Dokumentarfilm zum Haysom-Mord im Ersten

0
116
Bild: Destina - Fotolia.com
Bild: Destina - Fotolia.com

Es ist ein grauenvoller Mord, der Tatort erinnert Ermittler an ein Schlachthaus. Ein Mann und eine Frau sind dafür ins Gefängnis gekommen. Er hat den Mord zunächst gestanden, aus Liebe zu ihr, wie er sagt. Doch es sind noch immer viele Fragen offen.

Es ist ein ungewöhnlicher Kriminalfall – und ein ungewöhnlicher Dokumentationsfilm, der davon erzählt. Er stellt viele Fragen und kann die meisten nicht beantworten. Aber alleine die Suche danach ist mehr als drei Jahrzehnte nach dem brutalen Mord im März 1985 immer noch spannend. In Lynchburg, einer Kleinstadt in Virginia sind damals die Eltern von Elizabeth Haysom erstochen worden, die Leichen waren blutüberströmt. Es gibt schon lange zwei Verurteilte. Doch daran, wer die Mörder waren, bestehen immer noch Zweifel. Genau davon erzählt der Film.

Die Geschichte hat das Zeug zum Thriller: Da ist ein junges Paar, der Mann ein hochintelligenter deutscher Diplomatensohn, die Frau Tochter eines reichen Unternehmers aus der Stahlindustrie, offensichtlich bisexuell, möglicherweise ein Opfer sexuellen Missbrauchs durch ihre Mutter. Er ist Jens Söring, sie Elizabeth Haysom, ihre Eltern sind die Mordopfer. Das Erste zeigt den Dokumentarfilm „Das Versprechen“, der sich mit dem Fall beschäftigt, an diesem Mittwoch (15. August) um 22.45 Uhr. Im November 2017 war er bereits bei Arte zu sehen.

Es ist eine verwickelte Geschichte, auch eine tragische, nicht zuletzt für Söring, den die Filmemacher im Gefängnis besuchen, wo er seit mehr als 30 Jahren eingesperrt ist. Er hat noch nie im Internet gesurft, noch nie ein Handy benutzt, noch nie das Grab seiner Mutter besucht. „Es wird mit der Zeit schwerer, wenn man sich immer weiter entfernt von dem Leben, das man hatte“, sagt er. Es sei schwierig, mit der Hoffnungslosigkeit fertig zu werden.

Jens Söring ist 1990 zu zweimal lebenslanger Haft wegen zweifachen Mordes verurteilt worden. In den Originalaufnahmen vom Prozess damals erklärt er, er sei unschuldig. Das betont er bis heute. Originalaufnahmen aus dem Gerichtssaal gibt es in dem 100 Minuten langen Film von Marcus Vetter und Karin Steinberger immer wieder. Außerdem kommt Söring selbst ausgiebig zu Wort, genau wie Ermittler und Prozessbeteiligte, von denen einige nicht glauben, dass das Urteil gegen Söring zurecht gefällt wurde.

Fest steht, er lernte Elizabeht Haysom 1984 an der Uni kennen und verliebte sich in sie. Jens erzählt, Elizabeth sei „verdammt sexy“ und heiß begehrt gewesen im Studentenwohnheim. Sie sagt: „Ich teilte alles mit ihm“. In ihren Briefen fantasierte sie auch darüber, ihre Eltern durch Vodoo zu töten.

Ermordet wurden sie tatsächlich. Am Tatort habe es ausgesehen wie im Schlachthaus, berichtet einer der Ermittler. Jens Söring und Elizabeth Hayson haben sich danach abgesetzt. In London wurden sie verhaftet – wegen Betrugs. Beim Verhör nahm er den Mord auf sich. „Ich dachte, ich sei ein Held“, erzählt er den Filmemachern, einer, der das das Leben der Frau rettet, die er liebt. An ihre Unschuld glaubte die Jury allerdings genauso wenig und verurteilt sie ebenfalls.

„Ich habe ganz am Anfang der Geschichte ganz schrecklich gelogen“, sagt Söring im Film – und ein falsches Geständnis abgelegt. Aber war dann Elisabeth Haysom die Mörderin? Oder hatte sie Mittäter? Läuft immer noch ein Tatverdächtiger frei herum, wie Sörings Rechtsanwältin glaubt?

Oft steht Aussage gegen Aussage, Erinnerungen widersprechen sich. Der Film ist auch deshalb spannend, weil er keine einfachen Antworten auf komplizierte Fragen liefert. Am Schluss sagt Jens Söring zu seinen Besuchern aus Deutschland: „Passt bloß auf, ihr seid in Virginia, benehmt euch ganz besonders gut, denkt an den Jens…“ Dann muss er zurück in seine Zelle. Es ist ein eher trauriges Ende. [Andreas Heimann, dpa]

Bildquelle:

  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

0 Kommentare im Forum

Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum