Der Spinat-Held: Comic-Legende Popeye wird 90

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Ein tätowierter Seemann mit Matrosenmütze, der gerne Pfeife raucht und faulenzt, unsterblich in die süße Olivia verliebt ist und sich mit Spinat Superkräfte holt: Das ist Popeye, die Comic-Legende. Er wird jetzt 90 Jahre alt – sieht aber plötzlich deutlich jünger aus.

Eigentlich war Popeye nur als Nebenfigur gedacht. Für die Zeitung „New York Journal“ hatte der Autor und Cartoon-Zeichner Elzie Crisler Segar seit 1919 eine Serie rund um die Protagonisten Castor Oyl, Olive Oyl und Ham Gravy (auf Deutsche etwa: Rizinusöl, Olivenöl und Bratensaft) entworfen. Die Comic-Reihe „Thimble Theatre“ schaffte es zu einiger Beliebtheit, aber der Durchbruch kam erst am Donnerstag (17. Januar) vor genau 90 Jahren, als eine neue Figur erstmals auftauchte: Popeye.

Der Name bedeutet grob übersetzt „Glatzauge“. Popeye ist ein Seemann mit einer Matrosenmütze, die sein linkes Auge stets verkniffen aussehen lässt, einem Anker-Tattoo auf dem überdimensionalen linken Unterarm und einer Pfeife im Mund. Er war schnell der Star des Cartoons – und bald auch zahlreicher Zeichentrickserien, Filme und Computerspiele.
 
„Ja think I’m a cowboy?!“, ist Popeyes erster Satz bei seinem ersten Auftritt im Comic – „denkt ihr etwa, ich sei ein Cowboy?“. Einige Monate später küsst ihn die süße Olive Oyl, in den deutschen Ausgaben als Olivia bekannt, aus Versehen auf die Wange. Und Popeye ist unsterblich verliebt. Der Seemann gibt sich oft knurrig, ist aber eigentlich herzensgut. Braucht er Superkräfte, schüttet er sich den Inhalt einer Dose Spinat in den Mund – was den Spinatverkauf in den USA Schätzungen der Industrie um rund ein Drittel steigen ließ.
 
Die Inspirationen für seine Figuren fand Zeichner Segar in seiner Heimatstadt Chester im US-Bundesstaat Illinois, wo die Comic-Legende bis heute mit einem kleinen Museum und einem jährlichen Picknick gefeiert wird. Mitte der 40er Jahre kam Popeye erstmals in Farbe in die Kinos und 1957 erlebte er sein Fernsehdebüt.
 
Jahrelang liefen die Kurzfilmserien in zahlreichen Ländern. Der Spinatmatrose wurde auch in den entferntesten Ecken der Welt zu einem Inbegriff für Amerika, ähnlich wie Micky Maus, Coca-Cola oder Blue Jeans. Zeichner Segar erlebte das nicht mehr, er war schon 1938 gestorben und wurde durch immer neue Nachfolger ersetzt.
 
Popeye ging in die Populärkultur ein, wurde von Roy Lichtenstein gemalt und von Jeff Koons zur Statue verarbeitet. Zu seinem 75. Geburtstag leuchtete 2004 die Spitze des Empire State Buildings in New York spinatgrün. Zu seinem 90. aber ist der Spinat-Held ein wenig aus dem Scheinwerferlicht verschwunden, zu groß scheint die Konkurrenz neuer Comic-Superhelden, die für ihre Superkräfte nicht erst Spinat schlürfen müssen.
 
Die Firma hinter Popeye, King Features, hat zum 90. Geburtstag eine Reihe neuer Kurz-Videos produziert und ihren Star darin deutlich verjüngt. „Er ist jünger, aber man kann nicht genau sagen, wie alt er ist“, sagte Firmenpräsidentin C.J. Kettler der „New York Times“. „Er ist nicht alt, er ist nicht jung, er ist irgendwo dazwischen. Aber er ist immer noch stark und fit und widerstandsfähig und ein Champion der Unterdrückten.“[Christina Horsten]

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