Eurovision Song Contest in Baku ohne armenische Beteiligung

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Misstöne vor dem Eurovision Song Contest in Aserbaidschan: Armenien bleibt dem europaweiten Musik-Ereignis im verfeindeten Nachbarland fern, entschied die Führung in Eriwan. Hintergrund dürfte ein erbitterter politischer Streit sein.

Elf Wochen vor dem Eurovision Song Contest (ESC) in Baku hat Armenien seine Teilnahme am Wettbewerb im verfeindeten Nachbarland Aserbaidschan abgesagt. Das Staatsfernsehen werde keine Teilnehmer zum ESC im Mai entsenden, meldete der Rundfunk in der Hauptstadt Eriwan am Mittwoch.
 
„Wir sehen keine Logik darin, Menschen in ein Land zu schicken, in dem sie als Feinde angesehen werden“, hieß es in einer Erklärung. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter des ESC nannte den Schritt „enttäuschend“. Die Zahl der Wettbewerber in Baku sinkt damit von 43 auf 42 Teilnehmer.
 
Zwischen Aserbaidschan und Armenien herrscht ein brüchiger Waffenstillstand seit dem Krieg um die von Aserbaidschan abtrünnige Region Berg-Karabach. Vor kurzem hatten armenische Künstler sich in einem Offenen Brief für einen Boykott des Wettbewerbs ausgesprochen.
 
Der Grund dafür ist der Tod eines Grenzsoldaten, der von einem aserbaidschanischen Scharfschützen getötet worden sein soll. An einer Waffenstillstandslinie sollen am vergangenen Samstag auch zwei aserbaidschanische Soldaten erschossen worden sein. Aserbaidschans autoritärer Präsident Ilcham Alijew hatte Armenier in aller Welt Ende Februar nach Angaben aus Eriwan als „Feinde“ bezeichnet.

Armenien hatte immer wieder Befürchtungen geäußert, dass seine Delegation im Nachbarland gefährdet sein könnte. Alle Sicherheitszusagen hätten Eriwan leider nicht überzeugen können, teilte ESC-Generalsekretär Jon Ola Sand auf der EBU-Homepage mit. „Umstände, die wir nicht beeinflussen konnten, haben zu dieser unglücklichen Entscheidung (von Armenien) geführt.
 
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen kritisieren die Austragung des Musikwettbewerbs in Aserbaidschan. Grund sind nicht die Konflikte mit Armenien. Die Organisationen prangern vielmehr an, dass die autoritäre aserbaidschanische Führung die Menschenrechte verletzt und die Presse- und Meinungsfreiheit einschränkt.
 
Deutschland wird in Baku von dem 21-jährigen Industriemechaniker Roman Lobaus Rheinland-Pfalz mit seinem Song „Standing Still“ vertreten (DIGITALFERNSEHEN.DE berichtete). [dpa/su]

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7 Kommentare im Forum

  1. AW: Eurovision Song Contest in Baku ohne armenische Beteiligung Hmm... Die EBU gibt sich enttäuscht, aber ich wette, in Wirklichkeit sind sie froh darüber. Damit fällt ein unberechenbarer Konfliktherd weg.
  2. AW: Eurovision Song Contest in Baku ohne armenische Beteiligung Wer nicht kommt, klappt nicht mit der Türe.
  3. AW: Eurovision Song Contest in Baku ohne armenische Beteiligung Mit der Absage des Nachbarlandes Armenien zeigt sich, wie "unpolitisch" solche Veranstaltungen in anderen Regionen der Welt sind. Überall mischt sich die Politik ein! Wenn ich die Situation in den einzelnen Ländern auf diesem Globus mit den Maßstäben, die Menschenrechtsorganisationen anlegen, bemesse, dürfte es wohl kaum noch internationale Veranstaltungen geben. Dann müsste man die kommende Fußball-EM wegen der nicht ganz koscheren Jurisdiktion in der Ukrainie boykottieren, die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi wegen der nicht ganz so lupenreinen Demokratie wie es Schröder der Welt weismachen wollte, die Fußball-WM 2022 in Katar wegen des dortigen Systems (laut Verfassung von 2005 eine absloute Monarchie, nicht gerade unseren "Idealen" entsprechend) absagen. Ja, es dürfte sogar keine Spiele mehr z.B. den USA und Nordkorea, usw. geben, wo doch der kommunistische Norden der Halbinsel laut Definition von ex US-Präsident Bush jr. ein Teil der "Achse des Bösen" ist. Wo soll das letztendlich hinführen? Dass sich sportliche und künstlerische Veranstaltungen den kleinkarierten ideologischen Sandkastenspiele von Politikern unterwerfen? Nein, danke! Anmerkung: Damit will ich in KEINEM Fall die Verletzungen von Menschenrechten z.B. in Aserbeijan gutheißen!!!
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