Digitalisierung – Wer muss das bezahlen?

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Die Digitalisierung des Fernsehens muss der Verbraucher bezahlen. Diese Überzeugung vertraten Kabelbetreiber, Verbände, Behördenvertreter und Verbraucherschützer auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig.

Indirekt werden die Kunden über die Kabelgebühren zur Kasse gebeten, mit denen die Netzbetreiber ihre Millionen-Investitionen refinanzieren wollen. Unmittelbar bezahlen sie per Kauf oder Miete die Settop-Boxen, die für die Decodierung der digitalen Signale nötig sind.
 
Eine 1-zu-1-Umstellung vom analogen zum digitalen Empfang reiche nicht aus. Wolfgang Becker, Berater der Initiative Digitaler Rundfunk sagte: „Über allem steht die Wirtschaftlichkeit, die Kunden müssen mitgenommen werden.“ Christian Schurig von der Medienanstalt Sachsen-Anhalt betonte: „Wenn der Konsument die Kosten tragen muss, wird er nach dem Mehrwert fragen.“ Dieser könne in neuen Diensten liegen, aber auch in zusätzlich empfangbaren Programmen. Die Kabelbetreiber hätten die Zeichen der Zeit längst erkannt, hob Dr. Stephan Königfeld von der Primacom hervor. „Schon seit fünf Jahren betreiben wir digitale Kanäle, die wir mittlerweile sogar anderen Kabelbetreibern anbieten“, so Königfeld. Um diese Kanäle mit attraktiven Inhalten füllen zu können, sei Primacom auf Content-Anbieter zugegangen.
 
Als aktueller Streitpunkt rückte der Aufbau von DVB-T-Netzen in den Mittelpunkt der Diskussion. Matthias Arkenstette von der Verbraucherzentrale NRW lobte die Einführung der Technologie als Schritt zur Individualisierung des Fernseh-Konsums. „Der Wettbewerb der Vertriebswege wird dadurch gestärkt“, sagte er. Der Publizist Werner Lauff kritisierte, dass dafür Steuer- bzw. Gebührengelder aufgewandt werden. Das ist auch aus Sicht des Deutschen Kabelverbandes ein Kritikpunkt. Präsident Rüttger Keienburg führte an, dass die Kabelbetreiber bei der Digitalisierung auf eigenes Risiko in Vorleistung gegangen seien. „Wir fragen nicht nach Subventionen, wir wollen aber Chancengleichheit“, sagte er. Verbraucherschützer Arkenstette merkte hierzu an, dass große Teile der Kabelnetze in Deutschland seinerzeit von der Bundespost und mithin auch mit staatlichen Mitteln eingerichtet worden seien.
 
Im Nachteil bei der Digitalisierung – sei es im Kabel oder terrestrisch – sehen sich die privaten TV-Veranstalter. Nicole Agudo y Berbel vom VPRT sagte: „Wir befürchten Reichweitenverluste, können uns aber einen Ausgleich über Wirtschaftsförderung vorstellen.“ Brüssel wird sich da nicht quer stellen, deutete Dr. Bernd Langeheine, Chef der Informationsgesellschaft der Europäischen Kommission an. Das Beihilferecht solle keine Innovationsbremse sein. [fp]

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