Clint Eastwood

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Das gewisse Etwas

Über ein halbes Jahrhundert ist er nun schon im Filmgeschäft, länger als wohl jeder andere Hollywoodstar. Im Wandel der Zuschauer-Generationen und mit fortschreitendem Alter zeichnete sich eine bemerkenswerte Entwicklung seinerseits ab: Von der Westernikone zum weisen Filmemacher.

In Hollywood ist Clint Eastwood längst legendär, da er seinen Ikonen-Status seit den 1960ern nahezu permanent aufrechterhalten konnte, eine Leistung, die nur die wenigsten Stars vollbringen. Im stolzen Alter von 80 Jahren blickt der vierfache Oscarpreisträger nun auf über 50 Filme zurück, in denen er die Hauptrolle spielte. Knapp 33-mal besetzte er den Regiestuhl, zwei weitere Filme sind bereits in Arbeit. Doch damit gibt er sich noch lange nicht zufrieden. Statt des wohlverdienten Ruhestands, macht er einfach immer weiter und schenkt der Welt zielstrebig einen phänomenalen Klassiker nach dem anderen.
 
Sein 80. Jubiläum feiert deshalb die gesamte Filmbranche mit Veröffentlichungen einiger seiner wichtigsten Werke. Diesem Umstand wollen wir in unserer Retrospektive Respekt zollen, indem wir die Glanzlichter aus Eastwoods Karriere genauer betrachten und die aktuellen Blu-ray-Neuerscheinungen technisch unter die Lupe nehmen.

Clint Eastwood in Bildern

Leone und eine Handvoll Dollar

Den Grundstein zu seinem Erfolg legte Eastwood in den 1950ern. Aus heutiger Sicht vielleicht etwas schwer vorstellbar, tat er dies als gutaussehender Wild-West-Held. Und ja, auch Clint Eastwood war einmal jung, selbst wenn sein verbittertes Faltengesicht heute zu seinen auffälligsten Markenzeichen zählt. Dementsprechend nutzte er seinen angeborenen Charme um möglichst cool in der Gegend herumzustehen, und wenn erforderlich, seine Knarre für ihn sprechen zu lassen. Zu seiner Rolle als schweigsamer Streiter in den berühmten Italo-Western von Sergio Leone kam der damals 29-Jährige durch die erfolgreiche TV-Serie „Tausend Meilen Staub“ (engl. „Rawhide“ 1959-1965). In insgesamt 217 Folgen und einem Kinostreifen bekleidete Eastwood dort die Nebenrolle des hitzköpfigen Viehtreibers, Rowdy Yates. So wurde Leone auf ihn aufmerksam, nachdem unter anderem schon Charles Bronson und Eastwoods damaliger Serienkollege Eric Flemming die Hauptrolle für die Kinoproduktion abgelehnt hatten.
 
Bis zu dem Zeitpunkt als „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) in die Kinos kam, interessierte sich kaum ein Zuschauer für die sogenannten Spaghetti-Western. Erst Eastwood traf mit seinem lässigen Auftreten, den zynischen Kommentaren, dem gekürzten Zigarillo und der Hand am Revolver den Nerv der Zeit. Ein neuer Typ von Held war geboren, genau das, was zwischen etablierten Filmikonen wie Bond in „Goldfinger“ und Elvis Presley in „Viva Las Vegas“ noch fehlte.
 
Anders als die Rollen seines Schauspielkollegen John Wayne verzichtet Clints wortkarger Part auf eine blütenreine Weste. Stattdessen spielt er als Mann ohne Namen (im Film wird er dennoch Joe genannt) die sich bekriegenden Stadt-Banden gegeneinander aus. Die Handlung an sich war damals allerdings keineswegs neu. Ähnlich wie sich „Die glorreichen Sieben“ (1960) an Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ (1954) orientierte, pokerte auch Leones Film mit dem Unwissen westlicher Zuschauer über den asiatischen Filmkanon. Die offensichtlichen Parallelen zu seinem Samurai-Drama „Yôjinbô“ (1961) entgingen dem japanischen Kultregisseur Kurosawa natürlich nicht und er verklagte die Produktionsfirma prompt mit der Folge, dass er einen horrenden Teil der Einnahmen für sich verbuchen durfte, mehr als er mit dem Original verdiente.
 
Das Besondere an „Yôjinbô“: Am Ende gibt es ein Duell nach bester Wild-West-Manier, Revolver gegen… äh, Schwert. „Für eine Handvoll Dollar“ hatte also eine japanische Vorlage, spanische, italienische und deutsche Schauspieler, einen italienischen Regisseur  sowie einen US-amerikanischen Hauptdarsteller, der kein Wort von dem Verstand, was alle anderen um ihn herum sprachen. Umgekehrt beherrschte so gut wie niemand Englisch. Dementsprechend kam es auch nur dann zur Kommunikation, wenn kein anderer Weg dran vorbei führte. Aushilfsweise diente höchstens der italienische Stuntman Benito Stefanelli als Übersetzer.

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