Digitalisierungsbericht: Deutlicher Zuwachs bei DAB Plus

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Auch in den letzten zwölf Monaten konnte das Digitalradio wieder einen deutlichen Zuwachs erzielen: 1,85 Millionen DAB-Plus-Geräte wurden verkauft. Für den weiteren Weg zum Umstieg sehen Medienanstalten und Öffentlich-Rechtliche die Politik gefordert.

Während die einen DAB Plus am Ende sehen, belegen aktuelle Nutzerdaten das Gegenteil. So konnte der digital-terrestrische Übertragungsstandard im vergangenen Jahr ein deutliches Wachstum verzeichnen, wie aus dem aktuellen Digitalisierungsbericht der Medienanstalten hervorgeht. 1,85 Millionen DAB-Plus-Empfangsgeräte gingen im letzten Jahr über den Ladentisch, das entspricht einer Steigerung von 29 Prozent, so dass inzwischen 8,24 Millionen DAB-Plus-Geräte in deutschen Haushalten stehen.

Auch bei der Nutzung der entsprechenden Geräte konnte DAB Plus leicht zulegen, allerdings liegt hier das Wachstum lediglich bei drei Prozentpunkten: So kletterte der Wert im vergleich zum Vorjahr von 10,6 auf 13,8 Prozent. Die Radionutzung über das Internet stieg dagegen gleich um vier Prozentpunkte an, als wesentlicher Antrieb erwies sich dabei das Smartphone, das bereits mehr als ein Sechstel der Bevölkerung zumindest gelegentlich zum Radiohören nutzt. Dennoch gelingt es den digitalen Empfangsarten noch nicht, an der Vormachtstellung von UKW zu rütteln. Auch im vergangenen Jahr setzten 94,1 Prozent der Hörer auf den analogen Empfang, im Vergleich zum Vorjahr konnte der analoge Empfang sogar wieder um 1,3 Prozentpunkte zulegen.
 
Siegfried Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), bewertet die Ergebnisse der von den Medienanstalten initiierten Studien als positiv und sieht DAB Plus auf einem guten Weg. „An DAB Plus führt kein Weg mehr vorbei – das zeigen die neuen Zahlen deutlich“, so Schneider. Allerdings sieht er Handlungsbedarf bei der Politik, die für den weiteren Weg die Rahmenbedingungen verbessern müssten. Einer Forderung, der sich auch die ARD-Vorsitzende Karola Wille anschließt. „Die dynamische Entwicklung, die DAB Plus mit jährlich steigenden Zuwachsraten nimmt, ist ermutigend für die nächsten Schritte, die wir gehen wollen“, erklärte Wille in Berlin. „Unsere Botschaft, dass DAB Plus mehr Radio bedeutet, kommt an, weil DAB Plus durch mehr Programme und mehr Vielfalt überzeugt.“
 
Deutschlandradio-Intendant Willi Steul sieht DAB Plus für das weitere Wachstum auf dem richtigen Weg und fordert zur Zusammenarbeit aller Beteiligten auf. „Wenn Private und Öffentlich-Rechtliche Hand in Hand gehen, gelingt der schnelle Umstieg auf DAB Plus“, erläuterte Steul. „Gemeinsam mit der ARD, den Privaten, dem Netzbetreiber, Herstellern und Landesmedienanstalten werden wir im neu gegründeten Digitalradio Büro Deutschland Marketing-Aktivitäten bündeln, Marktteilnehmer vernetzen und über DAB Plus informieren.“ Wille mahnt dabei, die Zukunft des Radios nicht aus dem Blick zu verlieren: „“Es geht um nicht weniger als die Zukunft der Mediengattung Radio in einer digitalen Gesellschaft“,  so die ARD-Vorsitzende: „Und es geht darum, dass sich Deutschland als europäischer Schlüsselmarkt nicht von der Entwicklung in den Nachbarländern abkoppelt“. [kw]

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6 Kommentare im Forum

  1. Gibt es einen neuen Digialisierungsbericht? Dann würde mich mal interessieren, wie sich die Anzahl der Satelliten-Zuschauer entwickelt hat, die Sat 1 HD über Satellit in HD-Qualität gucken können. Könnte es sein, dass es dazu keine Jubel-Pressemeldungen gibt, weil an den Zahlen nichts jubelswertes dran ist?
  2. Meine primäre Forderung an die Politik wäre, eine klare Ansage zu machen, dass die kostbaren Antennenfrequenzen nicht an Anbieter vergeben werden dürfen, die ihre Angebote verschlüsseln wollen. In Deutschland läuft einiges schief in der Medienpolik. Aktuell wird im Forum diskutiert, dass die ARD veröffentlicht hat, wie sie ab nächstes Jahr die Antennenfrequenzen für das Fernsehen belegen will. Niemand nimmt Anstoß daran, dass die SWR-Sender Haardtkopf und Scharteberg (beide in Rheinland-Pfalz) auch künftig das Bayerische Fernsehen ausstrahlen sollen. Was sie ja bereits jahrelang tun. Bei den Plänen für den digitalen Rundfunk ist das aber immer noch ein absolutes Tabu-Thema. Hier wäre ein Umdenken dringend angezeigt, denn das würde DAB+ entscheidend voran bringen. Ich finde es erschreckend, wie sehr unsere Medienpolitik durch Lobbyisten und Partikularinteressen geprägt wird. Ich höre übrigens deutlich mehr Radio stationär (zu Hause) als mobil (unterwegs, zum Beispiel im Autoradio). Mein Computer zieht sich die Radioprogramme nicht aus dem Internet, sondern fordert sie als lokale Streams von meiner kleinen Dreambox an, welche sich das Signal vom Satelliten holt. So habe ich zum Beispiel bei BFBS Germany eine wesentlich bessere Klangqualität als über Webradio.
  3. Gestern auf dem Digitalradiotag der Medienanstalten ging es nicht um Fernsehen. Das ist hier OFF TOPIC. Präsentationen hier: Digitalradiotag 2016 - die medienanstalten Der gesamte Digitalisierungsbericht 2016 mit dem Schwerpunkt Fernsehen wird heute Vormittag vorgestellt. Siehe: Präsentation Digitalisierungsbericht 2016 - die medienanstalten ------------------------------------ Sowohl beim Fernsehen wie beim Radio gilt: In jedem Bundesland ist die zuständige Landesrundfunkanstalt für die Ausstrahlung der ÖR-Programme zuständig (neben ZDF bzw. DLR). Die Anzahl der ÖR-Programme ist beschränkt. Eine Übertragung von Programmen aus dem Nachbarland ist nicht verboten, wird aber bei der Anzahl berücksichtigt. Beim Fernsehen erfolgt die Beschränkung durch die Anzahl der Sendefrequenzen pro Standort (nämlich drei, ergibt digital drei Muxe). Grenzstandorte (auch Berlin) können mehrere Bundesländer versorgen und deshalb ein höheres Angebot haben. Beim Radio mit dem heutigen Hauptverbreitungssystem FM erfolgt die Beschränkung auf den Bestand an UKW-Frequenzen und digital auf eine Stichtagsregelung, die die Übertragung von Hauptprogrammen benachbarter Anstalten eher nicht zulässt. Letzteres ist außerdem nicht gewollt. Beispiel: Der SWR darf in NRW nicht senden (außer von den Grenzstandorten Bonn und Bärbelkreuz für RP). Aber der WDR darf SWR-Programme ausstrahlen, prinzipiell (RStV) auch im Radio, laut WDR-Gesetz eher nicht.
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