Gegen Google-Dominanz: Deutsche Konzerne planen Daten-Plattform

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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In der vernetzten Welt gibt es kaum ein Vorbeikommen an die US-Größen Google, Facebook und Co. Nun wollen vier deutsche Großkonzerne der amerikanischen Konkurrenz den Kampf ansagen und planen eine eigene Daten-Plattform. Dieser Idee müssen allerdings auch die Wettbewerbshüter zustimmen.

Mehrere große deutsche Konzerne wollen mit einer übergreifenden Daten-Plattform gegen die heutige Dominanz von US-Schwergewichten wie Google und Facebook ankämpfen. Mit dabei sind zunächst die Allianz, Axel Springer, Daimler, die Deutsche Bank mit der Postbank und der Kartendienst Here der deutschen Autobauer. Die Idee ist ein einheitlicher Zugang zu Online-Diensten. Die Umsetzung des Projekts stehe aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden, schränkten die Partner am Montag ein.

Heute wird im Netz oft eine Anmeldung über Profile bei Google, Facebook oder Twitter angeboten. In Europa gibt es immer wieder Kritik an der Dominanz von Daten-Plattformen aus den USA im Internet. Der Plan der deutschen Konzerne ist aber der bisher ambitionierteste Versuch, einen Gegenpol aufzubauen. Die Partner werben mit dem in Europa wichtigen Datenschutz-Argument: Die Plattform solle „höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten“.
 
Die Initiative hat große Ausbaupläne für die Zukunft. Unternehmen aus den Bereichen Handel, Luftfahrt und Telekommunikation sowie weiteren Branchen sollen kurzfristig als Partner gewonnen werden, hieß es. Erste Verhandlungen mit interessierten Unternehmen liefen bereits. Unter anderem hätten kürzlich Gespräche mit der Deutschen Telekom begonnen.
 
Auch die Entwicklung digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen sei mit der Plattform möglich. In einer späteren Ausbaustufe seien zusätzliche Funktionen wie ein digitaler Behördenzugang denkbar.
 
Mit den Partnern aus den Branchen Versicherung, Medien, Auto und Banken deckt die Initiative bereits ein breites Datenspektrum ab. Mit Here sind indirekt auch die Autobauer BMW und Audi eingebunden, denen der Kartendienst neben Daimler gehört.
 
Weiteres Mitglied der Initiative ist der Technologie-Thinktank Core. Auch das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) sowie die European School of Management and Technology (ESMT) seien eingebunden, um das Projekt wissenschaftlich zu begleiten.
 
„Die Kooperation versteht sich als wettbewerbsfähige, europäische Antwort auf die internationale Plattformwirtschaft“, erklärten die Teilnehmer. Die Initiative sei „im Austausch“ mit der Politik und werde insbesondere vom Bundeswirtschaftsministerium begrüßt. [Andrej Sokolow/buhl]

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7 Kommentare im Forum

  1. Kein anderes Land steht sicher selber so im Weg wir Deutschland. Frage mich wie Luther das seinerzeit geschafft hat, gegen die Widrigkeiten doch anzugehen, oder wenige andere. Die Zahl derer ist überschaubar, wenn man bedenkt wie es besser laufen könnte mit Neuerungen und Entwicklungsforschung. Dafür muss man nur über den Teich schielen. Grundsätzlich ist die Idee eine Gute. Und klar, die Wettbewerbsbehörde muss abwägen ob es passt. Aber zu Gleichen Teilen hat sie auch viele Chancen schon verhindert, wie die Medienplattform unserer Medien. Da hätte es jetzt eine Alternative zu Netflix & Co geben können. Die Behörde hats verhindert. Ob sie das nun auch verhindern wird, liegt aber auch an den Plänen wie so eine Plattform ausgestaltet und geplant wird. Ich bin gespannt, ob so viele Köche einen schmackhaften Brei bereiten können, damit es allen schmeckt?! Und viel mehr würde das Projekt deutlich erfolgversprechender, wenn nicht nur deutsche Konzerne mitmachen würden, sondern sämtliche großen Europäischen. Wobei wir da wieder bei den vielen Köchen und dem Brei wären. Wenn das Team passt und die Pläne gut erarbeitet werden, kann es was werden. Es ist ein Henne-Ei-Problem mit uns Deutschen. Wir können gut bis sehr, aber viele andere verweigern dass es sehr gut weiter gehen kann. Ich bin gespannt, ob es nicht wieder nur ein Ballon ist, in den die Wettbewerbsbehörde reinstecken wird
  2. "Allianz, Axel Springer, Daimler, die Deutsche Bank mit der Postbank und der Kartendienst Here der deutschen Autobauer" Bis auf Here sind das die Firmen, von denen ich immer dachte das sie von Satan persönlich geleitet werden. Bevor ich denen meine Daten anvertrauen würde, gebe ich sie doch lieber Google und der NSA.
  3. Das Problem der meisten deutschen Digitalinitiativen ist vor allem, dass die meisten davon aus dem falschen Antrieb heraus gemacht wurden. Google, Facebook und Co. haben vor allem die Nutzererfahrung im Blick und erwarten nebenbei, dass dadurch langfristig die Nutzerzahlen und der Umsatz steigen. So wie es diese Initiative zeigt, haben deutsche Unternehmen oftmals vieles im Blick aber nicht die Nutzer. Sie wollen die Daten-Plattform nämlich nur ausschließlich deshalb schaffen, um die Macht von Google und Facebook einzuschränken und selbst einen Anteil am Kuchen zu bekommen. Der einzige Vorteil, der für die Nutzer dadurch erreicht werden soll, ist, dass mit dem deutschen Datenschutz geworben wird. Mit dieser Vorgehensweise sind schon StudiVZ und deutsche E-Mail-Anbieter gescheitert, die immer dann mit Datenschutz geworben haben, wenn sie auf technologischer Seite eh nicht mehr mit der Konkurrenz aus der USA mithalten konnten.
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