Computerpanne offenbar Schuld an Phobus-Grunt-Absturz

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Nachdem die russische Raumsonde Phobus-Grunt am 15. Januar 2012 in den Pazifik gestürzt ist, geht es für die Verantworlichen nun um die Klärung der Ursache und damit um eine ganze Menge Geld.

Technische Fehler und menschliches Versagen sollen Schuld an dem Absturz der Raumsonde sein. Nachdem die Rakete am 9. November 2011 gestartet sei, habe die kosmische Strahlung den Bordcomputer so stark irritiert, dass die Sonde die Erdumlaufbahn nicht verlassen konnte. Das teilte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Popowkin, am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax mit. Zuvor hatte Popowkin sogar Sabotage durch die Strahlung eines US-Radars in Erwägung gezogen und das nicht ohne Berechnung, denn der Sondenabsturz war immerhin auch eine Fall für die Versicherung.

Wie die Zeitung „Kommersant“ zuvor berichtete, sei der Computerdefekt eine Folge von reinen Programmierfehlern gewesen. Laut dem Roskosmos-Chef seien dafür auch mehrere beteiligte IT-Kräfte zur Rechenschaft gezogen. Er bestätigte zudem, dass ein für den 30. März geplanter bemannter Flug zur Internationalen Raumstation ISS wegen einer undichten Sojus-Landekapsel um etwa einen Monat verschoben werden müsse.

Der Verlust der 120 Millionen Euro teuren Phobos-Grunt sei möglicherweise auf gefälschte Hardware im Bordrechner zurückzuführen, die Russland in Asien eingekauft habe. Das sagte der Leiter der staatlichen Untersuchungskommission, Juri Koptew. Eine Prüfung habe ergeben, dass ein Großteil der Elektronik der etwa 13,5 Tonnen schweren Sonde wohl nicht zur Verwendung im All geeignet war. Der Computer sei unzureichend gegen Strahlung geschützt gewesen.

Die Ursache der Panne ist nach Informationen der Zeitung „Moskowski Komsomolez“ mitentscheidend für die Auszahlung der Versicherungssumme. Roskosmos werde der Verlust nur dann ersetzt, wenn die Behörde auch „äußere Einflüsse“ nachweisen könne, sagte ein namentlich nicht genannter Insider dem Blatt. Phobos-Grunt war am 15. Januar unkontrolliert in den Pazifik gestürzt. Kurz danach hatte Popowkin gesagt, die Strahlung eines US-Radars könnte die Ursache gewesen sein. Ein Experiment hatte dies aber nicht bestätigt.

Falls die Raumfahrtnation Russland international erfolgreich sein wolle, müsse Roskosmos bis 2030 jährlich fünf Milliarden Euro aus dem Staatsbudget erhalten, sagte Popowkin. Er bekräftigte, dass Russland die gescheiterte Mission zum Marsmond Phobos wiederholen wolle. Priorität habe aber ein gemeinsames Vorhaben mit der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA. Bei dem rund 650 Millionen Euro teuren Projekt ExoMars soll eine russische Rakete ein Forschungsfahrzeug vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zum Mars bringen. [dpa/fm]

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