Cloud-Computing mit Spotify

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Das leistet Spotify Connect in der Praxis

Ein kleines schwedisches Unternehmen, das seit einigen Jahren versucht den Musikmarkt zu revolutionieren, greift nun auch die Big Player der Streaming-Branche an. Was bietet Spotify, was AirPlay, Bluetooth und Sonos nicht können?

Im Verlauf der Geschichte hat sich nicht nur die Musik geändert, sondern auch ihre Verbreitungswege, die Art, wie wir sie konsumieren sowie die Möglichkeiten der Speicherung. Während sich die Schallplatte nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, ist die Compact Cassette nach einem 50-jährigen-Lebenszyklus mittlerweile so gut wie ausgestorben und die Audio-CD gilt gemeinhin als letztes physikalisches Speichermedium für Musik. Die modernste Verbreitungsform ist das Streamen direkt aus dem Netz. Dafür gibt es verschiedene Mittel und Wege, von denen sich die kostenpflichtigen Abo-Modelle mittlerweile als ernstzunehmende Konsumquelle etabliert haben. Laut Bundesverband Musikindustrie e.V. sind die Umsätze aus diesem Bereich im ersten Halbjahr 2013 um 105 % gestiegen und tragen damit einen Teil zur ersten Umsatzsteigerung im deutschen Musikmarkt seit 10 Jahren bei.
 
Einer der größten Streaminganbieter für Musik ist Spotify, ein schwedisches Unternehmen, das zum aktuellen Zeitpunkt über 24 Millionen aktive Nutzer und eine weltweite Datenbank mit über 20 Millionen Titeln vorweisen kann. Auf der Wiedergabeseite hat sich Apples AirPlay-Protokoll als beliebtes Streaming-Verfahren etabliert, um Spotify über die Hi-Fi-Anlage abzuspielen. In der Praxis wählt man in der Spotify-App auf dem iPhone, iPad oder Mac Musik aus, sucht sich im AirPlay-Menü den passenden Speaker und streamt die Musik vom Mobilgerät an den Empfänger. Spotify möchte an dieser Stelle nun mit einem eigenen System mitmischen und die Idee, die hinter AirPlay steckt, und nur über Umwege außerhalb des Apple-Mikrokosmos zubetreiben ist, aufbohren. Damit steht aber nicht nur Apple unter Beschuss, sondern auch die langjährige Beziehung zum Musikverteiler Sonos, der die Streaming-Plattform bereits seit Anfangstagen in sein eigenes System integriert, auf dem Spiel.

Das neue Format nennt sich Spotify Connect wurde erstmals auf der IFA 2013 präsentiert und bietet seinen Premiumnutzern die Möglichkeit Musik auf wechselnden Endgeräten zu nutzen. Dabei soll es möglich sein, die Musik unterbrechungsfrei beim Verlassen des Raumes, und damit verbundenen Wechsel der Geräte, wiederzugeben. Zwar ähnelt das System bis hierher noch stark dem AirPlay-Konkurrenten jedoch wird die Musik dabei nicht wie bislang vom Mobilgerät oder Computer gesendet sondern kommt direkt aus einem Connect-zertifizierten Abspielgerät. Das Smartphone wird damit nur noch zur Fernbedienung, während sich das Spotify-Connect-Gerät den Audiostream per Kabelverbindung direkt aus dem Netzwerk holt. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass keine Signalausfälle durch eine zu schwache WLAN-Verbindung mehr zu befürchten sind. Da bei AirPlay sämtliche Systemklänge wie Push-Nachrichten direkt mitgestreamt werden und die Musik bei eingehenden Anrufen unterbrochen wird, bietet das Spotify-System darüber hinaus einen entspannteren Musikgenuss.
 
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der schonendere Akkubetrieb, der sich systembedingt einstellt. Während die Akkuleistung des Smartphones beim AirPlay- oder Bluetooth- Streaming deutlich in Mitleidenschaft gezogen wird, belastet Spotify Connect das Telefon nicht intensiver als jede andere herkömmliche App. Das neue System ist zunächst den Nutzern des Spotify-Premiumservices vorbehalten und bereits jetzt in den Apps für iOS und Android integriert. Connectfähige Geräte sind bislang noch rar gesät, sollen aber im Laufe der nächsten Monate vermehrt erscheinen. Ein zertifiziertes Produktsortiment bietet Pioneer als einer der ersten Hersteller mit den netzwerkfähigen Mehrkanal-Receivern des Modelljahres 2013, den Streaming-Lautsprechern der SMA-Serie und mit dem Mikrosystem X-SMC55. Auch Bang & Olufsen hat mit dem A9 bereits einen Connect-Speaker im Programm, genau wie Revo mit dem Tischradio SuperConnect. Es bleibt also abzuwarten, wie sich das neue Musikübertragungsverfahren in der Praxis schlägt und wie die Big Player der Streaming-Branche darauf reagieren.
(Torsten Pless)

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