Entzerrt

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Acoustic Signature

Phonovorverstärker, -preamp oder einfach nur Entzerrer, selten wurde einem Produkt mit so vielen Bezeichnungen vergleichsweise so wenig Beachtung geschenkt. Dabei würden wir einen Schallplattenspieler ohne passenden Phonovorverstärker gar nicht erst hören können.

Wer schon einmal versucht hat, seinen Schallplattenspieler direkt mit einem herkömmlichen Cinch-Eingang seines Verstärkers zu verbinden, hat vermutlich nichts gehört. Selbst der teuerste Vertreter der High-End-Klasse wird dieses Problem nicht ohne weiteres lösen können. Grund dafür ist die zu niedrige Spannung, die das Tonabnehmersystem ausgibt und die zu hohe Erwartungshaltung des Cinch-Eingangs. Abhilfe schafft an dieser Stelle nur ein Phonovorverstärker, der zwischen dem Abspielgerät Plattenspieler und dem eigentlichen Verstärker geschaltet wird. Doch solch ein Phonovorverstärker kann auch noch mehr, weshalb er ebenso als Entzerrer bekannt ist.
 
Wie jedes Speichermedium ist auch die Schallplatte in ihrer Aufnahmefähigkeit begrenzt. Tiefe Frequenzen benötigen zudem eine höhere Rillenauslenkung und verbrauchen daher zusätzlichen Platz. Um dann den begrenzten Datenraum sparsam zu nutzen, wird der Frequenzgang bereits vor der Schallplattenaufzeichnung verzerrt. Die höchsten Frequenzen bis 20 Kilohertz werden um bis zu 20 Dezibel (dB) angehoben und die tiefen ab 20 Hertz um circa 20 dB abgesenkt.
 
Für eine korrekte Wiedergabe wird der Frequenzgang wieder entzerrt. Damit dies systemübergreifend funktioniert, wurde eine Entzerrkennlinie entwickelt, die vom amerikanischen Verband der Musikindustrie RIAA (Recording Industry Association of America) festgelegt wurde. Diese RIAA-Kennlinie findet zur Entzerrung in den Phonovorverstärkern ihren Einsatz und ist das exakte Pendant zur Aufnahmeverzerrung.
 
Vor dem Kauf eines Phonovorverstärkers sollte man jedoch auf die richtige Tonabnehmerunterstützung achten. Die am häufigsten verwendeten Systeme hören auf die Namen Moving Magnet (MM) und Moving Coil (MC). Beide wandeln die Auslenkung der Rille in eine Spannung um, die anschließend an den Phonovorverstärker weitergegeben wird; ihr Unterschied liegt jedoch im Detail: Beim MM-Prinzip ist ein Dauermagnet an der Plattennadel befestigt, dessen Magnetfeld eine Spule durchflutet.

Beim MC-System ist die Spule hingegen direkt an der Nadel befestigt, die sich im Magnetfeld eines Dauermagneten bewegt. Beide Systeme liefern unterschiedliche und sehr geringe Ausgangsspannungen, die es zu verstärken gilt. Jedoch verträgt sich nicht jeder Phonovorverstärker mit beiden Systemen. Wir haben für unseren Test vier Allrounder herausgesucht, die beide Disziplinen beherrschen.
 
Acoustic Signature Tango MK2
 
Der Phono-Preamp Tango MK2 von Acoustic Signature ist in einem schweren Aluminiumgehäuse untergebracht, das scheinbar aus einem Block gefräst wurde. Der Betriebszustand wird auf der Frontseite mit dem Leuchten einer blauen LED angezeigt. Um das Gerät in diesen Zustand zu versetzen, ist es notwendig das mitgelieferte Netzteil anzuschließen. Das Netzteil wird vom Hersteller eingekauft und liefert eine doppelte Wechselspannung.
 
Diese wird im Tango MK2 via Brückengleichrichter mit zwei Spannungsreglern für eine symmetrische Betriebsspannung und eine Netzteil-Gesamtkapazität von 8 400 Mikrofarad für die Versorgung der insgesamt sechs Operationsverstärker (OPV) aufbereitet. Etwas mehr als weitere 8 000 Mikrofarad sorgen in unmittelbarer Nähe zu den OPVs für eine saubere und stabile Betriebsspannung mit hoher Stromlieferfähigkeit, ganz so, wie sie eine Batterie liefern kann.
 
Das doppelseitige Platinenlayout ist die Grundlage für möglichst kurze Signalwege, die bei den geringen Signalspannungen, die die Abtastsysteme liefern, von klangbeeinflussender Wichtigkeit sind. Eng tolerierte Widerstände und Folienkondensatoren von WIMA unterstützen den hohen Anspruch, sodass der Hersteller mit der Ansage zu den geringstmöglichen Abweichungen von der RIAA-Entzerrungskurve erreichen will. Ein eingebauter Subsonicfilter beseitigt wirksam sehr tiefe Frequenzen, die nachgeschaltete Verstärker und Lautsprecher nur unnötig belasten.

An den Stellen, wo Elektrolytkondensatoren den Signalweg treffen,fügt sich parallel dazu ein Teil dieser Folienkondensatoren ein, um füreine bessere Impulsübertragung zu sorgen. Auf der Rückseite des Preampssind neben den unsymmetrischen Ein- und Ausgängen sowie derErdungsschraube auch sogenannten Dip-Schalter untergebracht. Im strengkanalgetrennten Design existieren diese Schalter für jeden Phonokanal.Sie dienen der korrekten Einstellung der „Eingangskapazität“ bzw. des“Eingangswiderstandes“ für die beiden Abtastsystemarten MC und MM.
 
Das Handbuch klärt in seinen Ausführungen sehr detailliert über diemöglichen Schaltungskombinationen auf, gleichzeitig sind die Änderungenauch hörbar. Der Umgang mit dem Gerät gestaltet sich sehr einfach undbenutzerfreundlich es gibt nichts was man wirklich verkehrt machen kann.Im Hörtest konnte uns Der Tango MK2 mit MC und MM Systemen durchwegüberzeugen.

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