Extrem brutal und ebenso schockierend – „Zulu“ im Kino

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Forest Whitaker und Orlando Bloom sind zwei ungleiche Cops in Kapstadt. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf menschenverachtende Machenschaften, die tief in die Zeit der Apartheid zurückreichen.

Gut 20 Jahre nach Ende eines Regimes sind die Wunden verheilt, die Verbrecher verurteilt – könnte man meinen. Doch die Geschichte lehrt immer wieder das Gegenteil, so auch die der Apartheid Südafrikas. Vor ziemlich genau 20 Jahren fanden dort die ersten freien Wahlen statt, Nelson Mandela wurde der erste schwarze Präsident des Landes, das Ende der Apartheid war eingeläutet. Doch bis heute leben zahlreiche Schwarze unter erbärmlichen Bedingungen und noch immer haben frühere Vertreter des Regimes Einfluss und Macht.

In „Zulu“ präsentiert der Franzose Jérôme Salle einen Thriller vor dem Hintergrund der Zerrissenheit Südafrikas. Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick ins Jahr 1978: Ein kleiner Junge muss mit ansehen, wie sein Vater lebendig verbrannt wird, als Jagd auf Schwarze gemacht wird. Sehr viel später wird ein noch brutalerer Rückblick das Geheimnis der Hauptfigur Ali (Oscar-Preisträger Forest Whitaker) lüften und erklären, warum er unfähig ist zu einer normalen Beziehung zu einer Frau.
 
Ali Sokhela ist Chef der Mordkommission in Kapstadt. Die Leiche eines reichen weißen Mädchens wird blutüberströmt am Strand gefunden. Zunächst sieht alles nach einem Mord im Drogenmilieu aus, doch schnell stoßen Ali und sein Team auf Verbrechen, die tief in die Vergangenheit der Apartheid zurückreichen. Zu Alis Team gehört der abgerissene, stets entweder verkaterte oder angetrunkene Brian Epkeen (Orlando Bloom), der immer noch unter der Trennung von seiner Frau leidet, als Vater versagt hat und keine Frauengeschichte auslässt.
 
Und da ist der brave Dan (Conrad Kemp), der sich rührend um seine krebskranke Frau und seine Tochter kümmert. Ungleicher könnten die drei Partner kaum sein – klischeehafter aber auch nicht. Salles Geschichte, die auf einem Roman von Caryl Férey basiert, scheint ebenso wie die Figurenkonstellation arg konstruiert. Die Bezüge zur Apartheid und zum in weiten Teilen des Landes immer noch herrschenden Rassismus wirken gewollt.

Während eines Grillabends sprechen die drei Polizisten über ihre Einstellungen. Ali folgt dem Motto Mandelas: Arbeite mit Deinen Feinden zusammen und sie werden zu Deinen Partnern. Vergangenheit sei vergangen, sagt der, der das Regime so schmerzhaft am eigenen Leib erfahren musste und zum moralischen Helden des Filmes wird. Brian hat bis heute keinen Frieden mit seinem toten Vater geschlossen, der eine entscheidende Rolle im Regime gespielt hat. Dans Frau postuliert, dass es keine Vergeltung, aber Wiedergutmachung geben muss.
 
Bei allen politischen Statements ist „Zulu“ in erster Linie ein brutaler Thriller, mit einem stets todtraurig dreinblickenden und zutiefst verletzten Whitaker, der 40 Jahre versucht, seine Rachegefühle zu unterdrücken. Und einem stets etwas zu dreckigen, blutverschmierten Bloom, der immer wieder sein Sixpack und seine Tattoos zeigt und damit nur in Ansätzen an den Schönling aus „Fluch der Karibik“ und „Herr der Ringe“ erinnert.
 
Und trotzdem oder gerade deswegen ist „Zulu“, der im vergangenen Jahr zum Abschluss der Filmfestspiele in Cannes lief, so verstörend. Er lässt erahnen, wie tief die Verletzungen noch sitzen, wie stark die Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen in der südafrikanischen Gesellschaft häufig noch sind. Dass hinter all den Geschehnissen ein Pharmakonzern steckt, der Versuche an Menschen und Tieren in Auftrag gibt, mag man nicht glauben. Es scheint nach knapp zwei Stunden aber auch nicht mehr unwahrscheinlich.Kinokritiken im Überblick
[Britta Schmeis]

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