„Copernicus“: Sentinel-Satelliten haben Erde genau im Blick

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Das neue Programm „Copernicus“ soll bis 2021 in der Lage sein, auf die Daten von zehn Sentinel-Satelliten zugreifen zu können. So soll es einfach und schnell möglich sein, einen Überblick und Hilfe bei Naturkatastrophen zu liefern oder die Entwicklung von Klima, Meeresspiegel und Städten zu beobachten.

„Satelliten sehen nicht sehr sexy aus.“ Lieber spricht Volker Liebig im südamerikanischen Kourou davon, was hinter dem von ihm als „Schuhkarton“ bezeichneten Design von Sentinel-2A steckt: Der Flugkörper bringt aus Sicht des Chefs der Erdbeobachtungsprogramme der europäischen Weltraumorganisation Esa Farbe in das Copernicus-Konzept von Esa und Europäischer Kommission.
 
Mit hochauflösenden Spektralbildern liefert Sentinel-2A Daten zum Zustand von Landschaften, Pflanzen und Wäldern sowie der Entwicklung von Ernten oder der Ausbreitung von Megastädten. So kann schnelles Kartenmaterial erstellt, die Entwicklung nach Erdbeben erfasst oder frühzeitig Ernteausfällen entgegenwirkt werden.

So lasse sich nach einem Vulkanausbruch sehr schnell bestimmen, wie sich Orte vor einer Katastrophe schützen lassen, wohin sich die Magmamassen bewegen, erläuterte Michael Menking (51), Chef für Erdbeobachtung beim Sentinel-Hersteller Airbus Defence & Space zum Start des Satelliten Dienstagfrüh in Kourou (Französisch-Guayana).
 
Copernicus soll bis 2021 auf die Daten von insgesamt zehn Sentinel-Satelliten zurückgreifen, hinzu kommen Informationen von anderen Flugkörpern im All und Messdaten von Schiffen, Bojen oder Bodenstationen. Der um die Erde kreisende Sentinel-2A schickt seine Daten per Laser an geostationäre Satelliten, die das Material an vier Bodenstationen übermitteln. Sentinel-2A erfasst jeden Punkt der Erde spätestens alle zehn Tage, mit dem für nächstes Jahr geplanten Zwillingssatellit 2B schrumpft diese Frist auf fünf Tage.
 
Die Satelliten sollen sich meist als Zwillingspaare auf verschiedene Bereiche konzentrieren: etwa auf die Oberfläche von Land und Meeren, Temperaturveränderungen, Spurengase und Aerosole in der Atmosphäre oder die Entwicklung des Meeresspiegels.
 
Das Vorläuferprojekt GMES (Global Monitoring for Environment and Security) hatte die Sicherheitsüberwachung noch im Namen. Dieser Teil wird auch bei Copernicus kritisiert, weil sich mit den Daten der Satelliten selbst Flüchtlingsströme analysieren lassen. Aus Sicht von Esa-Experte Liebig gibt es keine Hinweise, dass Informationen etwa über Flüchtlingsschiffe verwendet würden, um diese abzuwehren. Vielmehr könnten Flüchtlinge in solchen Fällen mit entsprechenden Informationen gerettet werden.
 
Rund 80 verschiedene Dienste der europäischen Kommission greifen auf die Daten von Copernicus zu. Das Projekt arbeitet nach einem Open-Data-Konzept, fast alle Informationen sind frei verfügbar. Bisher haben sich etwa 7700 Nutzer angemeldet und rund 1,4 Petabyte (10 hoch 15 Byte) Daten geladen.
 
Nicht freigegeben werden zum Beispiel Daten, mit denen Schiffe erkannt werden, die auf dem offenen Meer illegal ihre Tanks reinigen und damit gefährliche Ölverschmutzungen hinterlassen. Diese Auswertung bleibt den Verfolgern überlassen.
 
Philippe Brunet, bei der Kommission für Weltraumpolitik zuständiger Direktor, sieht in den Datenmassen des Programms „Antrieb für Innovation“. Copernicus werde „viele Jobs schaffen und das Wachstum stärken“, sagte Brunet in Kourou. Auf Basis der Daten sei die Entwicklung neuer Anwendungen möglich, etwa im Mobilfunkbereich. Mit den Daten werde mehr Wettbewerb möglich als bisher. [Gerd Roth/ag]

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