) scheidet Ende Oktober aus. Hilder sagte nach der Wahl: „Schade. Gerne hätte ich dem MDR geholfen, aus seiner Krise herauszukommen“. 
 
Der 52-Jährige war einziger Kandidat und hatte sich im Verwaltungsrat gegen die stellvertretende MDR-Intendantin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra durchgesetzt – allerdings erst im vierten Wahlgang.  In den vergangenen Wochen gab es hinter den Kulissen ein heftiges Gerangel über die Besetzung der Spitzenposition. Nun muss der Verwaltungsrat innerhalb eines Monats einen neuen Kandidaten vorschlagen.

Hilder ist seit fast acht Jahren Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ (verkaufte Auflage: mehr als 213 000 Exemplare). Darüber hinaus fungiert er als Sprecher des Selbstkontrollorgans der gedruckten Medien, dem Deutschen Presserat. Als Jurymitglied des Theodor-Wolff-Preises entscheidet er mit darüber, welche Journalisten für die besten Reportagen, Essays und Kommentare ausgezeichnet werden. In seinem Berufsleben war er außerdem 13 Jahre lang bei der ARD, dabei auch Hörfunk-Korrespondent in Washington und Mexiko-Stadt.
 
Der künftige MDR-Intendant steht vor keiner einfachen Amtszeit. Er wird zunächst die Affäre um den entlassenen MDR-Unterhaltungschef Udo Foht weiter aufklären müssen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob beim MDR Sendezeit gekauft werden konnte. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Leipzig gegen sechs Beschuldigte wegen Bestechung, Untreue, Betrugs und Bestechlichkeit. Dazu gehört auch der Volksmusikmanager Hans R. Beierlein.
 
Bei den Vorwürfen geht es um 180 000 Euro, die an eine Produktionsgesellschaft gezahlt wurden. Im Gegenzug – so der Verdacht – soll Foht dafür gesorgt haben, dass Volksmusikgrößen, die Beierlein managte, weiterhin für MDR-Schlagershows gebucht wurden.  Zuvor war bereits ein Millionenbetrug beim ARD/ZDF-Kinderkanal aufgedeckt worden, für den der MDR die Federführung hat. [ar/dpa]

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13 Kommentare im Forum

  1. AW: Chaos-Tage beim MDR: Neuer Intendant vom Rundfunkrat abgelehnt Die Presse war Herr Hilder in den letzten Tagen ja auch nicht unbedingt eine große Hilfe. Magdeburger Volksstimme vom 24.09.2011: GEZ-Fragebogen kompromittiert Kandidaten Bernd Hilder: Zahlt designierter MDR-Intendant nur widerwillig Gebühren? | Volksstimme.de - Nachrichten aus Sachsen-Anhalt - Sachsen-Anhalt Wer eine solche Meldung 3 Tage vor der Entscheidung bringt, kann es mit dem Kandidaten auch nicht gerade gut meinen... Ein Schelm, wer böses dabei denkt
  2. AW: Chaos-Tage beim MDR: Neuer Intendant vom Rundfunkrat abgelehnt für dies Chaos-Tage ist allein die sächsische Staatskanzlei verantwortlich. Diese hat versucht auf biegen und brechen "ihren" Kandidaten durchzubringen.
  3. AW: Chaos-Tage beim MDR: Neuer Intendant vom Rundfunkrat abgelehnt Richtig, und es ist ein Sieg der Demokratie, dass das ZDF-Beispiel keine Fortsetzung fand. Die Presse war sich hier aber auch ziemlich einig, kann mich nicht erinnern, auch nur einen positiven Artikel zu Hilder gelesen zu haben. Das muß Gründe haben...
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