„Cosmopolis“: Robert Pattinson als skrupelloser Aktionär

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Machtspiele an der New Yorker Börse – ein Ambiente, in dem man sich „Twilight“-Star Robert Pattinson bisher nur schwer vorstellen konnte. Doch in David Cronenbergs „Cosmopolis“ beweisst der Brite, dass er mehr kann, als nur junge Damen zum Kreischen zu bringen.

Ein Milliardär lässt sich durch New York kutschieren und beobachtet durch die Fenster seiner Stretchlimousine die Realität, die ihm völlig fremd geworden ist. Dieses Szenario aus dem Bestseller von Don DeLillo hat sich nun Regisseur David Cronenberg vorgenommen und in „Cosmopolis“ verfilmt. Als gefühlskalter, junger Wall-Street-Spekulant ist dabei Robert Pattinson zu sehen, der sich mit diesem Part weiter von seinem Image als Teenieschwarm und „Twilight“-Vampir distanzieren will. Auch die Nebenrollen konnte der Kanadier Cronenberg („Eine dunkle Begierde“) mit Stars wie Juliette Binoche, Mathieu Amalric und Paul Giamatti prominent besetzen.

„Cosmopolis“ ist ein Film, auf den man sich einlassen muss. Vielleicht deshalb, weil die tiefsinnigen Dialoge aus dem Roman über einen eiskalten, jungen Geschäftsmann durch zu wenig Action und Dramaturgie begleitet werden und dahinplätschern wie ein langer, ruhiger Fluss. Stattdessen kreiert Cronenberg eine abgeschottete, etwas klaustrophobisch wirkende Welt, spielt doch fast der gesamte Film in einer Stretchlimousine, in der sich Eric Packer (Pattinson) durch Manhattan zu seinem Lieblingsfriseur fahren lässt.

Unterwegs steigen seine Berater, seine Frau, eine Geliebte und ein Arzt ein, der seine Prostata untersucht. Die Straßen sind verstopft. Der amerikanische Präsident ist zu Besuch und die halbe Stadt ist abgesperrt, gleichzeitig protestieren Globalisierungsgegner. Auch auf Packer, der sein Geld aus Börsenspekulationen erwirtschaftet hat, hat es ein Attentäter abgesehen.

Cronenberg schrieb das Drehbuch in nur sechs Tagen. Er übernahm die Dialoge eins zu eins ebenso wie die Struktur des 2003 erschienenen Bestsellers. „Das Buch war zur Verfilmung perfekt“, sagte der 69-Jährige in einem Kurzinterview mit dem Bezahlsender Canal Plus. Wie aktuell das Buch noch immer sei, hätten die Proteste der „Occupy Wall Street“-Bewegung während der Dreharbeiten gezeigt, die tatsächlich halb New York lahmlegten.

Auch in dem Film klingen die Wirtschafts- und Finanzkrise an sowie Fragen nach der Zukunft. Doch spielen sie nur am Rand eine Rolle. Und während DeLillos Roman wegen seiner Kritik an Börsenspekulationen und Millionenverlusten fast etwas Prophetisches hatte, scheint der Film angesichts aktueller Ereignisse nichts wirklich Neues zu zeigen.

Dafür taucht Cronenberg in die Psyche eines Mannes ein, für den das Leben langweilig und berechenbar geworden ist. Packer hat sein eigenes Reich geschaffen, sich entfremdet und den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Auf der Suche nach Regung, Nervenkitzel und Gefühlen erschießt er schließlich einen Menschen. Seine Identität findet er erst in seinem von ihm initiierten Niedergang.

Als gewissenloser und eiskalter Börsenspekulant hat Ex-Vampir Pattinson eine Paraderolle gefunden. „Als ich das Drehbuch las, meinte ich eine Stimme zu hören. Ich hätte die Rolle gleich danach spielen können“, erklärte der Schauspieler, der Cronenbergs neuer Lieblingsdarsteller zu werden scheint: Bei den Filmfestspielen in Cannes, wo der Film seine Premiere feierte, offenbarte der Regisseur, dass er auch sein nächstes Projekt „Maps to the Stars“ mit Pattinson drehen will.

„Cosmopolis“ ist ein Film, den man sich vielleicht auch ein zweites Mal anschauen muss, um ihn in seiner ganzen Bedeutung zu erfassen. Die philosophischen Tiefgänge und Höhenflüge geben viele Wahrheiten wieder und geben manchen Denkanstoß. Vor allem das Ende des Films wartet mit einem packenden und intensiven Dialog zweier starker Charaktere auf.Kinokritiken im Überblick
[Sabine Glaubitz/fm]

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