Doppelmord am Bodensee: Neuer „Tatort“ fordert Zuschauer

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Zwei Tote, eine Entführung, ein Ermittler unter Verdacht, zerstrittene Eltern und Geheimnisse aus der Vergangenheit – der neue „Tatort“ vom Bodensee verlangt den Zuschauern inhaltlich viel ab. Einfach nebenbei Krimi kucken, geht diesen Sonntag nicht.

Der neue Bodensee-„Tatort“ will viel. Vielleicht zu viel. Gleich zwei Leichen finden die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) am Ufer des Bodensees. Der eine Tote: Markus Söckle, Maschinist auf einer Bodenseefähre. Der Zweite: Beat Schmeisser, der von Blums Schweizer Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch) bei der Verfolgung erschossen wurde. In Notwehr, sagt Lüthi. Doch bei dem Toten wird keine Waffe gefunden – und Blum muss ein Ermittlungsverfahren gegen den Kollegen eröffnen. Das Erste zeigt „Winternebel“ an diesem Sonntag (20.15 Uhr).
 
Zwei Leichen? An einem Tag? Am beschaulichen Bodensee? Blum und Perlmann wundern sich und schnell kommt der Verdacht auf, dass beide Fälle zusammenhängen. Ab diesem Moment wird es für den Zuschauer kompliziert – nebenher „Tatort“ gucken, das geht jetzt nicht mehr. Denn die Verstrickungen fordern Konzentration: Stöckle wurde zuletzt mit einer jungen Frau gesehen. Die wiederum ist spurlos verschwunden, wahrscheinlich entführt. Ihr Vater ist ein reicher Schweizer Bauunternehmer, in dessen Nähe wiederum Beat Schmeisser gesehen wurde. Aber die Eltern der jungen Frau weigern sich, mit der Polizei zusammen zu arbeiten.

Zwei Leichen, eine Entführte, ein nicht sehr durchdacht wirkenderKidnapper, zerstrittene Eltern, eine frustrierte Witwe und dazu nochallerhand Ungeklärtes aus der Vergangenheit von Matheo Lüthi: AutorJochen Greve und Regisseur Patrick Winczewski haben den „Tatort“ allzuvoll gepackt. Das Drehbuch jagt von einer Szene, von einem Fall zumnächsten, die Figuren bleiben dabei leider etwas blass. Allenfalls derVater der Entführten (Benedict Freitag) bekommt in seiner Zerrissenheitzwischen Sorge, Wut und Arroganz noch etwas Tiefe.
 
Nebenbei kümmert sich Klara Blum um ihren Schweizer Kollegen, dem ein alter Entführungsfall, in den auch Beat Schmeisser verwickelt war, zu schaffen macht. „Wissen Sie, was einen guten Polizisten ausmacht?“ fragt Lüthi seine deutsche Kollegin? Geduld, Geduld, Geduld, antwortet er sich selbst. „Und die habe ich nicht.“ Klara Blum muss nichts erwidern. Sie setzt ihre charakteristisch-vielsagende Miene auf, schweigt, und bestellt noch ein Bier. 
 
Immerhin: Beide Kommissare kommen in ihrer Beziehung zueinander voran. Von dem Gezänk der letzten Folgen ist nicht mehr viel zu spüren, Lüthi verliert ein wenig von seiner „Ich war mal Superagent“-Haltung und gewinnt stattdessen mehr Menschlichkeit und Sympathie.
 
Und dann: Dieser unvermeidliche Nebel. Alles ist wie so oft in den „Tatort“-Folgen am Bodensee in matte Farben und fahles Licht getaucht. Fast wirkt es so, als könnten die Macher des Films es einfach nicht glauben, dass auch der Bodensee manchmal in bunten, kräftigen Farben strahlt.

[Kathrin Drinkuth/fm]

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10 Kommentare im Forum

  1. AW: Doppelmord am Bodensee: Neuer "Tatort" fordert Zuschauer Ich mag die Tatorte aus Konstanz Blum und Perlmann sind ein klasse Team ! Wie kann man sich über einen Tatort der Winternebel heisst über Nebel beschweren und bunte kräftige Farben verlangen frankkl
  2. AW: Doppelmord am Bodensee: Neuer "Tatort" fordert Zuschauer Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das mal wieder ein besonders übler Fadort wird...
  3. AW: Doppelmord am Bodensee: Neuer "Tatort" fordert Zuschauer Doch der Tatort Winternebel war ganz gut und unterhaltsam hat mir gefallen ! frankkl
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