Fühlbare Leidenschaft

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Zu Besuch bei Loewe

Mit Loewe verbinden viele Konsumenten Fernseher nach Maß, seit den letzten Jahren ist die Marke aber auch unter Audiokennern ein Begriff. Dank der praktischen Verknüpfung zur Elektronikwelt von Apple schlägt Loewe gänzlich neue Töne an, Spekulationen einer Internetseite schürten gar Gerüchte, der Gigant aus Kalifornien wolle den deutschen Produzenten übernehmen.

Verwunderlich ist der Trubel um Loewe keineswegs, denn als börsennotiertes Unternehmen mit Fokus auf globale Märkte ist man in Kronach längst den Gründertagen entwachsen, in denen einzig der Absatz in den deutschsprachigen Ländern im Vordergrund stand. Damit darf auch das Übernahmegerücht als Lob angesehen werden: Wie bei Apple stehen das Design, die Vernetzung und Bedienbarkeit im Vordergrund, ohne Kompromisse bei der Wiedergabequalität einzugehen. Zudem stehen Loewe-Produkte für das Gefühl regionaler Sicherheit, und das seit nunmehr fast 90 Jahren.

Loewe bleibt Loewe

Nachdem sich der Spuk um Apple gelegt hatte, konnten wir in den Fabrikhallen die Produktion der aktuellen TV-Serie miterleben. Die modernsten Geräte werden in der modernsten Halle gefertigt, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut entstand, um besonders flexible Arbeitsplätze, eine ruhige Arbeitsumgebung und eine hochwertige, aber gleichzeitig auch effektive Fertigung zu gewährleisten. Besonderer Clou: Die Fernseher werden auf einer Art Dockingstation registriert, sodass die Bestückung und passende Software von Modell zu Modell gewechselt werden kann und nicht eine komplette Produktionsstrecke für eine Serie reserviert werden muss.
 
Auf den insgesamt drei Produktionsstrecken fertigt Loewe zwischen 1 000 und 1 200 Geräte täglich, hinzu kommen Audioprodukte wie Lautsprecher, die das Home-Entertainment-System komplettieren. Mit Blu-ray-Playern, Airplay-Lautsprechern und flexiblen Aufstelllösungen für die hauseigenen Fernseher bietet Loewe eine immense Produktvielfalt – kein Vergleich zur begrenzten Auswahl anderer deutscher Produzenten.

Optimiert und veredelt

Statt Einzelkomponenten selbst herzustellen, greift Loewe auf Zulieferer zurück: Das beginnt beim Gehäuse und endet beim Panel sowie der Elektronik. Der Grund dafür ist einleuchtend: Nicht nur die aktuelle Serie Connect ID, sondern auch ältere Modelle setzen auf eine flexible Konfiguration durch den Kunden – echte Massenware vom Band gibt es nicht.
 
Inhaltliche Kritik an diesem Konzept weist man selbstbewusst zurück, denn sämtliche Bauteile werden nach Loewes Vorgaben gefertigt und müssen strenge Qualitätskontrollen bestehen – das war bereits zur Zeit der Röhrengeräte so und selbst Hersteller wie Apple verfahren nach diesem Prinzip. Ein Loewe-Gerät muss am Ende dennoch den Aufpreis wert sein, gewährleisten sollen dies maßgeblich Loewes Entwicklungen im Software-, Leiterplatinenund Tuner-Segment. Was der Fernseher aus den eingehenden Signalen macht, liegt in Loewes Hand.

In der Welt etabliert

Loewes globale Strategie bedingt abseits der bekannten Premiumprodukte auch Kompromisse, denn nicht jedes Loewe-Produkt muss zwingend über die Kronacher Bänder gelaufen sein. Dies betrifft den sogenannten Produktrandbereich (z. B. Fernseher im Kleinstformat), der kosteneffizienter im Ausland produziert wird. Aufseiten der Panellieferanten zeigt sich Loewe weltoffen: Derzeit steht Samsung hoch im Kurs, teilweise verwendet man aber auch Sharps LCD-Technik. Damit greift Loewe auf die angesagtesten Technologien für den jeweiligen Preispunkt zurück. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Kronacher die Trends im Akkord vorgeben: Vernetzung, Internet, HbbTV, 3D – Loewe erarbeitete sich in den letzten Jahren das Image eines modernen Home-Entertainment-Herstellers.

Mit dem Fachhandel, für die Kunden

Professionelle Serviceberatung vor dem Kauf und schnelle Hilfe bei Fragen und Problemen sind nur durch einen qualifizierten Fachhandel möglich und in diesem Bereich ist Loewe mittlerweile auch auf europäischer Ebene stark aufgestellt. Dennoch zeigen sich die Kronacher in diesem Punkt fast schon bescheiden: Hohe Kundenzufriedenheit und ein reibungsloser Service ist für Loewe selbstverständlich, die nachträgliche Reparatur von einzelnen Bauteilen innerhalb der modernen Fertigung ein Klacks.
 
Augenfälligere Dinge rücken dafür in den Mittelpunkt der Vermarktung, so zieht sich Loewes Designphilosophie nicht nur durch die Produktlinien, sondern auch durch die Kataloge, ja selbst durch die Fabrikhallen. Die eigene Produktwelt als funktionierende und gleichzeitig begehrenswerte Einheit darzustellen, ist Loewes großer Trumpf im Kampf um Marktanteile. Immer mehr Premiummarken orientieren sich deshalb am Kronacher Auftritt: Erfolg macht eben auch neidisch. So verlassen wir die Werkshallen am Ende mit dem Gefühl, globale Luft geschnuppert, aber heimischen Boden unter den Füßen gefühlt zu haben. Loewe geht seinen Weg, mit oder ohne Apple.

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