Ein Jahr ZDF-Intendat: Bellut weiter vor großen Aufgaben

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Seit genau einem Jahr sitzt Thomas Bellut nun im Chefsessel des ZDF. Die Bilanz ist etwas durchwachsen: Das Programm hat der Intendant erfolgreich verjüngt, er hat jedoch auch mit Schleichwerbungs-Vorwürfen und einem harten Sparzwang zu kämpfen, dem ZDFkultur zum Opfer fallen wird.

Ausgerechnet an seinem 58. Geburtstag kommen neue Vorwürfe der Schleichwerbung gegen „Wetten, dass..?“: ZDF-Intendant Thomas Bellut reagiert mit dem Versprechen, für mehr Transparenz zu sorgen. „Wir verklaren noch mal unsere Regeln“, sagt Bellut, der am kommenden Freitag (15. März) ein Jahr im Amt ist. „Das Wichtigste wird sein, dass wir alles kontrollieren können.“
 
Noch vor seinem Start 2012 präsentierte Bellut Markus Lanz als Nachfolger von Thomas Gottschalk bei „Wetten, dass..?“. Die Show geriet im Januar in die Schlagzeilen. „Der Spiegel“ und das „Handelsblatt“ schrieben darüber, in welcher Form Unternehmen ihre Produkte unter Gottschalk (bis Dezember 2011) in der Sendung platzierten. Verstöße gegen interne Regeln sieht der Intendant nicht. Unter Bellut als Programmdirektor schuf der Sender 2004 eine Clearingstelle und entwickelte einen Kodex für Regeln mit Werbung.

Seit Bellut die Intendanz von Markus Schächter übernahm, hat er Programm und Senderfamilie umgebaut: Neue Serien, der neue „Wetten, dass..?“-Moderator und das Aus für ZDFkultur – das allerdings dem Sparkurs geschuldet ist. Zur Verjüngung des Senders sollen einige langjährige Serien wie „Forsthaus Falkenau“ wegfallen, dafür kommt Neues – bei Krimis zum Beispiel „Die Garmisch-Cops“. Für den Digitalkanal ZDFinfo freut sich Bellut über mehr Interesse bei Zuschauern zwischen 14 und 49: Der Marktanteil versechsfachte sich und liegt bei 0,7 Prozent im Gesamtmarkt (1,0 Prozent Digitalmarkt).
 
Das ZDF kennt der geborene Osnabrücker seit fast 30 Jahren von innen. Nach dem Studium der Politik, Geschichte und Publizistik mit Promotion in Münster schrieb er für die „Westfälischen Nachrichten“. 1984 kam er als Volontär zum ZDF. Nach der ersten Redakteursstelle beim „Länderspiegel“ ging er als Korrespondent nach Berlin und kehrte als Referent des Programmdirektors nach Mainz zurück.
 
Ab 1990 baute er die Sendungen „Familienmagazin“ und „Reiselust“ auf, bevor er Leiter der „blickpunkt“-Redaktion wurde. Für mehr als fünf Jahre stand Bellut ab 1997 an der Spitze der ZDF-Hauptredaktion Innenpolitik. Den Zuschauern wurde er unter anderem mit dem „ZDF-Politbarometer“ und „Was nun…?“ bekannt. Dann stieg er zum Programmdirektor auf: eine Schlüsselstelle über zehn Jahre.
 
Mit großer Mehrheit wurde der als eher konservativ geltende Journalist im Juni 2011 zum Intendanten gewählt. Er ging als einziger Kandidat ins Rennen. Bellut, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, wirkt stets ruhig und sachlich.
 
Der finanzielle Spielraum für Bellut ist eng: Auf Druck der Kontrollkommission KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) muss das ZDF 75 Millionen Euro bis 2016 sparen – bis zu 400 Vollzeitstellen sollen wegfallen. Bellut setzt auch beim Geld auf Transparenz: Im Internet sollen die Zuschauer mehr erfahren über Finanzen, Gehälter – und auch Satzungen. „Wir stellen uns dem Wunsch nach mehr Offenheit.“
 
Zum 50. Sendergeburtstag in diesem Jahr wird das ZDF trotz des Sparens auch feiern: mit zwei Jubiläumsshows kurz vor Ostern, die Maybrit Illner moderiert. Erst war Jörg Pilawa vorgesehen – doch der verlässt den Sender zum Jahresende und geht wieder zur ARD.[Marc-Oliver von Riegen/fm]

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4 Kommentare im Forum

  1. AW: Ein Jahr ZDF-Intendat: Bellut weiter vor großen Aufgaben Wie denn das, der verjüngte ZDFtheaterkanal alias ZDFkultur soll doch eingestellt werden. Eher ein Beweis, daß die Verjüngung gescheitert ist.
  2. AW: Ein Jahr ZDF-Intendat: Bellut weiter vor großen Aufgaben bisher ist die Bilanz mehr als durchwachsen... es gibt leider kaum positive Entwicklungen beim ZDF.
  3. AW: Ein Jahr ZDF-Intendat: Bellut weiter vor großen Aufgaben Die "Verjüngung" ist (noch) nicht als Ganzes gescheitert! Dass das ZDF konsequent den von der KEF geforderten Sparzwang ignoriert hat, ist ja wohl selbst (ZDF) verschuldet - oder nicht!? Es tummeln sich immer mehr "Informations - TV-Sender" als kleine Ableger. Wie wäre es mal zwei/drei Sender zusammenzulegen und diese dann aufzuwerten?? (Eine BBC WORLD NEWS INT. deutsche Version, oder so ...) Vorschlag: tagesschau24, phoenix, zdf info DW-TV ist als Auslandsfernsehen konzipiert! Dies wird es allerdings nicht geben, da die privaten Anbieter sofort Sturm laufen würde. Allerdings belebt die Konkurrenz das Geschäft - die N24 derzeit sehr gut tun würde!
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