Geißendörfer hatte nie Angst vor Trivialität

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der Erfinder der „Lindenstraße“ Hans W. Geißendörfer hat in einem Interview zugegeben, dass er bewusst Trivialität für die erfolgreiche ARD-Serie gesucht habe.

Er wolle Geschichten erzählen, die so in der Unterhaltung nicht vorkämen, sagte Geißendörfer in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ zum 25. Jubiläum der „Lindenstraße“. Es sind sozialkritische Themen wie Aids, Ausländerhass, Magersucht, Homosexualität oder Ehebruch, die in der ARD-Soap thematisiert werden. Für diese Haltung ernte das 85-köpfige Team großen Respekt, so Geißendörfer. Doch selbst innerhalb der ARD gebe es Leute, die die Nase rümpften ohne „eine ganze Folge ‚Lindenstraße‘ konzentriert angesehen zu haben.“
 
Trotzdem macht den 69-Jährigen dieses Jubiläum „ein klein bisschen Stolz“. Nicht weil es jetzt 25 Jahre seien, sondern weil das Team noch immer zusammen arbeite und für viele eine zweite Heimat geworden sei. „Wir haben im Ensemble der ‚Lindenstraße‘ immer noch zehn Schauspieler, die seit Beginn der Serie mit dabei sind und die uns somit über zwei Jahrzehnte lang die Treue gehalten haben“, sagte Geißendörfer. Andere wie Uta Mora (Berta Griese) und Annemarie Wendl (Else Kling) spielten bis zu ihrem Tod in der ARD-Serie.

Doch es gab nicht nur Trauriges in über 1 300 Folgen. Auch kleine Anekdoten gaben sie her. So sei es zwar schön, jemanden auch tatsächlich neun Wochen lang schwanger sein zu lassen, man dürfe sich nur nicht verzählen. „Ein Mal – bei Anna Ziegler, als sie mit Tom, dem ersten gemeinsamem Kind mit Hans Beimer, schwanger war – ist uns das tatsächlich passiert“, so Geißendörfer.
 
Dabei begann Geißendörfer, der mittlerweile auch mehrere Kinofilme produziert hat, eher aus der Not heraus mit der „Lindenstraße“. Der Produzent schaffte es einfach nicht, seinen Kinofilm fertig zu bekommen. Also schlich er sich vor 25 Jahren in eine Sitzung der ARD-Intendanten mit einem Film im Gepäck, der die wichtigsten Familien und Pärchen vorstellte. „Ich erinnere mich gut an die verwirrten Gesichter. Ich habe erklärt, dass ich ihnen 20 Minuten Film zeigen möchte – dann wurde ich rausgeschmissen. Aber sie haben sich den Film tatsächlich angeschaut und vier, fünf Tage später erfuhr ich dann, dass mein Auftritt offenbar großen Eindruck gemacht hat und dass die ARD das Projekt ‚Lindenstraße‘ in Angriff nehmen möchte.“

Doch auch die erfolgreiche Soap entwickelt sich weiter. „Wir bieten die Folgen auch als Videostream oder Podcast auf unserer Homepage an“, erklärt Geißendörfer. Die Nutzung über das Internet steige. Auch die Jubiläumsfolge, Folge 1306 „Iffi und Klaus“, wird auf „Lindenstraße.de“ zugänglich sein. Im TV läuft sie am Sonntag um 18.50 Uhr in der ARD. [js]

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