„End of Watch“ – Ein Cop-Film der besonderen Art

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Polizei-Thriller gibt es viele. Geschossen und gemordet wird in fast allen, Brutalität und Korruption stehen auf der Tagesordnung. Mit „End of Watch“ ist seit Donnerstag ein Cop-Film der besonderen Art in den Kinos, der durch Authentizität und Vielschichtigkeit überzeugt.

Brian Taylor ist ein Streifenpolizist, der ständig seine kleine Videokamera laufen lässt. Er filmt mit, wenn sein Partner Mike Zavala auf den nächtlichen Fahrten durch Los Angeles Witze reißt oder von der ersten Nacht mit seiner Frau erzählt. Sie ist an, wenn die Cops durch gefährliche Bandenghettos cruisen. Und wenn sie auf der Wache Zoff haben. Das Heimvideo ist roh, die Bilder wackeln. Der Found-Footage-Stil, mit vermeintlich realem Filmmaterial, holt den Zuschauer in „End of Watch“ auf die Rückbank des Streifenwagens. Mitten rein in das gefährliche Geschehen und in die Gefühlswelt der Cops mit ihren Sorgen, Albereien und der ständigen Angst im Nacken.
 
Jake Gyllenhaal und Michael Peña geben ein ungleiches, aber überzeugendes Team ab. Der Job hat sie längst zu besten Buddys gemacht, die sich alles erzählen. Gyllenhaal, der in „Prince of Persia – Der Sand der Zeit“ und in „Source Code“ mehr Action-Held war, zeigt als durchtrainierter Cop Brian mit Knarre und kahlrasiertem Schädel wieder Gefühle. Peña, der schon in Oliver Stones „World Trade Center“ einen Polizisten mimte, wird in „End of Watch“ zum Latino-Cop Mike Zavala. Die Familie geht ihm über alles. Falls einer von ihnen beiden beim Einsatz stirbt, so kümmert sich der andere um dessen Hinterbliebene, so ihr Versprechen.
 
South Central Los Angeles ist ihr Revier. Wo sich kleine Drogenschmuggler treffen und Gangs ihre Kämpfe austragen. Doch durch Zufall kommen Taylor und Zavala einem größeren Feind auf die Spur. Bald legen sich die Straßencops mit Menschenschmugglern und einem mexikanischen Drogenkartell an. Es gibt einen Orden für eine heldenhafte Tat, doch Regisseur David Ayer macht sie nicht zu Helden. Die Beamten bleiben verwundbare Menschen mit Schwächen und Sorgen.

In dem Polizei-Thriller „Street Kings“ (2008) schickte Ayers „Matrix“-Star Keanu Reeves als knallharten und korrupten Action-Cop auf die Straße. Sechs Jahre zuvor lieferte er das Skript für „Training Day“ mit Denzel Washington als korrupter Drogenfahnder in Los Angeles. Doch diesmal wollte der in South Central Los Angeles aufgewachsene Regisseur die Klischees durchbrechen und ein menschlicheres Bild zeichnen, erzählte Ayers der „New York Times“.

Er drehte in South Central, statt in einem ungefährlichen Viertel, „denn dort hätten die Straßenschilder nicht gepasst“, erklärt Ayers. Sein Drehbuch basiert auf Erlebnissen, die ihm ein echter Cop erzählte. Nur drei Wochen dauerte der Dreh, nachdem Gyllenhaal und Peña monatelang für ihre Rollen trainiert hatten. Sie lernten schießen und gingen beim Los Angeles Police Department mit auf Streife. Gleich bei seinem ersten Einsatz sei der Streifenwagen zu einem Tatort mit einem toten Drogendealer gerufen worden, sagte Gyllenhaal der „New York Times“.
 
„End of Watch“ ist über 100 Minuten lang Spannung mit Tiefgang. Die Chemie zwischen Gyllenhaal und Peña ist so groß, dass die anderen Charaktere in den Hintergrund treten. Doch dort leisten Anna Kendrick („Up in the Air“) und Natalie Martinez („Death Race“) als besorgte Cop-Ehefrauen gute Arbeit. Ebenso nimmt man „Alles Betty“-Star America Ferrera ihren gefährlichen Einsatz als Streifenbeamtin ab.
 
Ein Cop-Movie ohne blutiges Ende ist fast undenkbar. Auch „End of Watch“ hat kein Happy End. Doch das packende Drama um Freundschaft und Loyalität geht im lautstarken Kugelhagel nicht unter.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/das]

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