„Das Muli“: Erster Einsatz für neuen „Tatort“ aus Berlin

41
39
Bild: Destina - Fotolia.com
Bild: Destina - Fotolia.com

Nach dem packenden Abschied von Ritter und Stark steht beim Berliner „Tatort“ nun der Neustart an: Mit Meret Becker und Mark Waschke übernimmt dabei ein eher ungewöhnliches Ermittler-Duo das Heft, das nicht wirklich in das typische Bild eines „Tatort“-Ermittlers passt.

Stabwechsel im Berliner „Tatort“-Kommissariat: Nach 30 Folgen mit dem eingespielten Ermittlerteam Ritter und Stark gehen am Sonntag um 20.15 Uhr erstmals Meret Becker (46) und Mark Waschke (43) in der Bundeshauptstadt auf Verbrecherjagd. Unter dem geheimnisvollen Titel „Das Muli“ sind sie in der ARD einem besonders brutalen Fall von Drogenkriminalität auf der Spur – ein rasanter, spannender Einstand.
 
„Die Möglichkeit, von der Lebenswirklichkeit dieser Stadt zu erzählen, von ihren Widersprüchen und Brüchen, das hat mich gereizt“, sagt Waschke im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der gebürtige Ruhrpottler („Buddenbrooks“, „Barbara“) war schon mehrfach im „Tatort“ unterwegs und gibt als neuer Hauptkommissar Robert Karow mit seiner Kollegin Nina Rubin alias Meret Becker („Comedian Harmonists“, „Feuchtgebiete“) ein recht ungewöhnliches Beamtenduo ab.
 
Becker, in Bremen geboren, aber eine echte „Berliner Schnauze“, gibt zunächst mal den Ton an. In Turnschuhen und Lederjacke, klein und quirlig, ruppig und einfühlsam, geht sie voll in ihrem Job auf, muss sich aber auch um Mann und Kids (12 und 16) – und ihren Lebenshunger – kümmern.

Gleich zum Auftakt verbringt sie die Nacht in einem angesagten Szeneclub – düsterer Garagenquickie inklusive. „Ich finde es spannend, dass sich das Bild des ‚Tatort‘-Kommissars so angenehm aufgelöst hat, dass man da auch Schablonen durchbrechen kann“, sagt die 46-Jährige, im wahren Leben alleinerziehende Mutter und bisher mehr auf Kino und ihre Musik („Deins & Done“) abonniert.
 
Mit dem neuen Kollegen im Kommissariat rumpelt die erfahrene Ermittlerin erst mal kräftig zusammen („Wollten Sie nicht erst in zwei Tagen kommen?“). Der Frischling wirft nicht nur in bester Machomanier mit Stiften im Büro rum und beordert die Hospitantin zum Kaffeeholen ab – mit seiner undurchsichtigen Vergangenheit im Drogendezernat bleibt er auch beruflich ein rätselhafter Typ.
 
Der besondere Reiz der Geschichte: Drehbuchautor Stefan Kolditz („Unsere Mütter, unsere Väter“), der den verantwortlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) auch bei der Entwicklung des neuen Gesamtkonzepts beraten hat, macht daraus einen „Fall hinter dem Fall“, der erst in der vierten Folge aufgelöst werden soll. Raffiniert verschränkt, gewinnt die ohnedies temporeiche Geschichte dadurch eine besondere Tiefe.
 
Allerdings: Zartbesaitete Seelen sollten sich auf ungewöhnlich harten Tobak einstellen – Blut en masse, zerhackte Leichenteile, aufquellende Eingeweide. „Wir erzählen realistisch, drastisch und am Puls der Stadt“, sagt Regisseur Stephan Wagner.
 
Der 46-Jährige hatte 2013 auch für die hochgelobte „Tatort“-Episode „Gegen den Kopf“ verantwortlich gezeichnet, der zum vorletzten Fall des Ermittlerteams Ritter und Stark wurde. Nachdem der RBB kurz darauf das Ende des langjährigen Duos angekündigt hatte, stieg Hauptdarsteller Dominic Raacke (56) vorzeitig aus – Tandempartner Boris Aljinovic (47) musste seinen letzten Fall unter dem beziehungsreichen Titel „Vielleicht“ allein lösen.
 
Neues Spiel, neues Glück. In der Auftaktfolge „Das Muli“ schicken die Macher, wie sie sagen, ihre neuen Ermittler „auf ein Roadmovie durch die Abgründe der nächtlichen Stadt“. Vom glitzernden Kudamm zum berüchtigten Drogentreffpunkt Bahnhof Zoo, von der Müllkippe in Britz an die gespenstisch leere Großbaustelle des neuen Flughafens. In 15 Minuten 30 Drehortwechsel, schnelle Schnitte, rasante Kamerafahrten, fetzige Musik – ein moderner Großstadtkrimi.
 
„Dritter Hauptdarsteller des neuen Berliner ‚Tatorts‘ ist die Stadt“, verspricht RBB-Intendantin Dagmar Reim. Ob das Team das Tempo durchhält, muss sich zeigen. Die beiden Hauptdarsteller jedenfalls finden es bei aller Unterschiedlichkeit besonders spannend, dass ihre Rollen in einem solchen Langzeitprojekt nicht endgültig festgezurrt sind.
 
Er wolle den Zuschauer nicht nur für die Aufklärung des Falles interessieren, sondern auch für die „Tragik der Figuren“, sagt Drehbuchautor Kolditz. „Auch die unserer beiden Kommissare.“

[Nada Weigelt/fm]

Bildquelle:

  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

41 Kommentare im Forum

  1. AW: "Das Muli": Erster Einsatz für neuen "Tatort" aus Berlin Schade ich fand den Hauptkommissar Till Ritter und den Hauptkommissar Felix Stark aus Berlin sehr gut Was ich von den neuen halten soll weis ich noch nicht, erzählen bei ihrer vorstellung immer die Stadt Berlin soll im mittelpunkt stehen weil die so schön versifft und kaputt ist weis aber noch nicht ob das so eine schöne Stadtbesichtigung wird frankkl
  2. AW: "Das Muli": Erster Einsatz für neuen "Tatort" aus Berlin Ich freue mich auf Meret Becker und sehe mir den Tatort aus Berlin heute Abend entspannt aber aufmerksam an. Das alte Berliner Duo hatte seine Zeit und diese ist abgelaufen. Für mich ist dieser Satz entscheidend: Damit wurden Ermittler wie Faber, Thiel, Keppler, Steier oder beim Polizeiruf, Buckow und Krause möglich, Figuren aus dem Querschnitt der Gesellschaft, mit all deren persönlichen Problemen Nöten und Unzulänglichkeiten. Bei denen schaue ich am liebsten zu.
  3. AW: "Das Muli": Erster Einsatz für neuen "Tatort" aus Berlin Im EPG habe ich zuerst "Das Müll" (:eek gelesen. Äh, wie bitte? ...
Alle Kommentare 41 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum