„Ein kleines bisschen Völkermord“: Baron Cohen als „Diktator“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Für schräge Auftritte ist Komiker Sacha Baron Cohen spätestens seit „Borat“ bekannt. Schräg war auch seine Werbetour für seinen neuen Film „Der Diktator“: Mit Leibwächterinnen, großem Gefolge und Journalisten mit vorgegebenen Fragen präsentierte sich Cohen vor der Presse.

Allüren sind keinesweg neu, doch verbindet man ein solches Prozedere eher mit Namen wie Muammar al-Gaddafi oder Elizabeth Taylor, nicht aber mit Sascha Baron Cohen. Geradezu herrschaftlich hat der Schauspieler bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Projekt „Der Diktator“ Hof gehalten und mehr als 100 Journalisten aus der ganzen Welt empfangen. Und obwohl die Fragen vorgegeben waren, mussten sich die Reporter auf einiges gefasst machen, denn das Imitat eines arabischen Herrschers mit Ölreichtum und Judenhass teilte ordentlich aus.

„Willkommen, Mitglieder der zionistischen Presse“, begrüßte der 40-Jährige die Journalisten. Bei denen beklagte er sich, dass sie einer bedrohten Art nachstellen würden: „Diktatoren! Diese Führer leiden unter täglicher Schikanierung und Diskriminierung, und das nur wegen Unterdrückung, Plünderung und ein klein bisschen Völkermord“, sagte „General-Admiral Aladeen“. Dabei hätten in seiner Heimat die Frauen die gleichen Rechte wie die Männer: „Gar keine!“.

„Wir Diktatoren sind arm dran“, jammerte er. „So viele meiner Freunde sind tot: Saddam, Kim Jong Il, Gaddafi. Und mein Freund (Irans Präsident) Mahmud Ahmadinedschad kann sich nicht einmal eine Krawatte leisten“. Der habe neulich sogar sein Lieblings-T-Shirt zweckentfremden müssen, „sein ‚Ich hasse New York‘-T-Shirt“. Ahmadinedschad und er hätten den gleichen Filmgeschmack: „Wir lieben Fantasy. Zum Beispiel „Herr der Ringe“ oder „Schindlers Liste“.“ Beide seien auch im gleichen Holocaust-Leugnungsseminar gewesen.

Sein Land, das fiktive Wadiya, werde ungerecht behandelt: „Bei uns nennt ihr es Völkermord, bei euch Rechtssystem des Staates Texas“. Bei den US-Präsidentschaftskandidaten habe er eine klare Präferenz: Der als erzkonservativ geltende Rick Santorum sei ihm der liebste gewesen, „trotz seiner liberalen Ansichten“. Nach dessen Ausscheiden sei er für Mitt Romney. „Er ist ein bisschen wie ich: Obwohl er reich ist, zahlt er kaum Steuern. Und ständig Leute zu feuern, ist doch fast so wie ständig auf Leute zu feuern.“

Lobende Worte hatte der „Diktator“ auch für die Vereinten Nationen und Russlands und Chinas Blockade-Haltung zu Syrien im Sicherheitsrat. „Tausende Tote und ihr macht 13 Monate nichts! Gar nichts! Leute, Ihr seid toll! Aber denkt daran: Wie wenig man auch für die Menschenrechte tut: Man kann immer noch weniger tun!“

Auf der sogenannten Pressekonferenz beantwortete der mit „Borat“ und „Brüno“ bekanntgewordene Engländer nur Fragen, die zuvor von seinem Team an Journalisten verteilt worden waren. Baron Cohen pries als arabischer Potentat jeweils aus seiner Sicht die Vorzüge der einzelnen Länder: „Holland? Schön flach, kann man gut einmarschieren!“ Einer Journalistin aus Südafrika sagte er, ihr Land habe „eine gute Geschichte“ und einer Russin gratulierte er zu Präsident Wladimir Putin, „auch ein sehr professioneller Diktator“. Einem Journalisten der „Bild am Sonntag“ sagte „General-Admiral Aladeen“, er möge dessen Land: „Deutschland war immer sehr inspirierend“. [Chris Melzer/fm]

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