Experimente und Abschiede: Was „Tatort“-Fans 2018 erwartet

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Am zweiten Weihnachtsfeiertag lief der letzte „Tatort“ des Jahres 2017. Wie geht es im neuen Jahr 2018 nun weiter bei Deutschlands beliebtester Fernsehreihe? Eine Übersicht.

Am Neujahrstag geht es los mit einem Saarbrücker Fall: „Mord Ex Machina“. Es ist der vorletzte Krimi des Saarländischen Rundfunks mit Devid Striesow alias Stellbrink. Der letzte Fall kommt dann 2019.
 
Beim Ludwigshafen-„Tatort“ hört am 7. Januar nach 21 Jahren der Schauspieler Andreas Hoppe auf – er war Kommissar Mario Kopper an der Seite der dienstältesten „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Der letzte „Tatort“ mit Kopper trägt seinen Namen. Er gerät in den Fokus der Mafia, als er einem Jugendfreund helfen will.
 
2018 gibt es noch weitere Abgänge: In Dresden steigt Alwara Höfels als Ermittlerin Henni Sieland aus. Im Krimi „Déjà-vu“ am 28. Januar ist sie aber noch zu sehen. Ein letzter – sechster – Krimi mit ihr an der Seite von Karin Hanczewski und Martin Brambach soll dann im Mai gezeigt werden. Für Höfels neu ins Team kommt Cornelia Gröschel. Höfels begründete den Abschied von dem MDR-Team so: Bei Verbleib sei ihre Verantwortung als Künstlerin „gefährdet“.

In Köln verschwindet Assistent Tobias Reisser, den Patrick Abozen spielte. Er war als Nachfolger der langjährigen, Anfang 2014 dann im Krimi getöteten Assistentin Franziska (Tessa Mittelstaedt) angelegt. Im nächsten Kölner „Tatort“ mit dem Titel „Bausünden“ (21. Januar) ist Abozen aber nochmal dabei.
 
In Dortmund stieg vergangenes Jahr der Schauspieler Stefan Konarske als Kommissar Daniel Kossik aus. Die nächste Folge „Tollwut“ ist für den 4. Februar angekündigt. An der Seite von Jörg Hartmann, Anna Schudt und Aylin Tezel ist nun der Schauspieler Rick Okon zu sehen.
 
Der 28-jährige Okon hat bereits einige „Tatort“-Erfahrung vorzuweisen – etwa 2016 als Mörder im Kölner Krimi „Kartenhaus“. Was das Drehbuch für ihn in Dortmund genau vorsieht, lässt der WDR noch offen – „um den Zuschauerinnen und Zuschauern nicht die Spannung zu nehmen (beziehungsweise nicht zu spoilern)“. Okon soll aber nicht nur ein Gastspiel haben, sondern werde mehrere Folgen lang dabei sein.
 
In Kiel bekommt nach dem Abschied von TV- und Kinostar Sibel Kekilli („Game of Thrones“, „Gegen die Wand“) Axel Milberg als Borowski bald die Schauspielerin Almila Bagriacik. Ihr Rollenname: Mila Sahin. Zunächst ermittelt Borowski aber einmal allein.
 
Der Südwestrundfunk (SWR) dreht derweil ein zweites „Tatort“-Special mit Heike Makatsch als Ellen Berlinger, der diesmal in Mainz spielt, nachdem der erste Fall 2016 in Freiburg angesiedelt war. Doch dort spielt ja jetzt der neue Schwarzwald-„Tatort“.
 
In der Schublade des SWR wartet zudem noch ein zweiter Impro-„Tatort“ des Regisseurs Axel Ranisch auf seine Ausstrahlung. Der erste Lena-Odenthal-Tatort von Ranisch mit Laiendarstellern – „Babbeldasch“ – befeuerte Ende Februar 2017 die Debatte um zu viele Experimente. Die „Bild“ nannte ihn den „schlechtesten „Tatort“ aller Zeiten“.
 
Apropos Experimente: eine echte Innovation, nämlich einen komplett am Stück – also ohne Schnitt – gedrehten Echtzeit-„Tatort“, bietet bald das Schweizer Team. Der Film mit dem Arbeitstitel „Alte Männer sterben nicht“ wurde inszeniert vom Filmemacher Dani Levy („Alles auf Zucker!“). Es geht um einen Mord während eines Benefizkonzerts im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL). Viermal wurde der Stoff mit Stefan Gubser und Delia Mayer alias Kriminalkommissare Reto Flückiger Liz Ritschard hinuntergedreht – zweimal auf Hochdeutsch, zweimal auf Schweizerdeutsch. Die Arbeitsweise erinnert an den 2015 gefeierten 140-Minuten-Berlin-Film „Victoria“ von Sebastian Schipper.
 
Ob sich die von ARD-Oberen angekündigte Beschränkung auf nur noch zwei experimentelle „Tatorte“ pro Jahr bereits 2018 auswirkt, könnte sich am nächsten Fall von Ulrich Tukur zeigen. Seine Ausstrahlung war gegen Ende 2018 vorgesehen. Der HR-Film ist wieder ungewöhnlich für einen Sonntagskrimi. Der Arbeitstitel lautet „Murot und das Murmeltier“ und erinnert auch inhaltlich an die Zeitschleifenkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray.
 
Und was macht Til Schweiger? Nachdem es das ganze Jahr 2017 keinen einzigen Hamburger „Tatort“ mit seinem Action-Ermittler Tschiller gab und die Hansestadt nur am Rande in den NDR-Krimis mit Wotan Wilke Möhring vorkam ist für 2018 die TV-Ausstrahlung von „Tschiller: Off Duty“ angekündigt. Im Kino war dieser Film für Schweiger-Verhältnisse ein Flop, die Einschaltquote im Fernsehen dürfte dann aber bald stimmen.
 
Der „Bild am Sonntag“ sagte Schweiger kürzlich, er freue sich, 2019 weiter zu drehen: „Nach dem Kino-„Tatort“ kann man die Action nicht mehr hochschrauben. Es gibt aber eine Idee für eine erste Folge und wie sich die Geschichte über drei Teile entwickeln kann. Dafür habe ich mir das Team gewünscht, das hinter dem „Polizeiruf 110“ aus Rostock steckt, für mich übrigens der beste „Tatort!““
 
Die These, dass der „Polizeiruf 110“ womöglich der bessere „Tatort“ sei, vertreten einige. Beim Kritikerliebling Münchner „Polizeiruf“ steht 2018 allerdings der Ausstieg von Matthias Brandt als Hauptkommissar Hanns von Meuffels an – nur noch zwei Fälle sind mit ihm zu sehen. Zunächst der Film „Das Gespenst der Freiheit“ von Jan Bonny („Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen“, „Über Barbarossaplatz“). Den letzten und 15. Fall mit Brandt soll dann im Frühjahr der Regisseur Christian Petzold drehen, der bereits die Fälle „Kreise“ (2015) und „Wölfe“ (2016) verantwortete. Auch Barbara Auer soll dann wieder dabei sein. Der Arbeitstitel ist verrückt: „Warum hast Du mir nicht gesagt, dass Du zwei Beine hast?“[Gregor Tholl]

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14 Kommentare im Forum

  1. ARD - lasst das mit den Experimenten. Da kam dieses Jahr genug Schrott über den Sender. Maria Furtwängler (Hannover), Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär (Köln), Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl (München) von mir aus auch noch Axel Prahl und Jan Josef Liefers (Münster) sind nur einige Beispiele wie Tatort gut funktioniert. Man muss diese Krimireihe nicht ständig neu "erfinden".
  2. Das sind auch die einzigen Teams, die ich als ehemaliger Hardcore Tatortseher, noch überhaupt schaue!
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