Freiburg: „Tagesschau“-Chefredakteur erklärt Verzicht

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Fall Freiburg zieht größere Kreise. Nun meldet sich auch der ARD-Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke zu Wort und erläutert, warum im Fall einer getöteten Studentin in der „Tagesschau“ nicht über den Verdächtigen berichtet wurde. Inzwischen steht auch das ZDF in der Kritik.

Der Verzicht der ARD-„Tagesschau“ als Deutschlands meistgesehene Nachrichtensendung, über die Festnahme im Fall der getöteten Studentin in Freiburg zu berichten, schlägt weiter Wellen. In einem Blog-Eintrag am späten Sonntagabend erläuterte ARD-Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke erneut das Vorgehen seiner Redaktion. Die „Tagesschau“ berichte nur „sehr selten über einzelne Kriminalfälle“, sondern über „gesellschaftlich, national und international relevante Ereignisse“. Der Freiburger Fall hebe sich von anderen Mordfällen nach diesen Kriterien nicht ab. Deshalb habe man bei der Verhaftung des Tatverdächtigen den Maßstab beibehalten.

„Die Herkunft des mutmaßlichen Täters hat also mit dieser Entscheidung nichts zu tun“, betonte Gniffke. „Im Gegenteil, dass wir kein Problem damit haben, gegebenenfalls auch die Herkunft von Tatverdächtigen zu nennen, konnte man bei unserer Kölner Silvester-Berichterstattung sehen, bei der wir von Anfang an die Herkunft der mutmaßlichen Täter genannt haben.“
 
Auch ZDF-Moderator Claus Kleber wehrte sich online gegen Kritik, das „heute-journal“ habe die Festnahme verschwiegen. Am Samstag habe die Sendung „vollumfänglich“ dazu berichtet, schrieb Kleber auf Twitter. Am Sonntag sei es aber keine Neuigkeit mehr gewesen: „Daher HEUTE-journal, got it?“
 
Zuvor hatte die „Tagesschau“ bereits auf Facebook erklärt, warum die Nachricht in der 20-Uhr-Ausgabe vom Samstag nicht vorkam („regionale Bedeutung“, „der besondere Schutz von Jugendlichen“). Auf diesen Eintrag reagierten zahlreiche Nutzer mit Kritik. Auf Facebook und Twitter hatte die „Tagesschau“-Redaktion über den Fall berichtet.
 
Der 17 Jahre alte Verdächtige war am Freitag festgenommen worden. Es handelt sich um einen unbegleiteten Flüchtling, der 2015 aus Afghanistan eingereist war und bei einer Familie in Freiburg lebte.
 
Die 19 Jahre alte Studentin war Mitte Oktober vergewaltigt worden, ihre Leiche wurde im Fluss Dreisam gefunden. Sie ertrank. Die Medizinstudentin war mit ihrem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Uni-Party gewesen, als sie Opfer der Verbrechens wurde. [dpa/kw]

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35 Kommentare im Forum

  1. "Die Herkunft des mutmaßlichen Täters hat also mit dieser Entscheidung nichts zu tun", betonte Gniffke. "Im Gegenteil, dass wir kein Problem damit haben, gegebenenfalls auch die Herkunft von Tatverdächtigen zu nennen, konnte man bei unserer Kölner Silvester-Berichterstattung sehen, bei der wir von Anfang an die Herkunft der mutmaßlichen Täter genannt haben." Hier wird doch ernsthaft ein Vergleich mit der Kölner-Silverster-Berichterstattung gezogen. Ich glaube nicht was ich da lese. Die wurde doch erst 4 Wochen später überhaupt erst in gang gesetzt!
  2. Der Fall war wirklich in allen Medien bevor bekannt wurde wer der mutmaßliche Täter ist. Zumindest fand es in einigen Medien noch statt, dass man ein Tatverdächtigten geschnappt hat. Es macht wirklich den Eindruck, dass es den Medien nicht passt, dass der Hauptverdächtige ein Flüchtling ist. Mich würde wirklich interessieren, was der traumatiesierte arme Täter für eine Strafe bekommt und nein ich bin kein AFD Wähler.
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