Europäischer Filmpreis mit schwacher deutscher Präsenz

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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„Das weiße Band“, „Das Leben der Anderen“ oder „Gegen die Wand“ – deutschsprachige Werke waren in den vergangenen Jahren immer wieder Sieger beim Europäischen Filmpreis. In diesem Jahr hat es kein deutscher Regisseur auf die Nominierungsliste für den besten Spielfilm geschafft.

Der skandalumwitterte Regisseur Lars von Trier ist der große Favorit beim 24. Europäischen Filmpreis – ob der dänische Filmemacher zur Verleihung am Samstag in Berlin allerdings kommt, ist offen. Von Trier gilt als sehr eigenwillig. In gleich acht Kategorien ist sein Weltuntergangsfilm „Melancholia“ nominiert. Die deutsche Präsenz ist dieses Mal dagegen ausgesprochen schwach.
 
Kein deutscher Spielfilm hat es auf die Nominierungsliste geschafft, auch deutsche Schauspieler kamen nicht in die Auswahl. Preischancen hat aber Wim Wenders, der mit „Pina“ in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ dabei ist. Für den besten Schnitt ist Mathilde Bonnefoy für ihre Arbeit an Tom Tykwers Beziehungsfilm „Drei“ nominiert.
 
In der Vorauswahl waren neben „Drei“ noch Andreas Dresens preisgekrönter Sterbefilm „Halt auf freier Strecke“ und Yasemin Samderelis Einwandererkomödie „Almanya – Willkommen in Deutschland“ gewesen – sie gingen aber bei den Nominierungen leer aus.
 
Im Rennen um den Preis als bester Spielfilm ist neben dem fulminanten, von Wagner-Musik geschwängerten von-Trier-Werk „Melancholia“ auch Aki Kaurismäkis bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnete Tragikomödie „Le Havre“. Der Film des finnischen Regisseurs ist eine finnisch-französisch-deutsche Koproduktion. Nominiert ist außerdem der britische Film „The King’s Speech“ (Regie Tom Hooper) mit Colin Firth in der Hauptrolle.
 
Preischancen haben außerdem „Der Junge mit dem Fahrrad“ der belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne, das Drama „In einer besseren Welt“ der dänischen Regisseurin Susanne Bier und der Schwarz-Weiß-Stummfilm „The Artist“ des Franzosen Michel Hazanavizius.

„Melancholia“ ist nicht nur als bester Film nominiert, sondern auch in den Sparten beste Regie, bestes Drehbuch, bester Schnitt, beste Kamera und bestes Szenenbild. Die „Melancholia“-Hauptdarstellerinnen Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg haben ebenfalls Aussichten auf einen Preis: In der Kategorie beste Schauspielerin konkurrieren sie nicht nur untereinander, sondern auch gegen Cécile de France („Der Junge mit dem Fahrrad“), Nadezhda Markina („Elena“) und Tilda Swinton („We need to talk about Kevin“).
 
An den Start als beste Schauspieler gehen Colin Firth („The King’s Speech“), Jean Dujardin („The Artist“), Mikael Persbrandt („In einer besseren Welt“), Michel Piccoli („Habemus Papam“) und André Wilms („Le Havre“). Als bester Regisseur sind neben von Trier auch die Dardenne-Brüder, Aki Kaurismäki, Susanne Bier und Béla Tarr („Das Turiner Pferd“) nominiert.
 
Der Europäische Filmpreis, der als „europäischer Oscar“ gilt, wird im jährlichen Wechsel in Berlin und einer anderen europäischen Hauptstadt verliehen. Im vergangenen Jahr wurde Roman Polanskis Thriller „Der Ghostwriter“ zum besten europäischen Film gekürt. Comedystar Anke Engelke wird die Gala im Berliner Tempodrom moderieren. Über die Gewinner entscheiden die 2500 Mitglieder der Europäischen Filmakademie.
 
Erwartet werden rund 1000 Filmschaffende, darunter Heike Makatsch, Moritz Bleibtreu, Nina Hoss, Sibel Kekilli, Ludivine Sagnier und Sylvie Testud. Ein ganz spezieller Gast ist der britische Regisseur Stephen Frears („Die Queen“, „Gefährliche Liebschaften“), der den Ehrenpreis der Europäischen Filmakademie erhält. Der dänische Schauspieler Mads Mikkelsen („Casino Royale“, „Adams Äpfel“) wird für seinen Beitrag zum Weltkino geehrt. [Elke Vogel/su]

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