Esa-Jahresprogramm: Komet „Tschuri“ und Menschen auf dem Mond

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Die Esa hat Großes vor: Wenn Mitte des Jahres Komet Tschuri einen riesigen Schweif trägt, möchte die Europäische Raumfahrt ganz nah dran sein. Neben der allgegenwärtigen Sorge um nahende Meteoriten liebäugelt man auch mit dem Mond.

Abenteuer im All: Europas Raumfahrt steuert auf einen neuen Höhepunkt zu, wenn im August der Komet „Tschuri“ der Sonne am nächsten ist. Der Koloss entwickelt durch die Hitze seinen größten Schweif – und per Raumsonde „Rosetta“ und Mini-Labor „Philae“ wollen Experten das Spektakel aus nächster Nähe beobachten.

Bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2015 der Europäischen Raumfahrtagentur Esa am Mittwoch in Darmstadt war das Projekt ein großes Thema. Esa-Direktor Thomas Reiter sprach mit Kollegen eine ganze Palette von Vorhaben an – auch der Mond gehört dazu. „Er ist ein Geschichtsbuch unseres eigenen Planeten.“ Es bleibt bei dem Ziel, dass Esa-Astronauten im nächsten Jahrzehnt den Erdtrabanten betreten.
 
Nach der spektakulären Landung des Mini-Labors auf «Tschuri» überlegt die Esa auch, ob die bisher äußerst erfolgreiche „Rosetta“-Mission um ein Jahr verlängert wird. Das Projekt könnte dann bis Ende 2016 dauern, sagte Reiter im Esa-Satelliten-Kontrollzentrum Esoc. Darüber solle im Juni entschieden werden. „Wir drücken die Daumen, dass die Budgets zur Verfügung stehen.“ Reiter ist Chef des Kontrollzentrums und für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb zuständig.
 
„Philae“ war vor zwei Monaten von der Raumsonde „Rosetta“ aus auf dem Kometen abgesetzt worden. „Rosetta“ begleitet den Schweifstern weiter, der mit vollem Namen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ heißt. „Philae“ schlummert derzeit auf „Tschuri“, die Batterie ist leer.
 
Für Februar sind wichtige Manöver geplant. „Rosetta“ soll sich „Tschuri“ auch mal bis auf sechs Kilometer nähern. In Kometen stecken die wahrscheinlich ältesten weitgehend unveränderten Reste aus der Zeit vor 4,6 Milliarden Jahren, in der sich das Sonnensystem bildete.
 
Etwa im Mai/Juni könnte „Philae“ nicht mehr im Schatten sein, die Batterie per Sonne dann wieder Energie tanken – und das Mini-Labor weiterarbeiten. „Das Anbohren von „Tschuri“ hat dabei Priorität“, sagte der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri. Noch ist nicht klar, ob ein erstes Bohren im November gute Ergebnisse bringen kann.
 
„Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln bleibt recht gelassen: „Wir sind zuversichtlich, von „Philae“ mal wieder etwas zu hören.“ Ob der Strom nur zum Senden von Signalen reicht oder das Landegerät auch noch arbeiten kann, werde sich dann zeigen.
 
Ein Dauer-Thema bei der Esa ist auch die Abwehr von erdnahen Objekten (NEOs), von Asteroiden und Meteoriten, die auf der Erde einschlagen könnten. Schritt für Schritt sollen etwa sechs Teleskope dafür sorgen, alles rund um die Uhr im Blick zu haben. „So etwas wie 2013 in Russland kann immer passieren“, meinte der NEO-Experte der Esa, Nicolas Bobrinsky.
 
Über der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk war ein Meteorit explodiert. In der Region am Ural wurden rund 7000 Gebäude beschädigt, etwa 1500 Menschen verletzt. Jetzt soll sich Ende Januar ein Asteroid mit der Bezeichnung „2004 BL86“ auf etwa 1,2 Millionen Kilometer der Erde nähern. Er wird aber als ungefährlich eingestuft.
 
Die Internationale Raumstation ISS soll nach dem Wunsch Reiters bis 2024 weiter genutzt werden. „Sie ist im besten Zustand.“ Um 2019 herum könnte auch wieder ein deutscher Astronaut dorthin fliegen. Diesen Zeitrahmen hatte Reiter zuvor im ZDF-„Morgenmagazin“ genannt. Zuletzt hatte der deutsche Geophysiker Alexander Gerst von Mai bis November 2014 auf der ISS geforscht. [Joachim Baier/kh]

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