Die Währung Aufmerksamkeit – Wie TV-Moderatoren zu Geld kommen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Jörg Pilawa, Markus Lanz oder Stefan Raab – für die Zugpferde des Fernsehens greifen die Sender tief in die Tasche. Und so glaubt man Günther Jauch ohne weiteres, wenn er sagt, er habe sich noch nie über sein Einkommen beklagt.

Selber machen oder in Auftrag geben? Die Debatte um die Millionen für Günther Jauch und seine Kollegen wirft ein Schlaglicht auf die Produktionsbedingungen im deutschen Fernsehen. Ob Markus Lanz, Stefan Raab oder Jörg Pilawa – längst stellen öffentlich-rechtliche Sender und Private viele ihrer Quotenbringer (und Flops) nicht mehr selber her. Sie lassen von Firmen produzieren, an denen die Moderatoren häufig selber beteiligt sind oder für die sie arbeiten.
 
Ob der SPD-Politiker Henning Scherf mit seiner Behauptung Recht hat, Jauch verdiene „das Vielfache von dem, was die Bundeskanzlerin verdient“, wie er in der jüngsten ARD-Sonntagsrunde sagte, lässt sich schwer nachvollziehen. Und ob es stimmt, wie die „Bild“-Zeitung schreibt, dass Jauchs Produktionsfirma I&U 10,5 Millionen Euro im Jahr für die Produktion des Talks „Günther Jauch“ bekommt, wollen die Beteiligten nicht kommentieren. Tatsache ist, dass es beim Talk von ARD und ZDF auch um Geld geht, um sehr viel Geld sogar.
 
Wie etwa für Lenkräder oder Armaturenbretter in der Autoindustrie, haben auch die Sender weite Teile ihrer Produktion an Fremdfirmen outgesourct. „Die Zusammenarbeit mit privaten Produktionsfirmen bietet der ARD die notwendige programmliche Flexibilität“, begründet Volker Herres, Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens, die Strategie der Auslagerung. Nach dem Ende der vereinbarten Laufzeiten könne die ARD dann frei entscheiden, ob sie die jeweiligen Produktionen fortsetzen will.

Hinter den Talksendungen stehe ein erheblicher Aufwand an redaktioneller Arbeit, Produktionstechnik und Organisation. „Dies alles vorzuhalten, wäre teurer als eine Auftragsproduktion“, sagt Herres. Dauerhafte Produktionen wie etwa die „Tagesschau“ werden aber selbst hergestellt.
 
Ob Orchester, Konzerte oder eben Programm und nun auch noch Internet – schon seit Urzeiten verstanden sich Deutschlands Hörfunk und Fernsehen als Rundumlieferant für (Kultur-)Inhalte. Mit wachsenden Personal- und Technikkosten ist der Spardruck stärker geworden.
 
Im Kampf um Quoten sind berühmte Gesichter so etwas wie Markenprodukte im Supermarkt. Bekanntheit kann den Ausschlag geben, ob der Zuschauer (oder der Kunde) zugreift. Das hat auch die monatelange Hängepartie um die Gottschalk-Nachfolge bei „Wetten, dass..?“ gezeigt.

Es gibt grundsätzlich zwei Modelle der Zusammenarbeit zwischen TV-Sendern und unabhängigen Produktionsfirmen“, sagt Oliver Castendyk, Leiter der Sektion Entertainment bei der Allianz Deutscher Produzenten in Berlin. „Entweder gibt es einen Pauschalvertrag mit der Produktionsfirma, in dem das Gehalt des Moderators enthalten ist, oder beide Seiten schließen zwei getrennte Verträge – einmal für die Produktion und einmal für den Moderator.“
 
„In der Regel wird aber eine Gesamtsumme für eine bestimmte Anzahl von Sendungen vereinbart, der eine detaillierte Kalkulation zugrunde liegt“, sagt Herres. Was Jauch tatsächlich bekommt – darüber schweigt sich der Programmchef im Ersten aus. „Die ARD gibt über Inhalte von Verträgen, die mit Dritten geschlossen werden, keine Auskunft und daran halte ich mich.“
 
Bekanntheit zahlt sich für alle aus. „Die Währung, mit der bezahlt wird, ist die Aufmerksamkeit“, sagt Oliver Castendeyk von der Produzentenallianz. Bestimmend für die Berechnung sei Reichweite mal Tausenderkontaktpreis, also der Betrag, den Werbetreibende für je 1000 Zuschauer zahlen müssen – bei einem Millionenpublikum dürfte dabei eine schöne Summe zusammenkommen.

Auch für die Öffentlich-Rechtlichen sei der Tausenderkontaktpreis eine Richtschnur bei Vertragsverhandlungen. „Bei Moderatoren müssen ARD und ZDF nicht unbedingt mehr bezahlen als Private, weil sie neben Geld auch eine größere Stabilität bieten.“

Mit der Einführung der Haushaltsabgabe ab 2013 bleiben die Einnahmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erst einmal bei rund acht Milliarden Euro jährlich gedeckelt – der Spielraum für ARD und ZDF dürfte damit enger werden. [Esteban Engel/su]

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7 Kommentare im Forum

  1. AW: Die Währung Aufmerksamkeit - Wie TV-Moderatoren zu Geld kommen Dann müssen die ÖR eben sparen. Man muss doch trotzdem keine Mondpreise bezahlen, nur um einzelne Personen zu sehen. Und wenn man dann nicht mal einsieht, dass man sich verzockt hat, wie bei Gottschalk, dann redet man die Sendung schön. Genauso bei Lanz. Heulerei wegen fünf wegfallenden Arbeitsplätzen, weil die Sendung "Lanz kocht" für seine Produktionsfirma wegfällt. Für die wird sich schon was bei "Wetten dass" finden.
  2. AW: Die Währung Aufmerksamkeit - Wie TV-Moderatoren zu Geld kommen .. ich brauche den Jauch eigentlich nicht. Haben wir nicht genug Quatsch-runden ohne Ergebnisse Wie schön wäre es, wenn auch nur einer der Teilnehmer mal etwas einsehen oder zugeben würde. Es werden ja auch fast nur Fragen gestellt und Antworten eingefordert, die nicht weh' tun. Wo bleibt der heiße Stuhl von RTL? So ein Kuschel-Pseudo-Polit-Talk ist für'n Orkus; nicht mehr. llllaaannngweeeiiilligggggg!!!!
  3. AW: Die Währung Aufmerksamkeit - Wie TV-Moderatoren zu Geld kommen Das ist das Dilemma: Gibt es keine Ergebnisse, sind die Runden eigentlich überflüssig. Gibt es Ergebnisse, dann auch.
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