„Das Recht, sich zu sorgen“: Zu viele Fälle im neuen „Tatort“?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Beim neuen „Tatort“ aus Franken geht es diesmal Schlag auf Schlag: Gleich drei Fälle müssen parallel gelöst werden. Keine leichte Aufgabe für die Kommissare. Wird sich der Krimi am Ende übernehmen?

Ein bisschen düster ist der neue Franken-„Tatort“, dazu ziemlich philosophisch und ganz schön verschachtelt. In der zweiten Ausgabe des ARD-Kultkrimis aus Nordbayern müssen sich die Ermittler um die sympathischen Hauptkommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) gleich um mehrere Fälle kümmern: Eine Wirtin liegt erwürgt in ihrer Gaststube und in der Knochensammlung des Instituts für Anatomie der Uni Würzburg stößt ein Doktorand auf einen Schädel, der nicht zum dazugehörigen Skelett passt. Außerdem sucht eine Frau verzweifelt nach ihrem vermissten erwachsenen Sohn – und schlägt dafür aus Protest vor dem Polizeipräsidium ihr Zelt auf.
 
So ein großes Team wie die Franken wolle schließlich gefordert sein, erklärt Drehbuchautorin Beate Langmaack („Blaubeerblau“). Für die Figuren bleibt dadurch nicht viel Zeit. Das sei jedoch so gewollt, sagen die Macher. Die Zuschauer sollen erst nach und nach mehr über die Kommissare erfahren. „Es geht ja nun wirklich nicht darum, in einem Film gleich den gesamten biografischen Hintergrund aller Charaktere zu erzählen“, sagt Fabian Hinrichs. Man wolle sich den Figuren „behutsam annähern und nicht effekthascherisch“.

Indem man die Kommissare beobachte, wie sie ihre Arbeit machen und mit anderen Menschen umgehen, komme man ihnen trotzdem sehr nah. Außerdem liege der Fokus beim fränkischen „Dadord“ ganz klar auf den Fällen und nicht auf dem Privatleben der Ermittler.
 
Nach dem großen Erfolg der ersten Ausgabe mit mehr als zwölf Millionen Zuschauern waren die Erwartungen an den Nachfolger groß. „Das Recht, sich zu sorgen“ (an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD) setzt den ersten Nordbayern-„Tatort“ nun fast nahtlos fort: Ruhig und bedächtig geht das Team um Ringelhahn und Voss auf Spurensuche. Regisseur Andreas Senn zeigt viel Wald, Natur und malerische Fachwerkhäuser in warmen Farben. Die Dialoge zeichnen sich vor allem durch ihren trockenen Humor aus.
 
Anfangs sorgen viele schnelle Szenenwechsel für Tempo. Nach und nach erledigen sich dann jedoch einige Handlungsstränge fast von selbst. Es scheint, als wären es dann doch ein paar Themen zu viel gewesen. Der entscheidende Hinweis für den wichtigsten Fall ist dabei so unauffällig, dass man kaum glauben mag, dass er plötzlich so einfach entdeckt wird. Übrig bleibt – wie so oft – ein eben nur fast perfekter Mord.
 
Und den hat Drehbuchautorin Beate Langmaack in eine ungewohnte Rahmenhandlung eingebettet. In Würzburg haben die Ermittler es mit Körperspenden zu tun. Für wissenschaftliche Zwecke stellen Menschen der Universität nach ihrem Tod ihren gesamten Leib zur Verfügung. Angehende Forscher und Mediziner können sich so am besten auf ihre künftige Arbeit vorbereiten. Dabei bemüht sich der Film, respektvoll mit dem Thema umzugehen und den Ekel-Faktor klein zu halten.
 
Die Schauspieler verstehen sich derweil prächtig – im Film wie in echt. „Das macht dieses Team aus: Dass die alle gerne zusammenarbeiten“, berichtet Manzel. Wenn etwa Ringelhahn sich über den Polizeichef aufregt, lächelt Voss verständnisvoll. Konflikte gibt es praktisch keine. Darsteller Hinrichs findet das auch gut so: „Das wäre ja sehr vorhersehbar, wenn sich die Ermittler immer und sofort antagonistisch verhielten. So ist das doch auch gar nicht im Arbeitsleben.“ Seine Kollegin kündigt an: Nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ werde es trotzdem nicht immer geben. Es werde sich „noch einiges entwickeln zwischen den Figuren“ – nur eben in einem anderen Tempo. Dieses Team passe so gut nach Franken, weil alle keine extremen Charaktere seien – „nicht laut und knallig, sondern bodenständig und aufrichtig“, sagt Manzel.
 
Die Vorurteile über die Franken können die Schauspieler übrigens nicht bestätigen. Sie habe die Einheimischen beim Dreh als „ganz herzlich“ kennengelernt, sagt Manzel. Außerdem gebe es hier „immer schönen Wein und schönes Bier“. Dadurch seien auch die Dreharbeiten im vergangenen Sommer bei fast 40 Grad erträglich gewesen. Sie freue sich schon auf das nächste Mal. Denn das machen beide Darsteller klar: Der Franken-„Tatort“ ist auf mehrere Jahre angelegt und soll nicht nur ein kurzes Gastspiel sein. Fabian Hinrichs betont: „Ich kann mir gut vorstellen, die Rolle noch lange zu spielen.“

[Cathérine Simon/fs]

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4 Kommentare im Forum

  1. Die Bildqualität ist ja unter aller Kanone, könnt man fast meinen die zeigen einen Uraltschinken aus dem Archiv und keine aktuelle HD-Produktion.
  2. Wenn es mal nur die Bildqualität gewesen wäre. Für mich mal wieder ein Tatort zum abgewöhnen. Nach einer halben Stunde Langeweile habe ich dann lieber auf Prime Video den Night Manager geschaut.
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